Frühgeburt: Anzeichen und was zu tun ist

Man spricht von einer Frühgeburt, wenn das Baby vor Vollendung der 37. Schwangerschaftswoche zur Welt kommt. Es gibt einige Anzeichen, die auf eine Frühgeburt hindeuten können. Treten bestimmte Symptome auf, gilt es, unverzüglich einen Arzt aufzusuchen. Dabei hat das Kind, je nach Schwangerschaftsalter unterschiedliche Überlebenschancen. Lesen Sie über die möglichen Anzeichen einer Frühgeburt und anschließende Maßnahmen.

Von Claudia Rappold

Wann spricht man von einer Frühgeburt und was sind mögliche Ursachen?

Eine normale Schwangerschaft dauert um die 40 Schwangerschaftswochen. Man spricht von einer Terminschwangerschaft und, wenn das Kind um die 40. Woche herum auf die Welt kommt, von einer Termingeburt.

Wenn die Geburt vor der Vollendung der 37. Schwangerschaftswoche erfolgt, spricht man von einer Frühgeburt. In der Regel wiegt das Kind dabei weniger als 2.500 Gramm.

Elektive oder spontane Frühgeburt

Es gibt Situationen, in denen die Schwangerschaft durch eine Operation bzw. einen Kaiserschnitt oder durch die Weheneinleitung vorzeitig beendet wird. In diesem Fall spricht man von einer elektiven Frühgeburt. Sofern die Wehen von allein einsetzen, ist die Rede von einer spontanen Frühgeburt.

Gruppen von Frühgeborenen

Je nachdem, wie lange die Schwangerschaft andauert, lassen sich drei verschiedene Gruppen von Frühgeborenen unterscheiden. Dies sind:

  • bei weniger als 28 Schwangerschaftswochen: extrem früh Geborene
  • bei 28 bis 31 Schwangerschaftswochen: sehr früh Geborene
  • bei 32 bis 37 Schwangerschaftswochen: mäßig früh Geborene

Es gibt verschiedene Ursachen und Risikofaktoren, durch die man für eine Frühgeburt gefährdet sein kann.

Nikotin, Alkohol und Drogen

Einer der größten Risikofaktoren für eine Frühgeburt ist das Rauchen, deshalb sollte in der Schwangerschaft unbedingt auf Zigarettenkonsum verzichtet werden. Dabei ist sowohl das aktive Rauchen als auch das passive Rauchen schädlich für die werdende Mutter und die gesunde Entwicklung des Kindes. Auch Alkohol- und Drogenabusus stellen ein Frühgeburts-Risiko dar.

Erkrankungen

Häufige Auslöser einer Fehlgeburt sind Infektionen, diese können zu vorzeitigen Wehen oder einem Blasensprung führen.

HELLP-Syndrom

Auch das so genannte HELLP-Syndrom ist oft für eine Frühgeburt verantwortlich, dabei hat die Schwangere unter anderem eine Leberfunktionsstörung und Bluthochdruck. Auch ein unterschiedlicher Rhesusfaktor von Mutter und Kind, Fehlbildungen und Chromosomenanomalien beim Fötus sowie Anomalien und Erkrankungen der Gebärmutter können eine Frühgeburt verursachen.

Mehrlingsschwangerschaften

Ebenso gehören Mehrlingsschwangerschaften zu den Risikoschwangerschaften, aus den unterschiedlichsten Gründen, kann es auch hier zu Frühgeburten kommen. Physischer und psychischer Stress begünstigen eine Frühgeburt.

Oft kommt es so zu Schwangerschaftskomplikationen, die als Auslöser für eine Frühgeburt verantwortlich sein können, wie:

Höheres Alter

Mit zunehmendem Alter der Frau steigt auch die Gefahr einer Frühgeburt. Mehrere und schnell aufeinander folgende Schwangerschaften stellen einen Risikofaktor dar.

Warnsignale - Durch welche Anzeichen kann sich eine Frühgeburt ankündigen?

Viele Frühgeburten kündigen sich schon durch bestimmte Warnzeichen an, zum Beispiel durch:

  • vermehrten und unangenehm riechenden Ausfluss
  • ungewöhnlich häufiger Urindrang und Wasserlassen
  • plötzlich auftretende Schmierblutungen
  • ein Brennen und Jucken in der Scheide

Auch Fieber und sehr starker Durchfall können eine Frühgeburt einleiten.

Frühgeburt, was ist zu tun? - Über Behandlung, Bescheinigung und Co.

Bei menstruationsähnlichen Unterleibsschmerzen in der frühen Schwangerschaft, bei vorzeitigen Wehen und vaginalen Blutungen sollte man umgehend einen Arzt kontaktieren oder sich in eine Entbindungsklinik begeben. Bei vorzeitigen Wehen verhärtet sich der Unterbauch in kurzen Abständen, meist wird auch ein Ziehen in den Leisten und im Rücken gespürt.

Auch bei einem vorzeitigen Platzen der Fruchtblase muss man in das Krankenhaus. Bei einer drohenden Frühgeburt können die Blutungen auch wieder stoppen und die Schwangerschaft kann normal fortgesetzt werden. Ist der Gebärmutterhals geöffnet, sind die Blutungen stark und es sind Bauchkrämpfe vorhanden, kann es zu einer Frühgeburt kommen.

Behandlung des Frühchens

Frühgeborene benötigen eine spezielle Behandlung. Bestenfalls entscheidet sich die werdende Mutter für eine Entbindung in einem Perinatalzentrum. Hier liegen Kinder- und Frauenklinik nah beieinander.

Personal und Einrichtung sind auf die Bedürfnisse des Frühchens spezialisiert bzw. konzipiert. Lesen Sie hier im Detail, wie die Betreuung von Frühgeborenen aussieht und welche Faktoren die Überlebenschancen eines Frühchens beeinflussen.

Bescheinigung der Frühgeburt und Wissenswertes zum Mutterschutz und Elterngeld

Mütter von Frühgeborenen haben Anspruch auf verlängerten Mutterschutz. Normalerweise gilt diese Frist ab sechs Wochen vor dem errechneten Geburtstermin.

Handelt es sich um ein Frühchen, greift der Mutterschutz am Tag der Geburt, auch wenn dieser noch nicht beantragt werden konnte. Die Mutterschutzfrist setzt sich normalerweise bis acht Wochen nach der Geburt fort. Der Mutterschutzurlaub verlängert sich bei Frühchen auf 12 Wochen nach der Entbindung.

Die Auszahlung des Mutterschaftsgeldes erfolgt über die Krankenkasse. Für die Beantragung bedarf es einer Bescheinigung über die Geburt, die man vom Arzt im Krankenhaus erhält.

Das Elterngeld erhält man ab dem Geburtstermin. Auf dieses werden die Mutterschaftsleistungen angerechnet.

Einer Frühgeburt vorbeugen: Regelmäßige Untersuchungen wahrnehmen

Für den Arzt ist es wichtig, dass er alle Risikofaktoren rechtzeitig erfassen und dementsprechend behandeln kann. Daher sind die regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen unbedingt erforderlich. Körperliche Befunde, Laborwerte und Ultraschallergebnisse geben Aufschluss über die Schwangerschaft und deren Verlauf.

Ebenso wichtig sind regelmäßige Messungen des Säurewerts in der Scheide, ist dieser normal, ist das Risiko einer Infektion gering. Die Prävention von Frühgeburtlichkeit ist sehr wichtig, je besser die Frauen aufgeklärt sind, desto mehr können sie ihre Lebensführung den Umständen anpassen.

Hier gehen wir ausführlich auf das Thema "Frühgeburt vorbeugen und verhindern" ein.

Untersuchungsverfahren bei drohender Frühgeburt

Eine Ultraschalluntersuchung kann Aufschluss über die Lebensfähigkeit des Kindes und den Zustand der Schwangerschaft geben. Durch bestimmte Testverfahren ist es dem Arzt möglich, eine drohende Frühgeburt zu erkennen.

Überlebenschance von Frühchen

Dank der modernen Medizin haben Frühchen heute sehr gute Überlebenschancen. Trotzdem sind manche Kinder besonders gefährdet, wenn sie weit vor dem Termin, vor der 32. Schwangerschaftswoche geboren werden oder wenn das Geburtsgewicht weniger wie 1500g beträgt.

Das Ziel der Mediziner ist immer eine Frühgeburt möglichst zu verhindern und die Schwangerschaft so lange wie möglich hinauszuzögern. Unter Umständen werden wehenhemmende Mittel verabreicht. Ärzte und Hebammen erklären der werdenden Mutter, wie sie vorgehen und wie sie behandeln.

Die Rolle des Körpergewichts und der Lungenreifung

Entscheidend ist auch das Gewicht des Kindes: Bei einem Geburtsgewicht unter 1500g sind die Überlebenschancen gering. Überlebende Babys haben ein erhöhtes Risiko, neurologische Schäden zu erleiden. Vermehrt kommt es bei Frühchen zu:

Eine entscheidende Rolle für das Überleben spielt die Lungenreifung, die normalerweise um die 24. Schwangerschaftswoche eintritt. Da bei den Frühchen die Organe noch nicht vollständig ausgebildet und funktionsfähig sind, führt dies zu den unterschiedlichsten Problemen. Auch Hirnblutungen sind bei den Frühgeborenen zu befürchten.

Überlebenschancen in der 22. Schwangerschaftswoche

Ein Kind, welches vor der 22. Schwangerschaftswoche auf die Welt kommt, ist in der Regel nicht lebensfähig. Weicht der Entwicklungsstand von dem Schwangerschaftsalter ab, werden die Ärzte lebenserhaltende Maßnahmen überdenken. Ist es abzusehen, dass das Kind stirbt, werden die Eltern bei der Sterbebegleitung unterstützt.

Überlebenschancen in der 23. Schwangerschaftswoche

Bei Frühgeburten nach der 22. bis 23. Schwangerschaftswoche steigen die Überlebenschancen erheblich, aber je nach Reifealter kann das Kind körperliche und geistige Behinderungen aufweisen. Ärzte entscheiden mit den Eltern welche geburtshilflichen Maßnahmen und Neugeborenenversorgungsmaßnahmen getroffen werden.

Überlebenschancen in der 24. Schwangerschaftswoche

Bei einer Frühgeburt nach der 24. Schwangerschaftswoche werden die Frühgeborenen in Bezug auf das Lebensrecht anderen Kindern jeden Alters gleichgesetzt. Bei geburtshilflichen Maßnahmen werden nicht nur die elterlichen, sondern auch die kindlichen Bedürfnisse berücksichtigt.

Wenn keine lebensbedrohliche Störung vorliegt, werden die Ärzte versuchen die Lebensfunktion des Kindes zu erhalten. Ein Großteil dieser Frühchen hat aber bleibende Schäden.

Überlebenschancen in der 26. bis 32. Schwangerschaftswoche

Nach der 26. Schwangerschaftswoche schaffen es die meisten Frühgeburten zu überleben, aber fast die Hälfte muss mit Behinderungen leben. In der 28. Schwangerschaftswoche überleben noch mehr Babys und das Risiko einer Behinderung sinkt.

Nach der 30. Schwangerschaftswoche werden die Überlebenschancen immer besser und es sind nur noch wenige Fälle mit Behinderungen zu erwarten. Mit der 32. Schwangerschaftswoche sind die Chancen eines Frühchens fast genauso gut wie bei einem reif geborenen Baby. Das Risiko einer Behinderung sinkt erheblich.

Tabelle: Die Überlebenschancen bei einer Frühgeburt im Überblick

Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die Überlebenschancen bei einer Frühgeburt sowie die Wahrscheinlichkeit einer Behinderung. Hierbei gibt es einige Faktoren, die bedacht werden sollten.

Es gibt viele weitere Punkte, die das Überleben des Kindes beeinflussen können. So spielen beispielsweise Begleiterkrankungen eine Rolle. Auch das Geschlecht ist nennenswert, da Mädchen oftmals robuster sind.

Zudem gibt es einige gesundheitliche Folgen, die sich gut behandeln lassen. Werden die Frühchen in einem Perinatalzentrum geboren, steit die Überlebensrate.

Überlebenschancen von Frühgeborenen
Schwangerschaftswoche (SSW)ÜberlebenschanceWahrscheinlichkeit einer
Behinderung
früher als 21. SSWkeine Überlebenschance
ab der 22. SSWca. 5%99 %
ab der 24. SSWca. 70%60 bis 70 %
ab der 26. SSWca. 85%40 %
ab der 28. Wocheca. 96%25 %
ab der 32. SSW
bei einem Gewicht über 1.500g
ca. 98%3 %