Dammschnitt: Durchführung sowie Vor- und Nachteile

Einen Dammschnitt nennt man medizinisch Episiotomie. Gemeint ist damit das Einschneiden des Dammes während des Geburtsvorganges. Durch diesen Eingriff soll der Beckenboden beim Durchtritt des Kindes entlastet und ein Dammriss vermieden werden. Liegt das Baby in Steißlage im Bauch der Mutter, so kann der Dammschnitt helfen, damit es leichter geboren wird. Viele Frauen haben nach einer Geburt mit Dammschnitt jedoch Probleme. Lesen Sie über die Durchführung sowie die Vor- und Nachteile eines Dammschnitts.

Von Claudia Rappold

Was ist ein Dammschnitt und warum wird er durchgeführt?

Unter dem Damm versteht man den Bereich zwischen Scheideneingang und After. Er ist Teil des Beckenbodens und bei Geburt verletzungsgefährdet. Je nach Vererbung kann der Damm schmaler oder breiter sein.

Sollte der Damm sich nicht entsprechend dehnen, kommt es zu Dammrissen, die in der Regel immer nur so groß sind, wie es gerade nötig ist. Es werden viel weniger Muskelfasern und Blutgefäße verletzt als bei einem Schnitt, sodass auch die Heilung eines Risses meist unkomplizierter verläuft.

Da bei sehr vielen Geburten ein Dammriss auftritt, nehmen Ärzte hin und wieder auch einen gezielten Dammschnitt vor, um noch schlimmeres Einreissen des Dammgewebes zu verhindern und dem Köpfchen des Babys mehr Platz zu machen.

Während vor einigen Jahren routinemäßig ein Dammschnitt durchgeführt wurde, ist dies heute nicht mehr die Regel. Trotzdem kann ein Dammschnitt hilfreich sein, wenn die Geburt unnatürlich lange dauert und beim Baby dadurch bereits erste Komplikationen messbar sind.

Es gibt auch gute Gründe, die einen Dammschnitt nötig machen, wie etwa:

  • wenn die Weichteile sehr straff und schlecht durchblutet sind
  • wenn der Damm zu reißen droht
  • wenn die kindlichen Herztöne abfallen
  • wenn eine Geburtsbeschleunigung nötig ist
  • bei Beckenendlagen
  • bei Frühgeburten
  • bei einer ungünstigen Einstellung des Babys
  • bei vaginal-operativen Geburten wie Zangen- oder Vakuumgeburt

Der Dammschnitt hat auch Vorteile, besonders bei schweren Entbindungen. Der Sinn des Dammschnittes ist, dass dem Baby mehr Platz auf seinem Weg nach draußen geschaffen wird.

Stillstand vermeiden

Geht die Geburt nicht voran, weil zum Beispiel das Baby nicht durch den Geburtskanal passt, so hilft ein Dammschnitt, die Geburt doch noch auf natürlichem Wege und nicht mit einem Kaiserschnitt zu beenden.

Frau und Kind entlasten

Besonders wenn Frühgeborene auf natürlichem Wege entbunden werden, hilft der Dammschnitt jedoch, dass kein übermäßiger Druck auf dem kleinen Köpfchen lastet und so womöglich zu schweren Verletzungen führen kann.

Vaginal-operative Entbindungen

Sehr häufig wird ein Dammschnitt auch eingesetzt, wenn eine Zange oder eine Saugglocke zur Entbindung notwendig sind. Der Frau wird dadurch ein Kaiserschnitt erspart.

Dammschnitt bei einem Baby in Steißlage

Normalerweise liegt ein Baby mit dem Kopf nach unten im Bauch der Mutter. Der größte Körperteil, das Köpfchen des Babys, wird somit als erstes geboren und macht dadurch Platz für den restlichen Körper.

Liegt ein Baby nun mit dem Po nach unten im Bauch und wird auch auf diese Weise entbunden, so werden zwar oftmals Po und Bauch geboren, der Kopf steckt jedoch fest. Zudem kann das Köpfchen einen weitaus höheren Druck nach unten ausüben, als der Po.

Ziel und Durchführung des Dammschnittes

Durch das Einschneiden des Dammes wird der Weg für das Baby geweitet und es kann leichter geboren werden. Diese Maßnahme wird auch durchgeführt, wenn das Baby schnell geboren werden muss, zum Beispiel aufgrund eines drohenden Sauerstoffmangels.

Babys in Steißlage können durch diesen Dammschnitt in vielen Fällen auf normalem Wege ohne Kaiserschnitt entbunden werden. Es gibt sogar Fälle, in denen Steißlagen-Babys ohne Dammschnitt geboren werden können.

Viele Geburtskliniken haben sich auch auf die natürliche Geburt von Steißlagen spezialisiert. Aufgrund des höheren Risikos als bei einer normalen Geburt sind dann lediglich mehr Ärzte anwesend als sonst.

Wie und wo wird ein Dammschnitt durchgeführt? - Die verschiedenen Schnittführungen

Der Dammschnitt selbst wird während einer Wehe durchgeführt. Mit einem Skalpell wird dann ein bis zu acht Zentimeter langer Schnitt vorgenommen, der nach der Geburt unter örtlicher Betäubung genäht wird.

Bei der Durchführung des Dammschnittes gibt es unterschiedliche Arten der Schnittführung; sie unterscheiden sich in der Länge und in der Platzierung des Schnittes:

  1. die laterale Episiotomie
  2. die mediolaterale Episiotomie
  3. mediane Episiotomie

Wenn man von vorne auf die werdende Mutter sieht, die mit gespreizten Beinen daliegt, wird bei der medianen Episiotomie, der Schnitt zwischen Scheide und Anus gesetzt.

Diesem Schnitt schreibt man die besten Heilungschancen zu. Muss aufgrund des Geburtsverlaufes jedoch zum Beispiel eine Saugglocke zu Hilfe genommen werden, so kann es passieren, dass der Damm bis zum Darm reißt und die Frau lange Zeit Probleme damit hat, ihre Stuhlausscheidung zu kontrollieren.

Die mediolateralen Episiotomie wird in einem 45°-Winkel, vom Mittelpunkt aus gesehen ausgeführt, hier kann der Schnitt länger geführt werden. Dammschnitte, die seitlich ausgeführt werden, schaffen zwar mehr Platz, schmerzen aber oft viel stärker in der Heilungsphase und schädigen natürlich auch die Muskulatur. Kommt es dann noch zusätzlich zu einem Riss, verläuft dieser in der Regel wieder in gerader Richtung, sodass der Beckenboden dadurch sehr stark verletzt ist.

Die laterale Episiotomie wird ebenfalls in einem 45°-Winkel durchgeführt, aber circa zwei Zentimeter von der Mitte versetzt. Sie ist eher unüblich, da sie schlechte Heilungschancen hat.

Normalerweise wird der Schnitt während einer Presswehe ohne örtliche Betäubung ausgeführt.

Anästhesieverfahren beim Dammschnitt

Egal, welche Art von Dammschnitt durchgeführt wird, so setzt der Gynäkologe den Schnitt normalerweise immer während einer Presswehe.

Sofern die werdende Mutter eine Rückenmarksnarkose (PDA) für die Geburt bekommen hat, wird keine weitere Betäubung gesetzt. Hat die Frau noch keine Betäubung bekommen, so erfolgt der Dammschnitt ohne zusätzliche Betäubung.

Da der Schnitt während einer Presswehe gesetzt wird, spürt die Frau diesen in der Regel nicht. Einige Zeit nach der Geburt wird der Schnitt dann unter örtlicher Betäubung mit selbstauflösenden Fäden vernäht.

Das Nähen des Dammschnittes

Ein Dammschnitt muss anschließend genäht werden. Dies geschieht unter örtlicher Betäubung kurz nach der Entbindung. Ein glatter Schnitt ist auch besser zu nähen, als ein Riss.

Wann verheilt der Dammschnitt und wie sieht die Pflege aus?

Nach dem Eingriff gilt es, die Wunde richtig zu pflegen und ein paar Verhaltensmaßnahmen einzuhalten. Lesen Sie hier, was dabei zu beachten ist und wie lange der Dammschnitt benötigt, um richtig zu verheilen.

Nachteile und mögliche Komplikationen bei einem Dammschnitt

Je nach Schnitt unterscheiden sich die anschließenden Beschwerden und kosmetischen Ergebnisse. Dementsprechend unterscheiden sich auch die möglichen Komplikationen. Mögliche Komplikationen sind:

Viele Studien haben belegt, dass ein Dammriss besser verheilt als ein Dammschnitt. Zudem haben die Frauen mit Dammschnitten oft mehr Probleme und Schmerzen als mit einem Dammriss. Häufig heilt die Wunde schlecht, und es kann durch den Dammschnitt auch zu schweren Nachblutungen kommen.

Stuhlinkontinenz

Bei einer bestimmten Art des Dammschnittes (medianer Dammschnitt) kann es passieren, dass trotz Schnitt das Gewebe bis zum After reißt. Die Frau hat dadurch das Problem, dass sie ihren Stuhlgang nicht mehr richtig halten und kontrollieren kann. Man spricht dann von einer Stuhlinkontinenz.

Verletzung des Babys

Nachteil eines Dammschnittes kann auch sein, dass durch den Schnitt das Baby verletzt wird, das sich noch dahinter im Geburtskanal befindet. In seltenen Fällen erleiden Babys durch einen Dammschnitt Schulterverletzungen.

Schmerzen beim Geschlechtsverkehr

Ein weiterer Nachteil des Dammschnittes ist, dass die Frau oftmals jahrelang noch Schmerzen beim Geschlechtsverkehr hat.

Mögliche Prävention - Dammschnitte vermeiden

Es gab eine Zeit, da wurde der Dammschnitt in den meisten Kliniken prophylaktisch, das heißt vorsorglich, durchgeführt. Man wollte eine Überdehnung oder einen Dammriss vermeiden. Es wurde auch argumentiert, dass ein Schnitt besser heilt, als ein Riss.

Heutzutage strebt man wieder mehr natürliche Entbindungsmethoden an und versucht einen Dammschnitt zu vermeiden. Die Hebamme kann den Damm überwachen und solange dieser noch gut durchblutet wird, besteht in der Regel keine Gefahr für einen Riss. Mit bestimmten Grifftechniken kann sie ein Einreißen verhindern.

Sie können in der Schwangerschaft das Risiko einen Riss oder sogar Schnitts während Ihrer Geburt mit vielen einfachen Methoden wie einer Damm-Massage oder Akupunktur wirksam verringern. Fragen Sie Ihre Hebamme.

Mit diesen Methoden ist es möglich, das Gewebe elastischer zu machen. Allerdings sollte man für diesen Zweck schon vier bis sechs Wochen vor der Entbindung damit anfangen. Es ist möglich, dass man somit einem Riss vorbeugen kann; eine Garantie gibt es jedoch nicht.

Für die Damm-Massage benötigt man ein natürliches Öl; empfehlenswert ist eine Mischung aus Weizenkeim- und Johanniskrautöl mit Zusätzen von Rose und Muskatellersalbei. Solche Mischungen gibt es auch als spezielles Damm-Massageöl in der Apotheke.

Um die Massage durchzuführen, stellt man ein Bein auf den Stuhl oder Wannenrand. Nun führt man erst einen, später zwei oder drei geölte Finger in die Scheide ein und massiert u-förmig mit einem leichten Druck in Richtung Darm. Eine tägliche Massage von etwa fünf bis zehn Minuten ist ausreichend.

Ebenfalls wirksam ist die Damm-Gymnastik. Dafür stellt man sich mit dem Rücken zum Bett oder Sofa und hockt sich breitbeinig hin, während man den Rücken anlehnt. Diese Übung sollte man mehrmals täglich durchführen, je länger man sie hält, desto effektiver.

Auch der Schneidersitz bringt Wirkung. Dabei ist der Dehnungseffekt am größten, wenn man die Füße gegeneinander presst, statt sie übereinander zu schlagen.

Im Handel gibt es zudem spezielle Anti-Dammschnitt-Trainer. dabei handelt es sich um eine Art Ballon, verbunden mit einer Pumpe. Ab der 37. Schwangerschaftswoche wird empfohlen, diesen Ballon jeden Tag für eine Viertelstunde in die Scheide einzuführen und diesen dabei immer etwas weiter aufzublasen, damit das Gewebe gedehnt wird.

Kommt es dennoch zu einem Dammriss oder ist ein Dammschnitt unvermeidbar, sollte man die Naht sorgfältig pflegen - alle nötigen Informationen zu diesem Thema erhalten Sie hier.