Beckenringlockerung - Wie entsteht sie und was hilft?

Die Beckenknochen werden von Bändern zusammengehalten. Sind diese gedehnt, sprichen Mediziner von einer Beckenringlockerung. Man nennt es auch Symphysenlockerung, Beckeninstabilität oder Beckenschwäche. Für eine Beckenringlockerung kann es unterschiedliche Ursachen geben. Einmal kann sie durch die hormonelle Umstellung in der Schwangerschaft verursacht werden, oder durch die große körperliche Belastung. Lesen Sie alles Wissenswerte über die Entstehung und Behandlung einer Beckenringlockerung.

Von Claudia Rappold

Was ist eine Beckenringlockerung und wodurch entsteht sie?

Eine Beckenringlockerung, die man auch als Symphysenlockerung bezeichnet, ist schwangerschaftsbedingt. Dabei kommt es zu einer Dehnung der Bänder, die für den Zusammenhalt des Beckenknochens zuständig sind.

Als Becken (Pelvis) bezeichnet man den Körperbereich unterhalb des Bauches und oberhalb der Beine. Durch diesen Abschnitt werden die Beine mit dem Rumpf verbunden.

Das Becken ist ein wichtiger Teil des Körpers, es ist ein Raum der teilweise von Knochen umgeben ist und die Eingeweide trägt. Als Beckengürtel fasst man die beiden Hüftbeine und das Kreuzbein zusammen.

Hüftbein und Kreuzbein sind im Kreuzbein-Darmbein-Gelenk verbunden. Das Gelenk wird von starken Bändern umgeben. Bei einer Beckenringlockerung dehnen sich die Bänder, welche den Beckenboden zusammenhalten sollen. Die Beckenringlockerung führt zu einer Beckeninstabilität.

Diese Bänder werden

  • durch die Schwangerschaft,
  • bei einer hormonellen Umstellung oder
  • bei großer körperlicher Belastung

gedehnt, dann sprechen die Mediziner von der so genannten Beckenringlockerung.

Welche Faktoren spielen in der Schwangerschaft eine Rolle?

Etliche Frauen leiden in der Schwangerschaft unter diesen unangenehmen Beschwerden. In vielen Fällen werden diese durch die veränderte hormonelle Situation während der Schwangerschaft ausgelöst.

Durch die Einstellung des Körpers auf die Geburt wird das Hormon Relaxin ausgeschüttet. Es hält die Bänder im Becken elastisch, besonders im Symphysenbereich, dem Knorpel zwischen den Beckenhälften, auch Schambeinfuge genannt.

Diese weitet sich während der Schwangerschaft. Dies gilt ebenfalls für die kleinen Fugen in den Iliosakralgelenken, die sich zwischen dem Darm- und Kreuzbein befinden.

Bekommen die Beckenhälften zu viel Spiel und verlieren an Stabilität, treten Schmerzen auf. Die Symphyse wird gedehnt und es entsteht eine Reizung.

Frauen, die sich in der Schwangerschaft zu sehr körperlich verausgaben, können ebenfalls eine Beckenringlockerung bekommen. Zusätzlich entsteht eine Beckenringlockerung bei vielen Frauen auch durch das steigende Körpergewicht bzw. den immer größer werdenden Bauchumfang.

Die Aufgabe der Bänder ist es, den Beckenboden zusammenzuhalten. Sind sie gedehnt, können sie ihre Aufgabe nicht mehr richtig erfüllen.

Wenn auch die Bänder im Kreuzbereich betroffen sind, kann es zu Kreuz- und Beckenschmerzen kommen. Eine Beckenringlockerung kann schon sehr früh in der Schwangerschaft entstehen und weit über die Schwangerschaft hinaus fortbestehen.

Lockere Symphyse: Risikofaktoren bei Schwangeren

Es gibt einige Risikofaktoren, die in der Schwangerschaft als belegt gelten. Zu diesen zählen

  • Verletzungen der Hüfte
  • frühere Rückenprobleme und
  • arthritische Gelenksentzündungen.

Was Faktoren wie Übergewicht, körperlich harte Arbeit oder Rauchen angeht, finden sich verschiedene Studienergebnisse. Gynäkologen zufolge kommt es oftmals zu wiederholten Problemen in einer Folgeschwangerschaft; dabei sind auch früher eintretende und heftigere Beschwerden nicht selten.

Symptome und Beschwerden: Wie bemerkt man eine Beckenringlockerung?

Die betroffenen Frauen klagen über Beschwerden beim Gehen und eine eingeschränkte Beweglichkeit. Die Schmerzen machen sich

  • im Bereich der Wirbelsäule,
  • der Lenden oder auch
  • im Bereich des Schambeins

bemerkbar, sie können sich bis zu den Innenseiten der Oberschenkel und an den Leistenbereich ausdehnen.

Eine Beckenringlockerung verursacht Schmerzen und diese werden durch bestimmte Faktoren verstärkt:

  • Wenn die werdende Mutter auf dem Rücken liegt und sich zur Seite drehen will, verspürt sie Schmerzen.

  • Treppensteigen verursacht Schmerzen und ist besonders anstrengend.

  • Beim Gehen können nur noch kleine und kurze Schritte gemacht werden.

  • Auch wenn beim Liegen das gestreckte Bein angehoben wird, verursacht dies der Schwangeren Beschwerden.

Je schlimmer die Beschwerden werden, desto mehr Einschränkungen hat die Schwangere. Wenn die schwangere Frau liegt und sich umdrehen will, kann dies unerträgliche Schmerzen im Bereich des Beckens verursachen.

Eine Beckenringlockerung entsteht oftmals bereits in der Frühschwangerschaft und verschlimmert sich dann häufig mit zunehmendem Gewicht. Am schlimmsten sind die Schmerzen meist gegen Ende der Schwangerschaft.

Sie verschwinden jedoch auch nicht automatisch mit der Geburt wieder. Um nach der Geburt wieder schmerzfrei zu sein, sollte man mit der Hebamme oder dem Gynäkologen die richtige Therapiemethode zur Schmerzlinderung besprechen und bereits während der Schwangerschaft durchführen.

Was tun bei Beckenringlockerung? - Behandlung und Maßnahmen zur Linderung der Schmerzen

Frauen, die unter einer Beckenringlockerung leiden, sind im Alltag massiv eingeschränkt. Es gibt jedoch ein paar Maßnahmen, die zur Schmerzlinderung hilfreich sein können.

Eine Beckenringlockerung kann unter Umständen eine langwierige Sache sein. Trotzdem sind die Heilungschancen gut.

Werden die Schmerzen zu stark, sollte die Schwangere mit ihrem Arzt oder einer Hebamme sprechen, um Maßnahmen für die notwendige Schmerzlinderung zu treffen. Keinesfalls sollte man die Schmerzen einfach aushalten.

Je länger nichts gegen die Schmerzen unternommen wird, desto heftiger werden sie und dauern dann oft auch noch über die Geburt hinaus an. In den meisten Fällen ist sogar eine Krankschreibung erforderlich.

Neben der Einnahme von Schmerzmitteln gibt es noch einige andere Maßnahmen, die bei einer Beckenringlockerung hilfreich sind. So kann schon die Unterstützung von Familienmitgliedern, Freunden oder einer Haushaltshilfe bei der Durchführung von alltäglichen Dingen entlastend sein. Mit einer Beckenringlockerung muss man auch lernen wie man sich am wenigsten belastet und wie man sich richtig bewegt, dabei kann Physiotherapie helfen.

Erfolgsaussichten bei Behandlung der Beckenringlockerung

Wird eine Beckenringlockerung rechtzeitig erkannt und dementsprechend behandelt, sind die Erfolgsaussichten gut. Die betroffenen Frauen können trotzdem eine gute Geburt erleben und haben auch Aussichten auf eine beschwerdefreie Zeit nach der Entbindung. Trotzdem müssen sie sich auch nach der Entbindung noch schonen und ein ganz spezielles Training einhalten.

Mögliche Medikamente und Anwendungen bei Beckenringlockerung

Hebammen können zum Beispiel homöopathische Mittel für die Schwangere zusammenstellen und so ihre Beschwerden lindern.

Bei heftigen Schmerzen kann der Gynäkologe ein Rezept über

  • Krankengymnastik,
  • manuelle Therapie und/oder
  • Fango bzw. Heißluft

ausstellen.

Physiotherapie bei Beckenringlockerung

Eine Form der Therapie sind Übungen, die helfen, die Bänder wieder zu stabilisieren. Diese Übungen müssen mit einem erfahrenen Physiotherapeuten und immer nur unter Anleitung gemacht werden. Denn manche krankengymnastische Übungen sind kontraindiziert und würden eher verschlimmern.

Beckenbodentraining bei Beckenringlockerung

Auch ein Beckenbodentraining kann Hilfe bringen, dies wird ebenfalls von Physiotherapeuten und Hebammen angeboten.

Craniosacrale Therapie und Osteopathie

Manche Frauen berichten, dass eine Craniosacrale Therapie und auch eine osteopathische Behandlung geholfen haben. In jedem Fall ist es wichtig, dass sich die werdende Mutter schont.

Einstellen einer Haushaltshilfe

Freunde und Familie sollten der Schwangeren nun unter die Arme greifen und ihr beschwerliche Dinge im Haushalt abnehmen. Ist dies nicht möglich, sollte auch an eine Haushaltshilfe gedacht werden.

Gesetzliche Krankenkassen übernehmen hier teilweise sogar die Kosten, wenn die Haushaltshilfe medizinisch indiziert ist.

Hilfsmittel, die die Schmerzen bei einer Beckenringlockerung lindern können

Aber auch diverse Hilfsmittel können helfen, unnötige Schmerzen zu vermeiden, wie zum Beispiel:

  • ein Beckenstuhl
  • ein Ruhestuhl
  • eine Badebank
  • ein Toilettenerhöher
  • ein Rollstuhl
  • ein Stützgürtel
  • Bettklötze

Die Hilfsmittel müssen bei der Krankenkasse beantragt werden.

Mit den richtigen Maßnahmen kann man eine Beckenringlockerung in den Griff bekommen, auch wenn es sich um eine langwierige Behandlung handeln kann.

Sport zur Vorbeugung von Hüftschmerzen

Dass Bewegung vor Beschwerden der Beckenringlockerung hilft, ist nicht belegt. Was jedoch bewiesen ist, ist die positive Auswirkung von Sport auf Durchblutung, Bindegewebe und Muskulatur.

Auch wer von starken Schmerzen betroffen ist, dem hilft eine solche "Therapie". Geeignet sind beispiwelseise Wassergymnastik und Schwimmen.

Bewegungen, die man bei Beckenringlockerung vermeiden sollte

Um die Schmerzen so gering wie möglich zu halten, sollten bestimmte Bewegungen unterlassen werden. Zu diesen zählen:

  • Treppensteigen
  • schweres Heben
  • große Schritte
  • Scherbewegungen

Sich gänzlich zu schonen und jede Bewegung zu vermeiden, ist jedoch kontraproduktiv: die Schmerzen werden dadurch, dass man nichts mehr macht, noch schlimmer, wodurch die Aktivität weiter eingeschränkt wird.