Ein gut trainierter Beckenboden verhindert Inkontinenz

Eine erschlaffte Beckenbodenmuskulatur muss mit gezielten Training gestärkt werden

Von Jutta Baur
14. April 2011

Der Schreck ist groß: Ein kurzes Niesen oder das Anheben eines schweren Einkaufskorbes und auf einmal hält die Blase nicht mehr dicht. Die Ursache liegt häufig an der erschlafften Beckenbodenmuskulatur. Dieses Ereignis ist gar nicht so selten. Allein in Deutschland haben um die acht Millionen Frauen Probleme mit ihrem Beckenboden. Oft möchten die Betroffenen gerne etwas zur Stärkung dieses Muskelkomplexes tun, wissen jedoch nicht genau, wo sich der Beckenboden befindet.

Andrea Merfeld, Therapeutin aus Herdecke, erklärt, dass es sich beim Beckenboden um verschiedene zusammenhängende und zusammenarbeitende Muskeln im unteren Bauchbereich handelt. Sie stützen Vagina, Harnorgane und Enddarm. In drei Lagen sind die Muskeln in der Lage anzuspannen, den Druck von Blase und Enddarm aufzufangen und wieder zu entspannen. Häufig wird der Beckenboden bei der Geburt eines Kindes so stark gedehnt, dass er sich von selbst nicht mehr in seine ursprüngliche Festigkeit zurückzieht. Auch schweres Heben kann den Beckenboden überlasten.

Mögliche Konsequenzen eines ständig gedehnten Beckenbodens

Prof. Elisabeth Merkle, Frauenärztin aus Bad Reichenhall weist darauf hin, dass dauerhaft gedehnte Beckenboden-Muskeln zu einer schwachen Blase führen können. Probleme mit dem Enddarm in Form von unerwünschtem Stuhlabgang sind ebenfalls möglich. Bei einer besonders gravierenden Erschlaffung des Beckenbodens können sich Organe im Bauchraum absenken und zu weiteren Problemen führen. Am Beginn steht die "Stressinkontinenz", die oft nach der ersten Entbindung auftritt. Sie entsteht durch die Dehnung während des Geburtsvorgangs.

Gezieltes Training

Umso wichtiger sie die Rückbildungsgymnastik einige Wochen nach der Niederkunft, betont Andrea Merfeld. Dabei üben die Frauen, ihren Beckenboden zu stärken. Auch für Frauen nach der Menopause ist ein solches Training sinnvoll. Nur bei einer Absenkung der Organe ist eine Operation nötig. Als hilfreiche Medikamente haben sich Anticholinergika bewährt.