Brutale Überlebensstrategien der Pflanzen: So wehren sich Tomate und co. gegen Schädlinge

Überlebenskünstler des Gartens - Pflanzen können Schädlinge dazu bringen, sich gegenseitig aufzufressen

Von Cornelia Scherpe
26. Juli 2017

Wo die meisten Tierarten vor einem Fressfeind davonlaufen können, müssen Pflanzen auf andere Strategien setzen, um sich zu schützen. Wer glaubt, dass nur die berühmte Venusfliegenfalle eine wirksame Waffe gegen Fliegen, Raupen und andere Schädlinge gefunden hat, der irrt. Schaut man genauer hin, zeigen sich auch so friedlich wirkende Pflanzen als Überlebenskünstler mit teils brutalen Tricks.

Tomatenstauden wachsen langsam vor sich hin und müssen es hinnehmen, wenn Raupen sich an ihren Blättern satt fressen. Wer Tomaten hat, kennt die traurigen Überreste. Manchmal scheinen die Raupen aber auch aus irgendeinem Grund weiterzuziehen, denn sie sind nicht mehr zu sehen.

Die besonderen Überlebensmaßnahmen verschiedener Pflanzen

Was Hobbygärtner dabei nicht bemerken: Die Raupen sind nicht einfach fortgegangen, sie haben sich gegenseitig gefressen. Manche Tomatenstauden sind dazu in der Lage, einen Stoff abzusondern, der die Raupen zu Kannibalen macht. Den Tieren schmeckt das Grün nicht mehr und sie fressen sich lieber gegenseitig. Für die Pflanze ist das ein doppelter Sieg: Sie wird nicht weiter abgenagt und die Fressfeinde verschwinden auf Dauer.

Ähnlich "gewalttätig" ist die Tabakpflanze, denn sie produziert ein tödliches Gift, das Nikotin. Sie reagiert auf den Befall ihres natürlichen Fressfeindes, dem Tabakschwärmer, indem sie die Nikotin-Konzentration kurzzeitig erhöht und tötet den Schmetterling mit diesem Nervengift.

Zu echten Geschossen greifen die Balsambäume. Ihre Harzkanäle stehen unter hohem Druck, sodass ein Käfer, der den Kanal anfrisst, von der klebrigen Flüssigkeit quasi erschossen wird.

Weniger aggressiv, aber dafür sehr kommunikativ, sind Mais- und Baumwollpflanzen. Werden sie befallen, bilden sie Lockstoffe aus, um andere Schädlinge zu rufen.

Ganz nach dem Motto "Der Feind meines Feindes ist mein Freund" rufen sie beispielsweise Wespen, die ihre Eier in den Pflanzenfeinden ablegen. Da der Nachwuchs die Wirte von innen zerfrisst, hat im Anschluss auch die Pflanze wieder ihre Ruhe.