Sind unsere heimischen Pilze nach dem Reaktorunglück von Tschernobyl noch radioaktiv verseucht?

Paradisi-Redaktion
Von Paradisi-Redaktion
25. September 2013

Vor 27 Jahren, am 26. April 1986, kam es im Norden der Ukraine in Tschernobyl zu einem Reaktorunglück. Dabei gelangten radioaktive Substanzen, Cäsium-137, durch den Wind auch in Richtung Westen, so dass auch heute noch die Belastung im Boden messbar ist. So können in diesen Regionen wild wachsende Pilze durch die Strahlenbelastung belastet sein. Wie groß diese ist, das ist unterschiedlich, doch das Bundesamt für Strahlenschutz veröffentlicht regelmäßig die aktuellen Messungen.

In Deutschland ist besonders der süddeutsche Raum betroffen, so dass bestimmte Pilzarten wie beispielsweise Trompetenpfifferlinge, Semmelstoppelpilze sowie Mohrenkopfmilchlinge noch eine Belastung von einigen 1.000 Becquerel pro Kilogramm aufweisen. Aber nicht alle Pilzarten sind so stark betroffen, denn bei Pfifferlingen und Steinpilzen liegt der Wert bei einigen Hundert Becquerel pro Kilogramm.

Als oberer Grenzwert für im Handel verkaufte Pilze liegt innerhalb der EU bei 600 Becquerel pro Kilogramm. Doch wer als Hobbysammler unterwegs ist, der braucht sich im Prinzip über eine zu starke radioaktive Belastung wenig Sorgen um seine Gesundheit machen, denn selbst wenn man bei einer Mahlzeit besonders stark belastete Pilze mit 3.000 Becquerel pro Kilogramm verzehren würde, ist dies vergleichbar mit einer Strahlenbelastung wie bei einem Flug von Frankfurt nach den Kanarischen Inseln.

Mögliche Krebsgefahr durch Wildpilze, Obst und Gemüse

Wer wegen der möglichen Krebsgefahr seine Strahlenbelastung verringern will, der sollte auf Wildpilze mit einer hohen Cäsium-137-Belastung besser verzichten. Übrigens gilt dies aber nicht für landwirtschaftliche Produkte, beispielsweise Obst und Gemüse, denn durch die Bearbeitung der Ackerflächen werden die radioaktiven Substanzen in den Tonmineralien gebunden und gelangen nicht in die Pflanzen.

Andere Gefahr: Pilzvergiftung

Aber bei den selbst gesammelten Pilzen besteht noch eine andere Gefahr, nämlich die Pilzvergiftung. Wenn Hobbysammler die einzelnen Pilzarten nicht genau kennen, so kann es möglicherweise vorkommen, dass auch ein nicht genießbarer oder sogar giftiger Pilz dabei ist und verzehrt wird. Bei einigen Pilzarten, wie beispielsweise der Knollenblätterpilz, kann eine solche Vergiftung sogar tödlich sein. Bei einer Pilzvergiftung ist deshalb sofort der Rettungsdienst unter Telefon 112 zu verständigen, denn dann geht es teilweise um Minuten.