Gelatine in der Medizin

Gelatine ist vor allem als Lebensmittel bekannt. Sie lässt sich aber auch als Hausmittel, etwa gegen Gelenkschmerzen, verwenden. Gelatine in der Medizin findet sich auch im medizintechnischen Bereich sowie in der Pharmazie. So wird sie für die Herstellung verschiedener Medikamente verwendet; ebenso kommt sie bei Implantaten und Prothesen zur Anwendung. Informieren Sie sich über den Einsatz von Gelatine im medizinischen Bereich.

Von Jens Hirseland

Gelatine kennt man in erster Linie als Nahrungsmittel, das von der Lebensmittelindustrie als Bindemittel benutzt wird und teilweise in

  • Halbfettbutter
  • fettreduzierten Käsesorten oder
  • Halbfettmargarine

zu finden ist. Darüber hinaus benutzt man sie als Geliermittel, Süßigkeiten wie Weingummis, Gummibärchen, Lakritze, Schaumwaffeln, Schokoküsse oder Marshmallows herzustellen. Auch für

ist Gelatine verwendbar.

Verwendung von Gelatine im medizinischen Bereich

Das geschmacksneutrale Eiweiß, das vorwiegend aus dem Bindegewebe von Rindern und Schweinen gewonnen wird, ist aber auch für medizinische Zwecke geeignet. So kommt es beispielsweise als Arzneistoff zum Einsatz, um einen Volumenmangelschock zu behandeln. Darüber hinaus zählt Gelatine zu den altbewährten Hausmitteln gegen Gelenkschmerzen.

Wirkungsweise von Gelatine

Dass Gelatine über Heilkraft verfügt, wusste bereits die berühmte Benediktinerin Hildegard von Bingen (1098-1179). Diese empfahl im Falle von Gelenkschmerzen den Verzehr von ausgekochtem Kalbsknorpel. Da der positive Effekt der Gelatine nachgewiesen werden konnte, verwendet man sie auch heute noch als Hausmittel gegen Gelenkschmerzen.

So wurde in mehreren neuen Studien festgestellt, dass die Gelatine bei kontinuierlicher Einnahme eine bessere Beweglichkeit sowie die langsame aber stetige Linderung von Schmerzen in den Gelenken bewirkt, wodurch es zu einem verbesserten Wohlbefinden kommt.

Zu den positiven Eigenschaften der Gelatine gehört, dass sie die Knochen und die Fingernägel härtet. Außerdem wird das Bindegewebe gefestigt.

Der Wirkungsweg

Bei Gelatine handelt es sich um reines Eiweiß. Gewonnen wird sie aus kollagenen Rohstoffen wie Rinderhaut oder Schweineschwarte.

Im Kollagen der Gelatine befinden sich Aminosäuren, die identisch sind mit den Aminosäuren, die im menschlichen Kollagen vorkommen. Schon vor Jahren konnte nachgewiesen werden, dass die Gelatine durch die Aufnahme von Nahrung in die Gelenke gelangt.

Im Darm kommt es zu ihrer Aufspaltung in Peptide und Aminosäuren, die so klein sind, dass sie in der Lage sind, durch die Darmwand ins Blut vorzudringen. Dadurch können sie schließlich in die Körpergelenke gelangen, wo ihre Einlagerung erfolgt.

Anwendungsgebiete von Gelatine

Bereits seit mehreren Jahrhunderten kommt Gelatine therapeutisch bei Beschwerden wie

zur Anwendung. Eingenommen werden kann die Gelatine, indem man sie in Wasser auflöst und trinkt.

Als medizinisches Mittel kann Gelatine außerdem als blutstillendes Mittel, etwa bei Nasenbluten, eingesetzt werden. In diesem Fall kommt ein Gelatineschwamm zur Anwendung.

Man findet ihn auch bei Operationen wieder; so kann er bis zum 45-fachen Eigengewicht an Blut aufnehmen. Bei der Wundheilung dient er als zelluläres Gerüst. Des Weiteren wird Gelatine als Volumenersatz bei einem Volumenschock verwendet.

Verwendung von Gelatine in der Pharmaindustrie und Medizintechnik

Gelatine ist nicht nur zum Herstellen von Lebensmitteln wichtig, sondern auch in Medizin und Technik. So benutzt sie die Pharmaindustrie zur Herstellung oder Weiterverarbeitung von Weich- und Hartkapseln.

Das heißt, dass ein bestimmter Wirkstoff in Kapseln aus Gelatine eingefüllt wird. Zur Vikositätserhöhung lässt sich die Gelatine zudem als Verdickungsmittel für flüssige Arzneizubereitungen verwenden. Obwohl es viele unterschiedliche Gelatinetypen gibt, kommen dabei in der Regel nur Gelatine A und Gelatine B zum Einsatz.

Neben Hart- und Weichkapseln kommt Gelatine auch bei der Produktion von Rektalkapseln und Ovula zum Einsatz. Außerdem verwendet sie als Nahrungsergänzungsmittel für Haut, Nägel, Haare und Knorpel.

In früheren Jahren setzte man Rindergelatine in Form von Polygelin auch als Stabilisator von Impfstoffen wie zum Beispiel gegen Tollwut, FSME oder Japanische Enzephalitis ein. Da jedoch die Gefahr von Allergien gegen Gelatine besteht, wird heutzutage immer mehr auf sie verzichtet.

Auch die Medizintechnik verwendet Gelatine. Dabei dient sie zum Beispiel zur Beschichtung von unterschiedlichen Implantaten wie Prothesen für Gefäße.