Meeresbiologie: In Sauerstoffmangelgebieten produzieren Fischweibchen Sperma

Sauerstoffmangelgebiete verändern den Stoffwechsel von Fischen massiv

Von Frank Hertel
26. Mai 2011

Wegen der vielfach praktizierten Überdüngung der Ackerflächen gerät zu viel Phosphat und Stickstoff in die Flüsse, und damit ins offene Meer. Dort wachsen dann zu viele Algen und andere Pflanzen, die zu viel Sauerstoff für ihr Wachstum benötigen. Aus diesem Grund sind 250000 Quadratkilometer der Weltmeere Sauerstoffmangelgebiete.

Sauerstoffmangelgebiete als Auslöser für einen Lebenswandel

Von Sauerstoffmangel spricht man, wenn auf einen Liter Wasser weniger als 2 Milligramm Sauerstoff kommen. Normal sind 7 Milligramm. Peter Thomas, vom Institut für Meereswissenschaften an der University of Texas in Austin, hat die Folgen des Sauerstoffmangels bei einer Fischart im Golf von Mexico untersucht.

Untersucht wurde die Atlantische Umber, das ist ein Fisch mit einem weiten Verbreitungsgebiet. Thomas prüfte Atlantische Umbern in drei Gebieten mit normalen Sauerstoffgehalt und in sechs Gebieten mit Sauerstoffmangel.

In letzteren produzierten 19 Prozent der Weibchen in ihren Keimdrüsen Spermien. Thomas erklärt das Kuriosum: Unter Sauerstoffmangel werden weniger Aromatase-Enzyme produziert. Diese Enzyme sind wichtig für die Produktion weiblicher Geschlechtshormone.

Atlantische Umber ist kein Einzelfall

Der Wissenschaftler weist außerdem darauf hin, dass dieser Effekt auch im Labor nachgestellt werden kann, und dass dieser Effekt nicht nur für die Atlantische Umber im Golf von Mexico, sondern auch für andere Fischarten gilt, die in Sauerstoffmangelgebieten leben müssen.