Auswirkungen und Therapiemöglichkeiten von Mutismus bei Kindern

Als Mutismus bezeichnet man eine seltene Kommunikationsstörung. Diese tritt vor allem bei Kindern auf.

Von Jens Hirseland

Schätzungen zufolge sind in Deutschland zwischen 6.000 und 10.000 Menschen von Mutismus betroffen, der sich zumeist im Kindesalter zeigt. Typisch für Mutismus ist, dass die Betroffenen aus Angst beharrlich schweigen. Im Laufe der Zeit verstärkt sich dieses Verhalten und lässt sich kaum noch willentlich kontrollieren.

Merkmale des Mutismus

Der Begriff Mutismus stammt aus dem Lateinischen und bedeutet Stummheit oder psychogenes Schweigen. Gemeint ist damit eine Kommunikationsstörung, der keinerlei Defekte der Sprech- oder Gehörorgane zugrunde liegen. Häufig geht Mutismus mit einer sozialen Phobie einher.

Zu den typischen Verhaltensweisen von Mutismus gehört, dass die betroffenen Kinder in vertrauter Umgebung ganz normal mit ihren Eltern oder Geschwistern kommunizieren. Sowie jedoch eine fremde Person hinzukommt, setzt konsequentes Schweigen ein. Manche Kinder schauen auch demonstrativ weg oder halten sich die Hände vors Gesicht.

Problematisch wird dieses Verhalten, wenn die Kinder in ein Alter kommen, in denen sie einen Kindergarten oder die Schule besuchen. Ohne eine frühzeitige Behandlung besteht die Gefahr von lebenslangen Auswirkungen.

Selektiver und totaler Mutismus

Mediziner teilen den Mutismus in den selektiven und den totalen Mutismus ein. Während beim selektiven Mutismus, der am häufigsten auftritt, die Betroffenen nur in bestimmten Situationen schweigen, verstummen sie beim totalen Mutismus gänzlich. Ein totaler Mutismus entsteht zumeist durch Schockerlebnisse.

Beim selektiven Mutismus sprechen die Betroffenen dagegen sogar sehr viel, sofern sie sich in einer vertrauten Umgebung befinden. Geschwiegen wird ausschließlich in spezifischen Situationen.

Ein selektiver Mutismus ist nicht leicht zu diagnostizieren. Außerdem neigen manche Ärzte dazu, die Erkrankung nicht zu verstehen oder zu unterschätzen.

Da keine körperlichen und geistigen Einschränkungen bei den betroffenen Kindern bestehen, gilt Mutismus auch nicht als eigenständige Krankheit. Stattdessen wird er als Symptom von sozialer Angst angesehen.

Ursachen

Zu den Hauptursachen von selektivem Mutismus gehören:

Mutismus wirkt sich auf die gesamte Persönlichkeitsentwicklung sowie das Selbstbewusstsein des Kindes aus. So haben die Betroffenen große Probleme damit, in der Schule oder später im Beruf zurechtzukommen. Oftmals stoßen sie auch bei anderen Menschen auf Ablehnung, sodass ihnen soziale Isolierung droht.

Behandlung

Für eine erfolgreiche Behandlung von Mutismus ist eine Kombination aus

erforderlich. Jugendlichen und erwachsenen Patienten können zudem Medikamente wie Antidepressiva verabreicht werden. Allerdings sind für diese Störung nur wenige Experten vorhanden.

Zahlreiche Ärzte vertreten die Ansicht, dass die Behandlung so früh wie möglich beginnen muss, um erfolgreich zu sein. Hält die Störung jedoch über einen längeren Zeitraum an, kann sie bis ins Erwachsenenalter weitergehen.

Eltern, die feststellen, dass ihr Kind Kommunikationsprobleme hat, sollten daher einen erfahrenen Arzt aufsuchen. Die Kosten für eine Mutismus-Therapie werden von den Krankenkassen übernommen.