Mittelohrentzündung bei Säuglingen: Beugt Stillen der Infektion vor?

Rachenabstriche bestätigen einen positiven Effekt auf das kindliche Immunsystem durch Stillen

Von Cornelia Scherpe
31. März 2016

Kommt ein Säugling zur Welt, hat der kleine Körper noch kein intaktes Immunsystem. Erst durch den Kontakt mit verschiedenen Mikroorganismen kann er langsam die eigenen Abwehrkräfte aufbauen. Forscher haben in diesem Zusammenhang das Stillen in das Zentrum der Aufmerksamkeit gestellt. Sie fragten sich, ob durch die längere Stillzeit auch das Risiko für Infektionen sinkt.

Mittelohrentzündungen und Stillzeit

Man konzentrierte sich dabei besonders auf Mittelohr­entzündungen im Säuglingsalter, denn diese sind in jüngster Zeit auffallend zurückgegangen. Da gleichzeitig die allgemeine Länge der Stillzeit gestiegen ist, liegt ein Zusammenhang nahe. US-Forscher sahen sich die Fragestellung genauer an.

Insgesamt begleitete man 367 Mütter ab dem Zeitpunkt der Entbindung. Im ersten Lebensjahr der Kinder trat in 46 Prozent der Fälle eine Mittelohr­entzündung auf. Was zunächst nach viel klingt, relativiert sich schnell, wenn man sich die Statistik dieser Entzündungen für die 1980er oder 1990er ansieht. In diesen zurückliegenden Jahrzehnten lag der Durchschnittswert bei mindestens 60 Prozent.

Vorteil durch Stillen

Die Forscher besahen sich nun die Lebensumstände in den Familien genauer. Ermittelt wurde der Tabakkonsum der Eltern, die Stillzeit und etliches mehr. Außerdem führte man regelmäßig Rachenabstriche bei den Säuglingen durch, um die dortigen Bakterien und Viren zu bestimmen.

Dabei wurde schnell deutlich, dass ein Stillen unter zwölf Wochen mit vielen Erregern im Rachenraum einher geht. Wurde das Kind mindestens drei Monate gestillt, fiel der Abstrich seltener positiv aus. Diese Kinder hatten im Vergleich zu der Gegengruppe auch seltener eine Mittelohr­entzündung. Das Risiko lag 60 Prozent unter der Gruppe der kaum bis nicht gestillten Babys.