Warum tragen die meisten Männer und Frauen ein Baby links?

Emotionen verdrängen die Rationalität

Von Cornelia Scherpe
8. August 2019

Wird ein Säugling auf dem Arm getragen, entscheiden sich die meisten Menschen dafür, das Kind links zu halten. Dies scheint auch unabhängig von der Händigkeit so zu sein, sodass die dominante Seite nicht als Argument zählt. Wie genau die Verteilung ist und welche Gründe sie haben könnte, hat eine Studie aus Deutschland betrachtet.

Die Forscher aus Bochum sahen sich in einer Meta-Analyse insgesamt 40 ältere Studien zum Thema an. So deckten sie rund 60 Jahre ab, in denen die jeweilige Elterngeneration dabei beobachtet wurde, ob Kinder links oder rechts getragen werden. Während es in manchen Studien keine klare Vorliebe zu erkennen gab, hatten andere deutliche Zahlen.

Im Durchschnitt der Jahrzehnte ergab sich, dass zwischen 66 und 73 Prozent der Erwachsenen einen Säugling im linken Arm halten. Bildete man zwei Gruppen und unterschied so Rechts- und Linkshänder, trugen 74 Prozent der Rechtshänder und 61 Prozent der Linkshänder ein Kind links. Eine ähnliche, kleine Abstufung gab es, wenn nach Geschlecht unterteilt wurde. Hierbei trugen 73 Prozent der Frauen und 64 Prozent der Männer ein Baby im linken Arm.

Emotionalität der rechten Hirnhälfte wird angesprochen

Die Forscher haben eine Vermutung, warum die Tendenz auf die linke Körperhälfte geht. Aus der Neurologie weiß man, dass die Gehirnhälften über Kreuz mit den Körperseiten verbunden sind. Die rechte Hirnhälfte steuert also die linke Seite. Die rechte Hirnseite ist es aber auch, die maßgeblich für die Verarbeitung von Gefühlen und Emotionen zuständig ist. Daher gelten Rechtshänder, die ihre linke Hirnhälfte mehr nutzen und die nachweislich eher für Rationalität steht, auch als berechnender und kühler als Linkshänder.

Da Babys nun vor allem die Emotionalität im Menschen ansprechen, wird die rechte Hirnhälfte aktiver beim Anblick des Kindes und daher wird auch vermehrt mit der linken Körperhälfte gearbeitet. Daher liegt der Säugling dann im linken Arm.