Welche Babys schreien am häufigsten? Ein Vergleich der Nationen

Untersuchung des Schreiverhaltens von Säuglingen: In den Niederlanden und in Kanada wird am häufigsten geschrien

Von Cornelia Scherpe
13. April 2017

Neugeborene und Kleinkinder können sich ihrer Umwelt noch nicht differenziert mitteilen und daher kennen sie bei Schmerz, Hunger oder schlichter Langeweile nur ein Mittel: Schreien. Gerade Eltern, die zum ersten Mal Nachwuchs bekommen haben, sind in den Wochen und Monaten nach der Geburt schnell überfordert und zweifeln an sich.

Das Kind will sich oft nicht beruhigen lassen und die Sorge wegen zugrundeliegender Krankheiten ist groß. Die gute Nachricht zuerst: In der Mehrheit der Fälle besteht kein Grund zur Panik. Babys kommunizieren durch Schreien und jeder Mensch ist bereits in diesem jungen Alter unterschiedlich "mitteilsam".

Eine aktuelle Studie hat sich in neun Industrieländern angesehen, wie häufig Babys eigentlich schreien und was man daher als "normal" ansehen darf. Insgesamt begleitete man 8.700 Kinder und ihre Eltern. Die Erwachsenen wurden gebeten, eine Art "Schrei-Tagebuch" zu führen und darin samt Uhrzeit die Schreiphasen zu notieren.

In Deutschland und Dänemark wird am wenigsten geschrien

Das Ergebnis: Im Schnitt schrien alle Jungen und Mädchen in den ersten 14 Tagen nach der Entbindung rund zwei Stunden täglich. Dieser Durchschnitt steigt binnen der ersten sechs Lebenswochen noch auf zwei Stunden und 15 Minuten. Danach sinkt die Häufigkeit des Schreiens und liegt bei zwölf Wochen alten Babys nur noch bei einer Stunde und zehn Minuten.

Die Durchschnittswerte unterschieden sich allerdings unter den Nationen. Deutschland landet gemeinsam mit Dänemark auf einem sehr guten Platz. Hier schreien die Kleinen (zwei Wochen alt) circa 69 Minuten und die etwas Älteren (drei bis vier Wochen alt) etwa 81 Minuten.

Am anderen Ende der Skala liegen die Niederlande und Kanada. In der dritten bis vierten Lebenswoche müssen Eltern hier 150 Minuten Schreien am Tag durchstehen und damit über eine Stunde mehr.

Wo die Unterschiede im Detail herrühren, kann die Studie nicht abschließend klären. Es fällt allerdings auf, dass die Rate der Koliken bei deutschen Kindern nur bei sieben Prozent liegt. Weniger Bauchschmerzen dürften auch weniger Schreiattacken bedeuten.

In Kanada liegt die Kolik-Rate bei 34 Prozent. Darüber hinaus könnten aber auch genetische Faktoren und das kulturell geprägte Elternverhalten eine Rolle spielen.