Weiße Haut des Auges als Kommunikationsmittel - bereits Säuglinge verstehen ängstliche Blicke

Bereits Säuglinge können aus der Sclera einens Menschen die Gefühlslage lesen

Von Cornelia Scherpe
17. November 2014

Nicht zu unrecht werden die Augen schon seit ewigen Zeiten als "Tor der Seele" bezeichnet. Bei jedem Treffen mit einem Mitmenschen schauen wir bei der Kontaktaufnahme in dessen Augen. Das geschieht teils völlig unbewusst.

Die Menschen und viele andere Tiere nutzen den Blickkontakt für nonverbale Kommunikation, denn in den Augen eines anderen kann man dessen Stimmung und teils seine Absichten ablesen. Wie gut der Mensch dies kann, zeigt eine aktuelle Studie mit Säuglingen.

Gefühle lassen sich an "Sclera" ablesen

Offenbar genügt zur Kommunikation über die Augen allein der Anblick des weißen Bereiches. Diese weiße Haut wird auch "Lederhaut" oder "Sclera" genannt.

Während dieser weiße Bereich beim Menschen gut sichtbar ist, ist er bei fast allen anderen Tierarten so gut wie nicht sichtbar. Selbst bei unseren nächsten Verwandten, den Menschenaffen, ist die Sclera kaum sichtbar.

Bereits Säuglinge können die "Sclera" deuten

Dies hat evolutionär offenbar einen wichtigen Grund: bereits Säuglinge nutzen den Anblick der Sclera bei Mitmenschen, um deren Gefühle zu erkennen. Sobald Kinder sieben Monate alt sind, können sie durch den Blick auf die weiße Haut erkennen, ob der andere Mensch Angst hat.

Studie: Säuglinge sehen digital bearbeitete Fotos

Getestet wurde dies in einer Studie. Säuglinge bekamen Bilder gezeigt, auf denen normal oder ängstlich geschaut wurde. Die Fotos waren aber digital bearbeitet, sodass nur die Sclera des Auges sichtbar war. Die Reaktion der Kinder wurde über die Hirnfunktion ermittelt.

Fotos triggern starke Reaktionen

Dafür klebte man kleine Elektroden auf den Kopf. Fotos mit ängstlichem Blick triggerten dabei starke Reaktion. Auf Fotos mit direktem Blickkontakt reagierten die Kinder nochmal deutlich stärker als auf Bilder mit abgewandtem Blick. Da nur die Lederhaut der Augen sichtbar war, konnte die Reaktion auch eindeutig auf den Anblick der Sclera zurückgeführt werden.

Da Menschen als Gruppentiere darauf angelegt sind, auf den Gefahreninstinkt andere Gruppenmitglieder zu reagieren, macht es Sinn, dass diese Wahrnehmung so früh entwickelt wird.