Typische Schwierigkeiten mit Kindern in unterschiedlichen Altersstufen und Tipps zur Lösung

Im Laufe seiner Entwicklung durchläuft das Kind bestimmte Phasen, in denen typische Probleme auftreten können. So kommt es sowohl im Säuglings- und Kindergartenalter, aber auch bei Schulkindern und Jugendlichen zu verschiedenen Schwierigkeiten, die Eltern und Erziehern einiges abverlangen können. Mit den richtigen Tipps können viele Probleme leichter gelöst werden.

Von Claudia Rappold

Schwierigkeiten mit Säuglingen

Es gibt keine schwierigen Säuglinge, aber es gibt immer mal wieder Schwierigkeiten mit Säuglingen, die es zu meistern gilt.

Warum Babys schreien

Säuglinge sind nicht berechnend und sie wollen auch niemanden ärgern. Sie sind vielmehr hilflos und ganz auf die liebevolle Unterstützung und Zuwendung, vorwiegend der Mutter, angewiesen. Es ist schon allerhand, was so ein kleines Menschlein mitmachen muss, kaum dass es das Licht der Welt erblickt hat:

  • Die Verdauung funktioniert nicht richtig, der Magen-Darm-Trakt entwickelt sich noch.

  • Die Dreimonatskoliken sind bekannt.

  • Dann macht auch schon die Zahnung Probleme.

So ein kleines Kerlchen kann gar nicht ausdrücken, was ihm zu schaffen macht. Die einzige Möglichkeit, die ihm bleibt, ist zu schreien. Ein Säugling schreit nie ohne Grund.

Mitteilungsbedürfnis

Aber gerade die Tatsache, dass ein Säugling nicht mitteilen kann, was ihm das Leben schwer macht, erschwert die Situation und macht sie mitunter problematisch. Der Mutter bleibt nichts anderes übrig als auszuprobieren, was helfen könnte.

Manchmal schreien Säuglinge markerweichend, schrill und über einen längeren Zeitraum ohne ersichtlichen Grund. Dies kann dann sehr an die Substanz der Eltern gehen und sie hilflos oder auch aggressiv machen.

Wichtig ist es, sich diese Gefühle zuzugestehen, denn sie entspringen nur aus einer Überforderung. Aber trotzdem bleibt dem Säugling das Anrecht auf liebevolle Zuwendung und dem Versuch, seine Bedürfnisse herauszufinden.

Er meldet mit dem Schreien nur seine Bedürfnisse an und will niemanden absichtlich ärgern. Säuglinge sind noch völlig unbedarft und unschuldig, sie kennen keine Berechnung.

Wunschvorstellung und Realität

Umso mehr haben sie Schutz, Liebe und Geduld verdient. Mütterglück und Überforderung liegen gerade in der ersten Zeit sehr nahe beieinander und es fließen bei der Mutter oft die Tränen.

Es ist auch allerhand, was Mütter zu leisten haben, deshalb sollten sie eigentlich, gerade in der ersten Zeit, Hilfe und Unterstützung haben. Die Realität sieht aber leider oft anders aus und dann übertragen sich

  • Unsicherheit
  • Hektik
  • Stress und
  • Überforderung

auf das Kind. Es gibt dauernd neue Herausforderungen, das Kind will nicht richtig trinken, die Verdauung klappt nicht, es zahnt oder es gehört zu den so genannten Schreibabys. Was immer an Schwierigkeiten auftaucht, hat einen Hintergrund und eine Ursache. Verständnis ist die beste Voraussetzung ihnen zu begegnen.

Schwierigkeiten bei Kindergartenkindern

Der Eintritt in den Kindergarten stellt für die meisten Kinder erst einmal eine Herausforderung dar:

  • eine neue Umgebung
  • neue Bezugspersonen und
  • die vielen anderen Kinder.

Herausforderungen im Kindergarten meistern

Oft fällt schon die Eingewöhnungsphase schwer und das Kind leidet unter der Trennung von der Mutter. Da können schon einmal die Tränen fließen und die Eingewöhnung sollte am besten in kleinen Schritten erfolgen. Im Kindergarten geht es darum:

  • soziale Kompetenz zu erlernen
  • kognitive Fähigkeiten zu schulen
  • motorische und da besonders feinmotorische Fähigkeiten zu fördern
  • vorschulische Kenntnisse zu erwerben

Das ist eine Menge, die da auf das Kind einstürmt und die es bewältigen muss.

Verhaltensauffälligkeiten und wie man mit ihnen umgehen kann

Die wirklichen Schwierigkeiten fangen dann an, wenn ein Kind verhaltensauffällig wird:

  • aggressiv
  • hyperaktiv
  • apathisch
  • keine sozialen Kontakte knüpft
  • nicht spricht
  • sich absondert

Hier geht es dann nicht darum, Schuldzuweisungen zu machen, ob man das Elternhaus oder die Erzieher verantwortlich macht, sondern um schnelle und kompetente Hilfe. Unter Umständen ist es auch ratsam einen Arzt oder eine Beratungsstelle aufzusuchen, um herauszufinden, wie man dem Kind helfen und wie man es unterstützen kann.

Probleme in der Familie überdenken

Zu Problemkindern werden in der Regel die Kinder, welche die Probleme aus ihrem Umfeld spiegeln. Als Außenstehender ist da leicht reden; wesentlich schwieriger ist es für die Beteiligten, die in angespannten Beziehungen verstrickt sind. Da kann es auch ratsam sein, therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Nehmen Sie sich Zeit

Auch bei Kindergartenkindern gilt, der Computer oder der Fernseher sind kein Babysitterersatz. Ein Kind hat den Anspruch auf

  • Zuwendung
  • Aufmerksamkeit
  • Liebe und
  • Verständnis.

Es will wahrgenommen werden und wenn das Kind schwierig wird, ist dies oft nur ein verzweifelter Versuch, die eigenen Bedürfnisse anzumelden. Zeit scheint heute ein Luxusgut zu sein; wir wollen Kinder, aber wenn sie dann ihr Recht einfordern, nämlich Zeit für sie zu haben, dann wird es uns schnell zu viel.

Ein Kind, dessen Bedürfnisse nicht wahrgenommen werden, hat meist nur die Möglichkeit, anstrengend und schwierig zu werden, um so die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Oft genügt weniger als man glaubt, eine liebevolle und aufmerksame Zuwendung kann ausreichend sein, um die Ansprüche des Kindes zu erfüllen.

Schwierigkeiten mit Schulkindern

Mit der Einschulung wird das Kind mit vielfältigen Herausforderungen konfrontiert:

  • ein neuer Klassenverband und damit neue soziale Kontakte
  • still sitzen müssen und aufmerksam sein sowie
  • neue schulische Anforderungen.

Die richtige Lernatmosphäre

Auch Lernen will gelernt sein, dabei braucht das Kind Hilfe und Unterstützung. Ganz wichtig sind

  • ein eigener Schreibtisch und
  • ein Ort, wo es sich zum Lernen zurückziehen kann.

In den Grundschuljahren sollten Eltern das Kind beim Lernen begleiten und helfen. Möglichst immer zur gleichen Zeit sollten die Hausaufgaben gemacht werden, so kehrt ein Rhythmus ein und das Lernen wird für das Kind zur Gewohnheit. Das gibt ihm Struktur und diese vermittelt das Gefühl von Sicherheit.

Zwang, Druck und Sanktionen haben beim Lernen nichts zu suchen, Lernen muss Spaß machen. Kinder sind von Natur aus neugierig und wissbegierig, diese Eigenschaften kann man nutzen, um den Lernstoff mit Freude zu vermitteln.

Kleine lernende Kinder brauchen Motivation, Lob und Zuspruch. Auf keinen Fall darf man sie sich selbst überlassen.

Probleme beim Lernen

Trotzdem können Probleme auftreten:

Spätestens jetzt braucht das Kind Hilfe.

Konzentrationsschwierigkeiten angehen

Konzentrieren ist auch eine Fähigkeit, die von klein auf erlernt wird und sich immer mehr steigern sollte.

sind wichtige Voraussetzungen für eine gute Konzentrationsfähigkeit.

Lese-, Rechtschreib- und Rechenschwäche angehen

Bei einer Lese-, Rechtschreib- und Rechenschwäche sowie bei Legasthenie braucht das Kind kompetente Hilfe. Lehrer werden hier einen Logopäden und andere Therapeuten empfehlen.

Hyperaktivität angehen

Eine Großzahl von Kindern ist heute von der so genannten Hyperaktivität betroffen oder dem Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom sowie von Mischformen. Da wird das Einfügen in den Klassenverband für das Kind unter Umständen sehr schwierig und Lernen sowie Aufmerksamsein zu einer Tortur. Auch hier ist medizinische und therapeutische Hilfe gefragt.

Aggressivität und ihre Herkunft

Auch schon von den Grundschulen wird eine zunehmende Aggressivität mancher Kinder vermeldet. Gerade kleinere Kinder lernen und erwerben Angewohnheiten durch Nachahmung.

Wenn auch schon kleine Kinder so aggressiv sind, bleibt die Frage zu stellen, wen oder was sie aus ihrer Umwelt nachahmen und wie viel Aggressivität sie selbst erfahren und kennen lernen? Eigentlich zeigt die Bezeichnung "Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom" schon, woran es den Kindern wirklich mangelt und was für Bedürfnisse sie anmelden.

Schwierigkeiten mit Jugendlichen

Das Jugend- und Teenageralter, auch Adoleszenz genannt ist generell eine schwierige Zeit, sowohl für die Eltern und Lehrer als auch für die Jugendlichen selbst.

Sturm und Drang-Zeit der Jugendlichen

Es ist an der Zeit, sich von der Kindheit zu verabschieden und damit auch von Geborgenheit und Sicherheit. Der Jugendliche macht sich auf ins Erwachsenwerden, das ist ungewohntes Terrain.

Auch körperliche Veränderungen machen in der Pubertät zu schaffen. Diese Übergangsphasen sind anstrengend und Kräfte zehrend.

Die Jugendlichen müssen ihre Identität neu finden und entwickeln. Oft nennt man diese Phase auch Sturm und Drang-Zeit und die Jugendlichen schwanken von himmelhochjauchzend zu Tode betrübt. Diese emotionale Achterbahnfahrt der Pubertät ist für die Jugendlichen genauso anstrengend wie für das Umfeld.

Psychische Störungen und der richtige Umgang

Oft prägen sich dann psychische Störungen aus, wie:

Auch die Null-Bock-Mentalität wird oft beschrieben. Alkohol und Drogen können ins Spiel kommen.

Immer jedoch fühlen sich die Jugendlichen unverstanden und allein gelassen, wenn nicht schon wichtige Grundsteine in der Kindheit gelegt wurden.

Das Austesten von Grenzen und die Wichtigkeit von Vorbildern

Jemand hat einmal beschrieben, der Versuch einem Jugendlichen in der Pubertät nahe kommen zu wollen gleiche dem Versuch einen Kaktus zu umarmen. Die Adoleszenz ist ein hochgefährlicher Lebensabschnitt, denn die Jugendlichen suchen die Gefahr und die Herausforderung. Nicht weil sie Gefahr nicht einschätzen könnten, sondern weil sie ihre Grenzen suchen.

Wichtiger denn je ist in dieser Phase der Rückhalt von der Familie und je nach Bedarf auch therapeutische Hilfe. Jugendliche sind in diesem Lebensabschnitt mit der Selbstfindung beschäftigt, aber auch mit Sinnfragen. Deshalb ist es wichtig, dass sie Vorbilder und Ideale haben und diese nicht bei Idolen suchen müssen.

Aufklärungsarbeit

Auch Sexualität wird nun zum Thema und auch dabei sind die Jugendlichen auf die Vorarbeit der Eltern angewiesen, was das Thema Aufklärung und Vorleben von Sexualität angeht.

Beziehung zu den Eltern ändert sich

In der Pubertät mit der Erziehung anzufangen ist zu spät, hier ändert sich der erziehende Status der Eltern zum freundschaftlichen Miteinander. In dieser Entwicklungsphase lebt die Eltern-Kindbeziehung von der positiven und gesunden Bindung aus den Kindertagen.

Das Verhältnis zu Autoritäten wird in der Pubertät neu geordnet und Autoritäten werden nicht mehr bedingungslos anerkannt. Die Anerkennung der Jugendlichen muss man sich verdient haben und man muss präsent bleiben.

Wie Erziehung Problemkindern vorbeugen kann

Kinder spiegeln die Probleme wider, die sie in ihrem Umfeld wahrnehmen. Sie können nicht immer nur einfach und pflegeleicht sein, kleine Persönlichkeiten bringen auch ihre ganz individuellen Charaktereigenschaften mit.

Empathiefähigkeit

Ein Sprichwort sagt, der beste Erzieher sei derjenige, der seine eigene Kindheit nie vergessen habe. Und dabei meint man wohl hauptsächlich seine Gefühle während der Kindheit.

  • Eltern und Erzieher, die sich in das Kind einfühlen können und es wahrnehmen, spüren auch immer, wo das Kind steht und können es da abholen. Sich einfühlen können und sich in das Kind hineinversetzen sind die wichtigsten Eigenschaften der Erziehenden.

Kinder sind nicht absichtlich böse, anstrengend oder schwierig, sie melden nur ihre Bedürfnisse an und auf diese sollte man auch eingehen. Der größte Fehler, der in der Erziehung gemacht wird, liegt wohl darin, dass man vermeintliche Bösartigkeiten der Kinder persönlich nimmt und aus dieser falschen Haltung heraus darauf reagiert.

Sich Zeit nehmen

Viele Kinder glauben einmal, dass sie adoptiert wurden, weil sie sich nicht genug geliebt und wahrgenommen fühlen. Es scheint nicht wichtig zu sein, wie viel Zeit mit einem Kind verbringt, sondern es kommt auf die Qualität der Zuwendung an. Wenn man mit den Gedanken ständig woanders ist, immer nur abwesend reagiert, entsteht bei dem Kind schnell der Eindruck, dass es Nebensache ist.

Ein Kind will aber wichtig genommen werden und dabei ist es ganz egal, wie alt es ist. Aufmerksame Zuwendung, selbst wenn es nur für kurze Zeit am Tag ist, reicht dem Kind schon aus.

Zeigen Sie Interesse

Viele Eltern wissen nicht, was in ihrem Kind vorgeht und mit was es sich beschäftigt. Kinder verstummen irgendwann, wenn sie nie gehört werden. Dabei ist es von elementarer Wichtigkeit, ihnen zuzuhören und auch herauszufinden, was in ihnen vorgeht.

Für was interessiert sich mein Kind und was macht ihm Sorgen oder Kummer? Das sind Fragen, die Eltern beantworten können sollten.

Dann hat das Kind auch ein Anrecht auf Förderung und Unterstützung. Eltern sollten sich mit dem Kind beschäftigen und seine Schwächen, Stärken und Talente kennen. Kreatives Spielen und spielerisches Lernen wollen gelernt sein und dabei brauchen Kinder Unterstützung. Letztendlich ahmt das Kind das nach, was ihm in der Erwachsenenwelt vorgelebt wird.

Bei Problemkindern Hilfe aus dem Umfeld annehmen lernen

Auch hochbegabte Kinder können zu Problemkindern werden, weil sie ständig unterfordert sind und dann unter Umständen verhaltensauffällig werden. Hier gibt es je nach Bundesland unterschiedliche Förderprogramme und Anlaufstellen.

Verschiedene Probleme angehen

Für alle Problemkinder gilt, dass es immer schulpsychologische Ansprechpartner gibt. Beratungsstellen und Fördereinrichtungen helfen dabei, die Eltern zu unterstützen. Therapeutische Hilfe und medizinische Beratung kann immer angenommen werden.

Sonderpädagogische Maßnahmen

Auch eine sonderpädagogische Unterstützung und heilerziehungspflegerische Hilfe steht zur Verfügung, wenn sie gebraucht wird. Eltern von Problemkindern haben viele Anlaufstellen, wenn sie diese in Anspruch nehmen wollen.

Kulturelle Probleme und Isolation

Je nach kulturellem und religiösem Umfeld kann auch das zu großen Spannungen und Problemkindern führen, da sie sich hin und her gerissen sowie entwurzelt fühlen. Hier wäre es wichtig, wenn das Umfeld die Problematik erkennen würde und mit allen Mitteln eine Integration des Kindes unterstützen würde.

Problematisches soziales Umfeld

Kinder mit einem problematischen sozialen Umfeld sind weit häufiger betroffen und gefährdet. Gerade Kinder aus bildungsfernen Familien zählen öfter zu den so genannten Problemkindern.

Deshalb wäre es wichtig, das Umfeld zu verbessern und Aufklärung zu betreiben. Dabei sind die Kinder so auf die Hilfe und Unterstützung ihres Umfeldes angewiesen.

Das Umfeld ist gefragt

Wenn Eltern überfordert sind, können auch

zu wichtigen Bezugspersonen werden. Wichtig ist es, dass jemand da ist und sich das Kind nicht allein gelassen und unverstanden fühlt.

Stigmatisierung vermeiden

Ganz wichtig scheint es auch zu sein, das Kind nicht zu stigmatisieren. Jeder darf mal anstrengend und schwierig sein, die wichtigste Erfahrung dabei sollte sein, trotzdem geliebt zu werden.

Dabei weiß man, dass es wichtig ist, das Umfeld der Herkunftsfamilie zu erhalten. In diesem sollte das Kind Halt und Anerkennung finden. Hilfe aus dem Umfeld kann man oft nur erwarten, wenn man sie auch einfordert.

Weitere Anlaufstellen

Problemkinder werden betreut:

  • durch Pädagogen (ambulant)
  • in Tagesgruppen
  • durch Pflegeeltern
  • in Heimen

Sie können aber auch von einem gesunden und stabilen Umfeld aufgefangen werden. Problemkinder profitieren davon, wenn sich die Kindertageseinrichtungen und Schulen mit den psychosozialen Diensten und anderen Einrichtungen im Umfeld vernetzen.

Es ist nicht schlimm, ein Problemkind zu sein, aber es ist schlimm, wenn das Umfeld nicht reagiert und keine Hilfestellung gibt.