Die wirtschaftliche Lage zur Zeit der Geburt gibt Auskunft über geistige Fitness im Alter

Von einschneidenden Erlebnissen erholt man sich in wirtschaftlich schwierigen Zeiten schlechter

Von Jutta Baur
18. Januar 2011

"Fit und im Vollbesitz ihrer geistigen Fähigkeiten liest die 98-jährige Jubilarin täglich die Zeitung." Solche Bemerkungen findet man immer wieder. Hochbetagten Menschen, die geistig auf der Höhe sind, stehen anderen gegenüber, die bereits in jüngeren Jahren intellektuell nachlassen.

Warum das so ist, haben Mannheimer Wissenschaftler versucht herauszufinden. Ihr Ergebnis: Die wirtschaftlichen Gegebenheiten zum Zeitpunkt der Geburt stehen in direktem Bezug zur Leistungsfähigkeit im Alter.

Mögliche ausschlaggebende Faktoren im Detail

Schwierige Lebensumstände wie Todesfälle, Krankheiten, Unfälle oder Kriege wirken sich erheblicher auf die kognitive Kraft im Alter aus, wenn die Personen in Zeiten wirtschaftlicher Rezession zur Welt kamen. Bisher war bekannt, dass die frühkindlichen Lebensumstände direkten Einfluss auf die Gehirnentwicklung nehmen.

Minder- oder Fehlernährung, Stress und Belastungen können zu späteren neurologischen Krankheiten führen. Die Wahrscheinlichkeit dafür steigt anscheinend, wenn gerade schlechte wirtschaftliche Lage vorherrscht. Die allgemeinen Bedingungen für ein Kind sind in jenen Zeiten schlechter.

Schlechtere Erholung, höhere Sterblichkeitsrate

Zum Beweis dieser Theorie legten die Wissenschaftler die Daten der "Longitudinal Aging Study Amsterdam" (LASA) zugrunde. Dort werden 3.000 Menschen über 15 Jahre hinweg erfasst, die zwischen 1908 und 1937 geboren wurden. Dabei stellten die Forscher fest, dass einschneidende Erlebnisse, wie es zum Beispiel ein Schlaganfall ist, drastischere Folgen für in wirtschaftlich schwierigen Zeiten Geborene haben. Sie erholen sich deutlich schlechter. Auch die Sterblichkeitsrate ist höher. Frauen sind davon noch häufiger betroffen als Männer.