Bei Kindern in Armut entwickelt sich das Gehirn schlechter

Das Einkommen der Eltern und das soziale Leben nehmen Einfluss auf die Hirnentwicklung

Von Cornelia Scherpe
23. Juli 2015

Leben Jungen und Mädchen in einem Haushalt, dessen Einkommen unter der Armutsgrenze liegt, hat das eine direkte Auswirkung auf die Hirnentwicklung. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Studie.

Einkommen und Hirnstruktur

Die US-Wissenschaftler arbeiteten mit 389 Testpersonen, die zwischen vier Jahren und 22 Jahren alt waren. Bei allen lagen aus einer älteren Untersuchung MRT-Bilder vom Gehirn vor. Außerdem war im Zuge der Befragung ermittelt worden, welches Einkommen im jeweiligen Haushalt der Kinder und Jugendlichen vorhanden war. Aktuell liegt die Grenze im 2-Personen-Haushalt bei 15.930 Dollar als Jahreseinkommen und im 3-Personen-Haushalt bei 20.090 Dollar.

Entsprechend dieser Grenzwerte wurden die Kinder in zwei Gruppen eingeteilt. Zunächst sahen die Forscher sich an, wie das Gehirn derer aussah, die unterhalb der Armutsgrenze lebten. Es zeigte sich, dass es den Kindern im Vergleich zu den übrigen Teilnehmern an Hirnvolumen fehlte. Die graue Hirnmasse lag dabei acht bis zehn Prozent unter dem Durchschnitt. Entsprechend fielen auch IQ-Tests aus.

Auswirkungen auf Intelligenz und Gedächtnis

Die Kinder in Armut bekamen im Schnitt vier bis sieben Punkte weniger. Ein Blick ins Detail zeigte, dass die Unterentwicklung vor allen Dingen die Frontal- und Temporallappen, sowie die Hippocampus betrafen. Während die ersten beiden sehr wichtig für die Intelligenz sind, dient der Hippocampus als eine Station für das Gedächtnis. Nur wenn er gut ausgeprägt ist, kann der Mensch sich Dinge und Sachverhalte einprägen.

Die Studie kann allerdings genetische Ursachen nicht komplett ausschließen. Ältere Untersuchungen sprechen aber dafür, dass die schlechtere Hirnentwicklung zumindest teilweise mit dem sozialen Leben zu tun hat. Der Hippocampus entwickelt laut Wissensstand der Neurologie erst nach der Geburt sein volles Potenzial und ist während dieser Reifungszeit extrem sensibel gegenüber äußerer Reize wie elterliche Erziehung und schulische Bildung.