ADHS als häufige Fehldiagnose - manche Kinder haben vielmehr eine Schlafstörung

Von Cornelia Scherpe
20. März 2013

ADHS scheint eine Art Modekrankheit geworden zu sein. Zumindest kommt man zu dieser Einschätzung, wenn man sich die Zahl der Diagnosen ansieht. Noch nie wurde von Kinderärzten das Aufmerksamkeitsdefizit samt Hyperaktivitätsstörung so oft festgestellt.

Experten sehen den Grund dafür aber nicht etwa darin, dass die Diagnosemöglichkeiten besser geworden sind. Es zeigt sich immer wieder, dass auch Kinderärzte sich vom öffentlichen Meinungsbild stark lenken lassen und daher ADHS eine beliebte Fehldiagnose geworden ist.

Bei einer aktuellen Tagung in Deutschland beschäftigen sich Forscher beispielsweise mit dem Problem der Schlafstörung. Die DGSM, die Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin, tagt in Jena und bespricht aktuelle Studienergebnisse und Möglichkeiten zur Verbesserung der Lage bei Kindern. Fakt ist, viele können nicht gut einschlafen, wachen ständig auf, Schlafwandeln oder haben aufgrund anderer Ursachen keinen erholsamen Nachtschlaf.

Schlafstörungen führen bei Kindern wie Erwachsenen mit der Zeit dazu, dass die Betroffenen sich am Tag erschöpft fühlen. So entstehen am Arbeitsplatz oder eben auch in Kindergarten und Schule schnell Aufmerksamkeitsdefizite. Ebenso kann ein mangelnder Nachtschlaf dazu führen, dass man zu stark kompensiert und sehr aufgekratzt ist. Auch das äußert sich bei Kindern wie bei Erwachsenen in innerer und äußere Unruhe. Man kann kaum ruhig sitzen, ist sprunghaft im Handeln und zappelt ständig herum.

Da gerade diese beiden Dinge aber die Hauptsymptome von ADHS sind, werden viele Kinder mit Schlafstörungen falsch diagnostiziert. Daher sollten in Zukunft Eltern und Kinder eingehender zum Schlafverhalten befragt werden. Schnarcht ein Kind beispielsweise, so ist das ein klares Indiz dafür, dass die Sauerstoffversorgung nachts nicht ideal ist und die Ruhephase daher weniger erholsam.