Frühchen haben als Erwachsene immer seltener Gesundheitsrisiken zu tragen

Lebenserwartung und Gesundheit dank moderner Medizin kaum geringer

Von Cornelia Scherpe
10. Dezember 2019

Im Normalfall dauert eine Schwangerschaft beim Menschen 40 Wochen. Alle Kinder, die vor der 36. Woche zur Welt kommen, werden als Frühchen bezeichnet und mit besonderer Vorsicht betreut. Theoretisch haben diese Frühgeborenen erhöhte Gesundheitsrisiken zu tragen, da sie zu früh den Schutz des mütterlichen Körpers verlassen haben. Dank der guten Versorgung auf Neugeborenenstationen können jedoch die meisten Frühchen später das Krankenhaus gesund mit ihren Müttern verlassen. Für Forscher bleibt jedoch die Frage im Raum, ob ein Frühchen aufgrund der verkürzten Zeit im Mutterleib später als Erwachsener mehr Gesundheitsrisiken trägt als der Bevölkerungsdurchschnitt. Lange Zeit galt dies als trauriger Normalfall, doch eine aktuelle Studie zeigt, wie die Risiken kleiner werden.

Es wurden die Daten von 2.574.537 Menschen ausgewertet, die in Schweden zur Welt gekommen waren. Dabei wurden die Jahre 1973 bis 1997 abgedeckt und in 149.065 Fällen hatte es sich um Frühgeburten gehandelt. In dieser Zahl waren auch 5.391 Kinder enthalten, die zu den extremen Frühchen gehörten, da sie zwischen der 22. und 27. Schwangerschaftswoche entbunden worden waren.

Frühgeborene werden heute ähnlich alt wie Normalgeborene

Verglichen die Forscher die "Normalgeburten" mit den Frühgeburten, gab es in den letzten 25 Jahren dank moderner Medizin kaum noch einen Unterschied bei den Überlebenschancen. Das Erwachsenenalter wurde in 95,7 Prozent der Fälle erreicht. Bei den extremen Frühchen lag die Quote allerdings niedriger und nur bei 62,5 Prozent.

Die Studie betrachtete aber nicht nur das Überleben, sondern auch den allgemeinen Zustand der nun Erwachsenen. Dafür nutzten die Forscher den AYA HOPE-Index, der gängige Krankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck, Asthma und psychische Leiden betrachtet. Von den inzwischen 18 bis 43 Jahre alten Menschen, die zum errechneten Geburtstermin geboren waren, litten 63 Prozent an keiner der gelisteten Krankheiten. Bei den Frühchen, die in den Wochen 34 bis 36 das Licht der Welt erblickt hatten, waren 58 Prozent vollkommen gesund. Bei einer Geburt zwischen Woche 28 bis 33 lag die Quote bei 48,5 Prozent und bei den extremen Frühchen (22. bis 27. Woche) bei 22,3 Prozent.

Die Forscher schlussfolgern, dass es zwar noch Unterschiede gibt, die Gesundheitsrisiken sich jedoch immer stärker annähern.