Grundlagen und Anwendungsgebiete der Mototherapie

Als Mototherapie bezeichnet man eine ganzheitliche Behandlungsmethode. Sie kommt u.a. bei Aufmerksamkeitsstörungen, motorischen Störungen und Konzentrationsschwäche zur Anwendung.

Von Jens Hirseland

Nach Meinung von Experten nimmt die Anzahl an Kindern und Jugendlichen, die unter motorischen Entwicklungsstörungen leiden, stetig zu. Mithilfe der Mototherapie lassen sich die Störungen jedoch wirksam behandeln.

Grundlagen der Mototherapie

Die Mototherapie zählt zur Motopädie, die Behandlung und Förderung miteinander verbindet. Dabei werden medizinische, pädagogische, psychologische und sportwissenschaftliche Methoden kombiniert.

Im Mittelpunkt steht vor allem die Wechselwirkung zwischen der Psyche und dem sich bewegenden Körper. So gilt Bewegung in der Motopädie als wichtiger Bestandteil der persönlichen Entwicklung eines Menschen.

Erdacht wurde die Motopädie in den 50er Jahren von dem deutschen Sportpädagogen Ernst J. Kiphard (1923-2010) in Zusammenarbeit mit Kinder- und Jugendpsychiatern, um psychomotorische Verhaltens- und Leistungsauffälligkeiten gezielt zu bekämpfen.

Einen Teilbereich der Motopädie bildet die Motologie, die durch Bewegungs- und Körperarbeit den Menschen in seiner Entwicklung sowie bei der Behandlung von Erkrankungen unterstützt.

So kann eine Mototherapie sowohl bei Kindern und Jugendlichen als auch bei Erwachsenen und Senioren zur Anwendung kommen.

Anwendungsgebiete

Im Rahmen einer Mototherapie behandelt man Störungen oder Entwicklungsverzögerungen:

  • der Bewegungsfähigkeit
  • der Erlebnisfähigkeit
  • der Wahrnehmungsverarbeitung
  • des Sozialverhaltens

Dabei gelten Bewegung, Wahrnehmung, Handeln und Erleben als Einheit.

Bemerkbar machen sich Auffälligkeiten und Störungen durch:

  • ungeschickte oder unsichere Bewegungen
  • Aufmerksamkeitsstörungen
  • Hyperaktivität
  • motorische Unruhe
  • Verzögerungen der motorischen Entwicklung
  • Konzentrationsprobleme
  • Störungen der Körperkoordination

Darüber hinaus leiden die Betroffenen oft gleichzeitig unter mangelndem Selbstvertrauen, Lernstörungen, Stimmungsschwankungen oder Angst vor Leistungsanforderungen, was nicht selten zu aggressivem Verhalten, Leistungsverweigerung und sozialem Rückzug führt.

Ziel und Zweck der Mototherapie

Durch die ganzheitliche Mototherapie lassen sich diese umfassenden Probleme bei entwicklungsgestörten Kindern gleichzeitig behandeln. Außerdem wird auch das soziale Umfeld in den Behandlungsprozess einbezogen.

Ziel der Mototherapie ist es, sowohl das Bewegungs- und Wahrnehmungsverhalten des betroffenen Kindes zu verbessern als auch ein angemessenes emotionales und soziales Verhalten zu erreichen, was sich in der Regel positiv auf die Gesamtpersönlichkeit und die Leistungsbereitschaft in Kindergarten und Schule auswirkt.

Behandlungsweise

Die Verordnung einer Mototherapie erfolgt grundsätzlich durch den Arzt. Durchgeführt wird sie nur von ausgebildeten Mototherapeuten und Motopäden. Die Behandlung findet entweder in Einzelsitzungen oder in kleinen Gruppen, die nicht mehr als vier Kinder oder Jugendliche umfassen, statt.

Für die Zielsetzung der Behandlung orientiert man sich an der Diagnose und dem individuellen Entwicklungsstand des Patienten. Dabei spielen auch mögliche Beeinträchtigungen im Sozialkontakt eine Rolle.

Da sich die Mototherapie an Handlungen orientiert, stehen während der Behandlung gezielte körperliche und bewegungsbezogene Übungen im Mittelpunkt.

Im Verlauf der Therapie werden die Bewegungsübungen sowie die Angebote an Raum und Material variiert. Außerdem leiten die Mototherapeuten die Patienten zur eigenständigen Aufarbeitung ihrer Beeinträchtigungen an.

Eine wichtige Rolle für den Erfolg der Mototherapie spielt die Mitarbeit der Eltern. Daher bezieht man diese aktiv in die Behandlung ein. Außerdem wird ihnen gezeigt, wie sie bestimmte Übungen mit ihren Kindern zu Hause durchführen können.