Senkt kindliches Daumenlutschen das Risiko auf Allergien?

Durch den Hand-Mund-Kontakt nehmen Kinder Mikroben auf und das Immunsystem wird geschult

Von Cornelia Scherpe
14. Juli 2016

Fast jedes Kind kommt in die Phase, in der es am Daumen nuckelt und viele entwickeln auch die Angewohnheit des Nägelkauens. Eltern sehen beides nicht gern und versuchen frühzeitig, den Nachwuchs davon abzuhalten. Eventuell hat das Verhalten aber sogar einen positiven Nebeneffekt: das kindliche Immunsystem wird gestärkt und das wiederum senkt das Risiko auf Allergien.

Einfluss auf die Allergieanfälligkeit

Forscher aus Neuseeland haben eine Studie zu diesem Thema durchgeführt und begleiteten 1.037 Kinder. Die Eltern wurden regelmäßig zum Daumenlutschen und Nägelkauen der Kinder befragt. Der Nachwuchs war bei der ersten Befragung fünf Jahre, dann sieben, neun und elf Jahre. Als die Kinder 13 waren, wurde bei allen ein Allergietest durchgeführt. Die letzte Befragung samt Test erfolgte dann im Alter von 32 Jahren.

  • Es zeigte sich, dass alle Kinder, die niemals am Daumen gelutscht oder ihre Nägel gekaut hatten, in 49 Prozent der Fälle eine Allergie entwickelt hatten.
  • In der Teilgruppe derer, die eine von beiden Angewohnheiten als Kind zeigten, waren es nur 38 Prozent.
  • Hatte ein Kind sowohl das Nägelkauen als auch das Daumenlutschen praktiziert, sank das Risiko sogar noch weiter auf 31 Prozent herab.

Training für das Immunsystem

Die wahrscheinlichste Erklärung für den Zusammenhang ist die Tatsache, dass sich an den Händen beständig Mikroben befinden. Durch den Kontakt mit dem Mund nehmen die Kinder diese auf und das Immunsystem wird geschult. Dies passt zu der Ansicht, dass soviel Hygiene im Kindesalter nicht gesund ist, sondern Allergien fördert.

Die Zahlen legen zwar einen Zusammenhang nahe, dennoch raten die Forscher davon ab, dass Eltern künftig ihre Kinder zu den Verhaltensweisen animieren. Ein tatsächlicher Nutzen für die Gesundheit kann allein durch eine Beobachtungsstudie nicht erbracht werden.