Medikamente helfen gegen das Multiple Myelom so gut wie eine Stammzelltherapie

Eine neue Alternative zur hochdosierten Chemotherapie und Transplantation von Stammzellen

Von Cornelia Scherpe
4. Mai 2017

Das Multiple Myelom gehört zu den Krebserkrankungen und betrifft die Plasmazellen im Blut. Sie vermehrten sich durch bösartige Mutationen übermäßig und tragen den Krebs damit in den gesamten Organismus. Genau das macht die Behandlung schwierig, denn wo man einen lokalen Tumor oft chirurgisch entfernen kann, ist das hier unmöglich.

Bislang setzt man gegen das Multiple Myelom eine Stammzelltherapie ein. Diese ist aber sehr aufwendig und für den Patienten mit hohen Risiken verbunden. Zunächst wird eine hochdosierte Chemotherapie durchgeführt und dann die Stammzellen transplantiert. Der Patient muss dafür stark genug sein, sonst sind die Nebenwirkungen lebensgefährlich.

Ärzte forschen schon länger an einer alternativen Behandlungsoption. Seit einigen Jahren gibt es die Proteasom-Inhibitoren als Medikamente. Sie hemmen den Krebsverlauf zumindest teilweise und verlängerten das Gesamtüberleben von drei Jahren auf inzwischen sechs Jahre. Durch den gezielten Einsatz dieser Wirkstoffe könnte eine medikamentöse Behandlung einer Stammzelltherapie ebenbürtig und damit eine gleichwertigen Alternative sein.

Studienergebnisse dazu fehlten aber bislang

In einem ersten internationalen Versuch verglich man nun erstmals beide Therapieformen bei 700 Freiwilligen. Sie alle waren Krebspatienten und wurden an 69 verschiedenen Medizinzentren behandelt. Alle durchliefen den ersten Therapieteil mit dreimaliger Vergabe der Medikamente. Danach teilte man die Teilnehmer in zwei Gruppen auf. Die einen erhielten fünf weitere Medikamenten-Zyklen, die anderen wurden jetzt nach dem klassischen Verfahren therapiert: eine Chemotherapie mit anschließender Stammzelltransplantation. Erst danach bekam Gruppe 2 noch einmal zwei Zyklen der Medikamente.

Ein sofortiger Rückgang aller Krebszellen trat in Gruppe 1 bei 48 Prozent der Patienten ein, in Gruppe 2 nach der Stammzelltherapie bei 59 Prozent. Auch das Überleben ohne Rückfall war in der zweiten Gruppe mit 50 Monaten gegenüber 36 Monaten besser.

Allerdings war das Gesamtüberleben in beiden Fällen gleich: Nach der alleinigen Therapie mit Medikamenten lebten nach vier Jahren noch 82 und nach der Stammzelltherapie noch 81 Prozent. Allerdings hatten auch 136 Patienten aus Gruppe 1 in diesem Zeitraum einen Rückfall und benötigten doch noch eine Stammzelltherapie.

Fazit

Dennoch fällt das Fazit der Forscher insgesamt positiv aus. Der Verzicht auf eine Stammzelltherapie, oder zumindest der Aufschub bis zu einem Rückfall, könnte vielen Patienten künftig die Belastung der Stammzelltherapie (vorerst) ersparen. Gerade für sehr schwache und alte Patienten ist die medikamentöse Therapie eine sinnvolle Alternative.