Höheres HIV-Risiko durch Hormonspritzen?

Die Wahrscheinlichkeit, sich mit dem Aids-Erreger anzustecken, steigt durch hormonelle Verhütung

Von Ingo Krüger
7. Oktober 2011

Hormonelle Verhütung erhöht für Frauen das Risiko, sich mit HIV-Viren zu infizieren, wenn ihr Partner HIV-positiv ist.

Dies belegt eine Studie von US-Wissenschaftlern mit fast 3800 afrikanischen Paaren, die jetzt im Journal "Lancet Infectious Diseases" erschienen ist. Demnach ist die Wahrscheinlichkeit, sich mit dem Aids-Erreger anzustecken, für Frauen doppelt so hoch, wenn sie Hormone genommen oder eine Hormonspritze erhalten haben.

Risiken hormoneller Verhütung

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist die Spritze in Schwarzafrika das populärste Verhütungsmittel für Frauen.

Es ist die effizienteste Methode, um eine ungewollte Schwangerschaft zu verhindern. Alle drei Monate erhalten Frauen eine Depotspritze mit Medroxyprogesteron-Acetat (DMPA) verabreicht.

Kritik von der AIDS-Hilfe

Auch bei HIV-negativen Männern, die mit einer infizierten Frau zusammenleben, besteht ein größeres Risiko, sich mit dem Erreger anzustecken. Dies sei die erste Studie, so die Forscher, die ein erhöhtes Infektions-Risiko für gesunde Ehemänner von erkrankten Frauen belege.

Kritik an der Untersuchung äußerten jedoch Experten aus der AIDS-Hilfe. Gerade wenn Frauen Verhütungsmittel einnähmen, dazu zähle auch die Antibabypille, hätten sie häufiger ungeschützten Geschlechtsverkehr.

Einfluss der Substanzen

Daher sei es fast zwangsläufig, dass sie sich auch häufiger mit HIV-Viren infizieren würden. Die an der Studie beteiligten Wissenschaftler verneinten dies jedoch. Diesen Effekt habe man herausgerechnet.

Sie sind eher der Ansicht, dass die in den Hormonpräparaten verwendeten Substanzen sich auf das Immunsystem auswirkten.

Zudem fanden die Forscher in der Genitalflüssigkeit der Frauen eine erhöhte Zahl von HI-Viren. Dadurch stieg auch das Risiko ihrer Männer, sich mit der Infektionskrankheit anzustecken.