Möglichkeiten der hormonellen Verhütung

Zur Empfängnisverhütung kommen verschiedene Methoden infrage. Eine beliebte Möglichkeit ist die Anwendung von hormonellen Mitteln.

Von Jens Hirseland

Die richtige Verhütungsmethode zu finden, ist nicht immer leicht. Letztlich muss jedes Paar selbst herausfinden, welche Verhütungsmittel sich am besten eignen. Gut bewährt haben sich hormonelle Verhütungsmethoden.

Was verbirgt sich hinter dem Begriff?

Unter hormoneller Verhütung versteht man den Einsatz von Mitteln, die bewirken, dass der Eisprung der Frau ausbleibt. Auf diese Weise lässt sich das Befruchten der Eizelle verhindern, wodurch eine Schwangerschaft unterbunden wird.

Verhütungsvielfalt

Zu den verschiedenen hormonellen Verhütungsmethoden gehören neben der beliebten Antibabypille auch:

  • die Depotspritze
  • das Hormonimplantat
  • das Hormonpflaster
  • das Intra-Uterin-System
  • der Vaginalring

Im Folgenden gehen wir einmal näher auf die unterschiedlichen Verhütungsmöglichkeiten ein.

Antibabypille

Unbestrittener Klassiker unter all diesen Mitteln, bei denen Gestagene und Östrogene zur Anwendung kommen, ist die Antibabypille. Diese wird Tag für Tag von ca. 7 Millionen Frauen in Deutschland eingenommen.

Die Pille zählt zu den sichersten Verhütungsmitteln. So beträgt der Pearl-Index der Antibabypille 0,1 bis 0,9.

Depotspritze

Die Depotspritze bezeichnet man auch als Dreimonatsspritze. Darunter versteht man ein hormonelles Verhütungsmittel, das alle 90 Tage in den Oberarm oder das Gesäß gespritzt wird.

Wirkungsweise

Eine Dreimonatsspritze enthält ein Depot-Gestagen in hoher Dosierung. Durch den Depoteffekt gelangt der Wirkstoff allmählich in den Körper. Wie lange der Vorrat reicht, hängt von dem verwendeten Präparat ab. So gibt es auch eine Einmonatsspritze, die vom Gynäkologen am siebten Zyklustag in den Oberarmmuskel oder den Gesäßmuskel injiziert wird.

Grundlage der Wirkung ist wie bei der Antibabypille vor allem die Unterdrückung des Eisprungs. Je nach Präparat beträgt der Pearl-Index der Depotspritze 0,3 bis 1,4.

Zu den Vorteilen der Depotspritze gehört, dass eine Injektion zum Auffrischen vorverlegt werden kann. Überschreitet man jedoch den Zeitraum der Wirkung, sollte man weitere Verhütungsmaßnahmen anwenden. Eine Depotspritze kostet etwa 25 bis 30 Euro im Monat.

Empfehlungen und mögliche Nebenwirkungen

Empfohlen wird die Depotspritze vor allem Frauen, die Probleme mit der Verträglichkeit von anderen Verhütungsmitteln haben. Zudem kann sie bei schmerzhaften oder starken Menstruationsblutungen sowie bei Migräne von Vorteil seien.

Nicht geeignet ist die Dreimonatsspritze für Frauen, die unter

leiden.

Zu den Nachteilen der Depotspritze gehört, dass sie verschiedene Nebenwirkungen hervorrufen kann. Dazu gehören u.a.:

Außerdem lässt sie sich im Falle einer Unverträglichkeit nicht sofort absetzen, da das Depot erst einmal aufgelöst werden muss.

Hormonimplantat im Oberarm

Hormonimplantate eignen sich gut für Frauen, die einen unregelmäßigen Lebensrhythmus haben. Bei Hormonimplantaten handelt es sich um dünne Stäbchen aus Kunststoff, die etwa vier Zentimeter lang sind. In den Stäbchen befindet sich das Gestagen Etonogestrel, das auch in der Antibabypille zum Einsatz gelangt. Dieses Stäbchen implantiert man an der Innenseite des Oberarms unter die Haut.

Wirkungsweise

Anschließend erfolgt die langsame Freisetzung des Wirkstoffes in den Organismus. Durch den Wirkstoff wird der Eisprung verhindert. Außerdem kommt es zu einer Veränderung des Gebärmutterhalsschleims, was eine Behinderung der Spermienwanderung zur Folge hat.

Die Verhütung mithilfe eines Hormonimplantats gilt als sehr sicher. So beträgt der Pearl-Index 0 bis 0,08. Beim Einsetzen in den Oberarm erfolgt eine lokale Betäubung. Nach der Implantation kann das Verhütungsmittel bis zu drei Jahre im Körper verbleiben. Danach lässt es sich problemlos wieder entfernen.

Das Gleiche gilt für den Fall, dass es doch zu einem Kinderwunsch kommt. Möchte man weiterhin auf diese Weise verhüten, kann nach Ablauf von drei Jahren ein neues Implantat eingesetzt werden.

Mögliche Nebenwirkungen

Die eventuellen Nebenwirkungen, die bei der Anwendung eines Hormonimplantats auftreten können, ähneln denen der Antibabypille. So besteht die Möglichkeit von:

  • Blutungsanomalien
  • Schmierblutungen
  • einem Ausbleiben der Regelblutung
  • Gewichtszunahme

Hormonpflaster

Unter einem Hormonpflaster versteht man ein Verhütungsmittel, das auf die Haut aufgeklebt wird. Es enthält die Hormone Östrogen und Gestagen.

Anwendung

Hormonpflaster, die auch Verhütungspflaster genannt werden, gibt es in Deutschland seit 2003. Die hautfarbenen Pflaster haben eine Größe von 4,5 x 4,5 Zentimetern und werden auf einer sauberen Hautstelle aufgeklebt. Dies können

  • der Oberarm
  • der Bauch
  • das Gesäß oder
  • der Oberkörper mit Ausnahme der Brust

sein. Verhütungspflaster weisen einen Pearl-Index von 0,7 bis 0,9 auf, sodass sie bei korrekter Anwendung als sehr sicher gelten. Insgesamt wendet man ein Hormonpflaster 21 Tage lang an, wobei alle sieben Tage ein Austausch erfolgt. Das heißt, dass drei Pflaster für jeden Zyklus benötigt werden.

Da in der letzten Woche die Regelblutung einsetzt, bleibt dieser Zeitraum pflasterlos.

Wirkungsweise

Sowie ein Hormonpflaster auf der Haut angebracht wird, beginnt es seine verhütende Wirkung zu entfalten, indem es eine Woche lang Gestagen und Östrogen kontinuierlich freisetzt. Dabei handelt es sich um 150 Mikrogramm Norelgestromin und 20 Mikrogramm Ethinylestradiol am Tag. In die Blutbahn gelangen die Wirkstoffe über die Haut.

Die Wirkung der Hormone basiert auf der Unterdrückung der Eizellenreifung und des Eisprungs. Darüber hinaus wird das Einnisten einer befruchteten Eizelle in die Schleimhaut der Gebärmutter verhindert.

Empfehlungen

Da der Magen-Darm-Trakt bei dieser Verhütungsmethode im Gegensatz zu oralen Mitteln umgangen wird, eignet sich das Hormonpflaster besonders gut für Frauen, die unter Magen-Darmproblemen leiden. Darüber hinaus hat das Pflaster den Vorteil, dass es sich leicht unter der Kleidung tragen lässt.

Die Haftfähigkeit des Verhütungspflasters wird durch eine spezielle Matrix-Technologie gewährleistet, sodass problemloses Baden und Duschen möglich ist. Den Kontakt mit Ölen oder Kosmetika sollte man jedoch vermeiden.

Für den Fall, dass sich doch einmal ein Pflaster löst, muss ein neues Exemplar angebracht werden.

Gegenanzeigen

Grundsätzlich eignet sich das Hormonpflaster für jede Frau, die auch die Pille nehmen kann. Nicht zu empfehlen sind die Pflaster allerdings übergewichtigen Frauen, da die meisten ungewollten Schwangerschaften bei Frauen auftreten, die mehr als 90 Kilogramm wiegen.

Intra-Uterin-System (IUS)

Anwendung

Als Intra-Uterin-System (IUS) bezeichnet man eine Hormonspirale aus Kunststoff, die man in die Gebärmutter einsetzt. Die Spirale ist mit einem Zylinder ausgestattet, der regelmäßig das Hormon Gestagen an die Schleimhaut der Gebärmutter abgibt, was einer Schwangerschaft entgegengewirkt.

In Deutschland kommt die Hormonspirale seit 1996 zur Anwendung. Diese Verhütungsmethode gilt als sehr sicher. So liegt der Pearl-Index bei 0,16. Eingesetzt wird das Intra-Uterin-System von einem Frauenarzt.

Zu diesem Zweck verwendet der Gynäkologe eine spezielle Einführhülse, die durch den Muttermund bis zur Gebärmutter geschoben wird. Insgesamt kann die Hormonspirale fünf Jahre lang im Körper verbleiben. Ein positiver Nebeneffekt des Intra-Uterin-Systems ist, dass die monatlichen Blutungen oftmals schwächer ausfallen und auch weniger Schmerzen bereiten. Mitunter kann die Regelblutung sogar vollständig ausbleiben.

Empfehlungen und mögliche Nebenwirkungen

Gut geeignet ist das Intra-Uterin-System für Frauen, die Probleme mit der Verträglichkeit von Östrogenen haben, sowie für junge Mütter. Bei kinderlosen Frauen besteht jedoch die Gefahr, dass die Gebärmutter zu klein ist.

Bei Veränderungen der Gebärmutter wird von der Anwendung der Hormonspirale abgeraten. Ebenfalls ungeeignet ist das Intra-Uterin-System für Frauen, die unter Blutkrankheiten, Migräne oder Leberproblemen leiden.

Zu den Nachteilen der Methode gehören:

  • Blutungsstörungen in der Anfangszeit
  • gestagenbedingte Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Spannungsgefühle in den Brüsten, oder Akne

Außerdem verläuft das Einsetzen einer Hormonspirale oft schmerzhaft.

Da die Kosten von den Krankenkassen normalerweise nicht übernommen werden, ist die Methode zudem recht teuer.

Feste Partnerschaft

Zahlreiche Gynäkologen verwenden die Hormonspirale nur bei Frauen, die eine feste Beziehung haben. Das ist darauf zurückzuführen, dass bei wechselnden Partnerschaften das Risiko besteht, mit ungewohnten und eventuell sogar schädlichen Keimen in Berührung zu kommen. So können die Erreger Infektionen und sogar Unfruchtbarkeit verursachen.

Vaginalring

Der Vaginalring wird auch Monatsring oder Verhütungsring genannt. Gemeint ist damit ein weicher und elastischer Ring aus medizinischem Kunststoff, der einen Durchmesser von 54 Millimetern hat. In ihm enthalten sind die Hormone Gestagen und Östrogen.

Grundsätzlich kann jede Frau einen Vaginalring verwenden, für die sich auch die Antibabypille eignet. Der Pearl-Index dieses Verhütungsmittels beträgt 0,4 bis 0,65, sodass die Sicherheit relativ groß ist. Der Vaginalring lässt sich problemlos selbst einsetzen. In der Regel führt man ihn stets am gleichen Wochentag ein und entfernt ihn 21 Tage später wieder.

Nach der Entfernung des Ringes wird bis zur nächsten Anwendung eine Pause von sieben Tagen eingelegt. Dabei kommt es zu einer Hormonentzugsblutung, die der Menstruationsblutung ähnelt. Man nennt sie auch Abbruchblutung. Während der gesamten vier Wochen besteht jedoch die sichere Verhütung einer Schwangerschaft.

Wirkungsweise

Die Wirkungsweise des Vaginalringes ist im Prinzip dieselbe wie bei der Antibabypille. Das heißt, dass jeden Tag eine bestimmte Menge an den Hormonen Etonogestrel und Ethinylestradiol freigesetzt wird. Die Hormone gelangen dann über die Scheidenwand in den Organismus.

Die freigesetzten Hormone sorgen dafür, dass der Eisprung verhindert wird. Außerdem erschweren sie den Spermien den Weg zur Gebärmutter, indem sie den Schleim, der sich im Gebärmutterhals befindet, zäh machen.

Da die Hormone gleichmäßig freigesetzt werden, sind keine täglichen Hormonschwankungen zu befürchten. Ein weiterer Vorteil des Vaginalrings ist, dass er Menstruationsbeschwerden abmildern kann. Selbst bei Durchfall oder Erbrechen bleibt die Wirksamkeit des Verhütungsmittels bestehen.

Anwendung

Das Einführen eines Vaginalringes ist sehr simpel. Zunächst wird der latex- und silikonfreie Ring zwischen Daumen und Zeigefinger zusammengedrückt. Dann führt man ihn wie einen Tampon solange in die Scheide ein, bis er sich nicht mehr spüren lässt.

Da der Ring sehr flexibel ist, kann er sich problemlos an die Vagina anpassen. Durch die Beckenbodenmuskulatur wird dafür gesorgt, dass der Verhütungsring fest sitzt.

Bei der ersten Anwendung führt man den Ring zu Beginn der Monatsblutung in die Scheide ein. Nach 21 Tagen wird der Vaginalring wieder entfernt, indem man ihn zunächst mit dem Zeigefinger ertastet und dann aus der Scheide herauszieht.

Mögliche Nebenwirkungen

Störende Nebenwirkungen sind durch den Vaginalring kaum zu befürchten. Gelegentlich kann es zu einer Scheidenhautentzündung mit Juckreiz und Ausfluss kommen. Auch eine verstärkte Aknebildung ist im Bereich des Möglichen.

Etonogestrel-Implantat

Als Etonogestrel-Implantat wird ein hormonelles Verhütungsmittel bezeichnet, das unter der Bezeichnung Implanon auf dem Markt ist. In Deutschland ist es seit dem Jahr 2000 zugelassen.

Wirkungsprinzip

Bei einem Etonogestrel-Implantat handelt es sich um ein elastisches, dünnes Kunststoffstäbchen, das unter die Oberarmhaut eingesetzt wird. Dieses Stäbchen enthält das Geschlechtshormon Etonogestrel, das zur Gruppe der Gestagene zählt.

Das Etonogestrel wird kontinuierlich abgegeben, wodurch sich derselbe Wirkungseffekt wie bei einer Antibabypille erzielen lässt. So kommt es zur Hemmung des Eisprunges sowie zu einer Veränderung des Schleims von

  • Eileiter
  • Gebärmutterhals und
  • Gebärmutterschleimhaut.

Die Verhütungsmethode bewirkt eine zuverlässige Schutzdauer vor ungewollten Schwangerschaften für drei Jahre. Nach Ablauf dieser Zeitspanne ist ein neues Implantat erforderlich.

Durchführung der Implantation

Das Etonogestrel-Implantat wird der betreffenden Frau an der Innenseite ihres Oberarms unterhalb der Haut eingesetzt. Das Implantieren des Verhütungsmittels erfolgt bei einem Arzt, der vor dem Einsetzen des kleinen Kunststoff-Stäbchens den Arm lokal betäubt. Soll die Empfängnisverhütung vorzeitig beendet werden, was jederzeit möglich ist, entfernt der Arzt das Implantat wieder.

Zuverlässigkeit

Nach Angaben der Hersteller handelt es sich bei dem Etonogestrel-Implantat um ein sehr sicheres Verhütungsmittel. So wird der Pearl-Index mit 0,1 angegeben. Die Abgabemenge des Etonogestrel-Hormons entspricht der einer desogestrelhaltigen Minipille.

Um die Verträglichkeit des Etonogestrels zu überprüfen, empfehlen zahlreiche Frauenärzte vor dem Einsetzen des Implantats eine dreimonatige Anwendung der Minipille.

Die verhütende Wirkung des Implantats hängt vom Plasmaspiegel von Etonogestrel ab. Dieser steht in umgekehrter Relation zum Gewicht des Körpers und sinkt im Laufe der Zeit ab. Ein Problem ist allerdings, dass es für Frauen, die mehr als 80 Kilogramm an Körpergewicht aufweisen, bislang nur wenige Erfahrungen mit der Anwendung des Etonogestrel-Implantats gibt.

So lässt sich nicht vollkommen ausschließen, dass bei den betroffenen Frauen der Verhütungsschutz schon vorzeitig nachlässt. Wichtig für die verhütende Wirkung ist zudem, dass das Kunststoffimplantat korrekt eingesetzt wird.

Wechselwirkungen mit Arzneimitteln

Die Anwendung eines Etonogestrel-Implantats als Verhütungsmittel kann Wechselwirkungen mit einigen Arzneimitteln hervorrufen. Dazu gehören:

Dadurch besteht das Risiko, dass sich die verhütende Wirkung verringert.

Vor- und Nachteile eines Etonogestrel-Implantats

Das Einsetzen eines Etonogestrel-Implantats hat sowohl Vorteile als auch Nachteile. Zu seinen Pluspunkten gehört, dass es sich auch von Frauen anwenden lässt, für die östrogenhaltige Verhütungsmittel nicht infrage kommen.

Nachteilig ist das mögliche Auftreten von zahlreichen unerwünschten Nebenwirkungen. Eventuelle Nebeneffekte sind:

Außerdem besteht das Risiko, dass an der Implantationsstelle

  • schmerzhafte Entzündungen
  • Juckreiz
  • Taubheitsgefühle oder
  • Abszesse

auftreten. Vor allem bei der Entfernung des Implantats kommt es häufiger zu Problemen.

Nicht eingesetzt werden darf ein Etonogestrel-Implantat, wenn Leberkrankheiten, gestagenabhängige Tumore oder thromboembolische Erkrankungen bestehen.

Kosten

Die Kosten für ein Etonogestrel-Implantat betragen zwischen 300 und 350 Euro. Obwohl gesetzlich krankenversicherten Frauen bis zum vollendeten 20. Lebensjahr sowie sozialhilfeberechtigten Frauen eine Kostenerstattung der Behandlung zusteht, verweigern die Krankenkassen aufgrund des GKV-Modernisierungsgesetzes diese häufig.