Forscher entwickeln neuen Wundverband mit Nanofasern, der nicht verklebt

Auch durch das Fördern der Blutgerinnung sorgt der Verband für eine verbesserte Wundbehandlung

Von Cornelia Scherpe
10. Februar 2020

Wissenschaftler aus der Schweiz und Singapur haben eine neuartige Idee vorgestellt, mit der blutende Wunden künftig effektiver behandelt werden können. Es handelt sich um einen Nano-Wundverband, der Blutungen stillt und nicht mit der Wunde verklebt.

Bislang ist es der Normalfall, dass eine offene Wunde mit einer Baumwollgaze versorgt wird. Diese wird fest auf die offene Stelle gedrückt und bremst so die Blutung. Allerdings neigt der Stoff dazu, sich mit der Wundoberfläche zu verbinden, weshalb beim Verbandswechsel nicht selten die Wunde erneut aufreißt. Das verzögert den Heilungsprozess nicht nur durch die neue Läsion, sondern auch durch Keime, die nun tiefer ins Gewebe eindringen können und Infektionen verstärken.

Das internationale Forscherteam hat einen Wundverband entwickelt, der eine Spezialbeschichtung aufweist. Diese besteht aus Silikon und Nanofasern auf Kohlenstoffbasis. Der Verband hat zwei entscheidende Eigenschaften für den Patienten:

Gerinnungsfördernd

Zum einen fördert er die lokale Blutgerinnung, sodass der Körper schneller eine schützende Schorfschicht bilden kann. Ältere Ideen anderer Ärzte hatten versucht, dies mit Substanzen wie Kaolin zu erreichen, doch diese können tiefer ins Gewebe vordringen und damit das Thromboserisiko erhöhen. Der Nano-Wundverband bringt diesen Nachteil nicht mit sich. Er stellt stattdessen Fibrinfasern zur Verfügung, um der natürlichen Blutgerinnung eine Art Gerüst zu stellen.

Kein Verkleben mit der Wunde

Zum anderen macht ihn seine Struktur abperlend wie Teflon. Weder Blut noch Wundflüssigkeit bleiben an ihm haften, sodass keine Einheit zwischen ihm und der Wundoberfläche entsteht. Ein Verbandswechsel geht daher nicht mehr mit dem Abreißen der ersten Verschorfung einher.

Weitere Vorteile

Erste Tierversuche zeigten, dass der Blutverlust im Schnitt nur noch 0,3 Milligramm beträgt. Ein normaler Wundverband kommt auf 19,8 Milligramm. Zudem sinkt die Kraftaufwendung beim Entfernen von 315 auf 7,2 Millinewton. In Labortests war der neue Verband zudem bei Bakterien sehr unbeliebt. Die Erreger siedelten sich seltener auf ihm an, was das Infektionsrisiko zusätzlich senken dürfte. Das internationale Team will nun ein Patent für den Wundverband anmelden und bald mit weiteren Testreihen starten. Ist die Unbedenklichkeit bescheinigt, steht dem Einsatz in der Notfallmedizin, in Kliniken und Arztpraxen sowie in der Hausapotheke nichts im Wege.