Verband - Arten von Verbandmaterial und Hinweise zur Anwendung

Als Verbandmaterial oder Verbandszeug bezeichnet man verschiedene Materialien, die zum Anlegen eines Verbands nötig sind. Dazu gehören u.a. Wundauflagen und Mullbinden. Ein Verband kann eine Wunde schützen oder auch zur Blutstillung eingesetzt werden. Zudem zählen Kompression sowie die Sekretaufnahme zu den Funktionen. Lesen Sie alles Wissenswerte über Funktion und Anwendung von Verbänden.

Von Jens Hirseland

Einsatzgebiete und Anwendung von Verbänden im Alltag

Um im Alltag wirksam Erste Hilfe leisten zu können, sollte stets Verbandsmaterial in der Hausapotheke verfügbar sein. Im Auto ist das Mitführen von Verbandsmaterial sogar Pflicht.

Anwendung von Verbandsmaterial zuhause

Vor allem Familien mit Kindern müssen stets mit Unfällen und kleineren Verletzungen rechnen, da es beim Herumtollen der Kinder leicht passieren kann, dass es zu einem Aufschlagen der Knie oder zu einer Schnittverletzung kommt. Daher ist es wichtig, immer genügend Verbandsmaterial im Haus zu haben, damit man schnell und wirksam eine Wunde versorgen kann.

  • Durch den Wundverband lässt sich die Blutung stillen.
  • Das Wundsekret wird von der Wundauflage aufgenommen und die Wunde vor Fremdkörpern geschützt, sodass sie gut abheilen kann.
  • Bei kleineren Wunden genügt zumeist schon die Versorgung mit einem Wundpflaster.

Anwendung von Verbandsmaterial beim Sport und im Straßenverkehr und im Beruf

Auch wer viel Sport treibt, sollte sich mit ausreichend Verbandsmaterial versehen, denn gerade bei sportlichen Aktivitäten muss häufig mit Verletzungen gerechnet werden. Wer ein Kraftfahrzeug besitzt, ist nach Paragraph 35h der Straßenverkehrsordung (StVZO) sogar zum Mitführen von Verbandsmaterial verpflichtet, da es bei einem Verkehrsunfall unter Umständen lebensrettend sein kann, Erste Hilfe mit Verbandszeug zu leisten.

Das heißt, dass sich stets ein Verbandskasten mit Erste Hilfe-Material im Auto befinden muss. Lediglich bei Motorrädern besteht in Deutschland keine grundsätzliche Mitführpflicht.

Führt man kein Erste Hilfe-Material mit sich, kann dies mit einem Verwarnungsgeld von 5 bis 25 Euro geahndet werden. Auch an Arbeitsplätzen sind Verbandskästen gesetzlich vorgeschrieben.

Empfohlene Verbandsmaterialien für die Hausapotheke

Zu den Verbandsmaterialien, die man unbedingt in der Hausapotheke vorrätig haben sollte, gehören unter anderem

  • sterile Wundauflagen wie Kompressen aus Gaze oder Vliesstoff
  • Mullbinden
  • sterile Verbandpäckchen, die aus einer Wundauflage sowie einer integrierten Mullbinde bestehen
  • Befestigungsmaterial zum Fixieren des Verbands
  • Wundpflaster
  • Klammerpflaster
  • Druckpolster
  • Dreiecktücher
  • eine Pinzette, eine Verbandschere
  • sterile Einmalhandschuhe sowie
  • ein Antiseptikum zum Desinfizieren der Wunde.

Da verschiedene Materialien wie zum Beispiel Pflaster mit der Zeit an Klebkraft verlieren, müssen sie nach einem gewissen Zeitraum ersetzt werden. Auch bei sterilen Verbandsmaterialien wie Verbandstüchern oder Wundkompressen ist unbedingt auf das Verfalldatum zu achten. Ist das Verfalldatum abgelaufen, muss das alte Material entsorgt und durch neues ersetzt werden.

Doch in welchen Fällen kommt Verbandsmaterial genau zum Einsatz?

Verband - Merkmale und Funktion

Verbandsmaterial wird auch als Verbandszeug oder Verbandsmittel bezeichnet. Gemeint sind damit sämtliche Materialien, die zur Herstellung von medizinischen Verbänden dienen. In den meisten Fällen bewahrt man Verbandsmaterial in einem speziellen Verbandskasten auf.

Der Bundesverband Medizintechnologie (BVMed) definiert Verbandsmaterial als medizinische Produkte, mit denen

versorgt, behandelt oder verhütet werden. Darüber hinaus dienen sie zur

  • Stabilisation
  • Kompression
  • funktionalen Mobilisation oder
  • Immobilisation

von Körperteilen. Zu unterscheiden ist zwischen sterilen Wundauflagen und nichtsterilem Befestigungsmaterial. Allerdings gibt es auch Kombinationen aus Befestigungsmaterial und Wundauflagen. Zu den Befestigungsmaterialien werden unter anderem

  • Mullbinden
  • elastische Binden zum Fixieren oder
  • Dreiecktücher

gezählt. Weiterhin sind gebrauchfertige Zusammenstellungen wie Wundschnellverbände und Verbandspäckchen erhältlich.

Ziel und Zweck von Verbandsmaterial

Verbandsmittel erfüllen je nach Verwendung unterschiedliche Zwecke. So

  • schützen sie Wunden vor äußeren Einflüssen
  • stillen Blutungen
  • lindern Schmerzen
  • stützen oder umhüllen Körperteile
  • fördern die Granulation und
  • saugen Exsudate auf.

Manche Materialien sorgen auch für ein heilungsförderndes Mikroklima oder applizieren Arzneimittel.

Arten von Verbandsmaterial

Verbandsmaterial oder Verbandszeug gehört zu den wichtigsten Utensilien eines Verbandskastens oder Erste-Hilfe-Koffers. Unter Verbandszeug versteht man Materialien, die zum Anlegen und Befestigen eines medizinischen Verbands dienen.

Unterschieden wird bei Verbandsmaterialien zwischen keimarmen oder sterilen Wundauflagen und nicht keimfreien Befestigungsmaterial. Es gibt aber auch kombinierte Zusammenstellungen aus Wundauflagen und Befestigungsmaterial, die gebrauchsfertig sind.

  • Zu den sterilen Wundauflagen zählen Kompressen und Verbandstücher.
  • Mullbinden, elastische Fixierbinden, Dreiecktücher, Idealbinden und Trikotschlauchbinden gehören hingegen zum Befestigungsmaterial.
  • Zusammenstellungen, die gebrauchsfertig sind, werden als Wundschnellverband und Verbandspäckchen bezeichnet.

Zu den wichtigsten Verbandsmaterialien gehören:

Wundauflagen

Wundauflagen zählen zu den wichtigsten Verbandsmaterialien. Man legt sie auf eine äußere Wunde, um auf diese Weise zu verhindern, dass Fremdkörper in die Wunde eindringen. Außerdem nehmen sie Blut und Wundsekret auf.

Wundauflagen sollten möglichst keimarm oder sogar steril sein und nicht flusen. Informieren Sie sich hier genauer über die Wundauflagen.

Mullbinde

Als Mullbinden bezeichnet man unsterile Verbandsmittel. Sie dienen zum Fixieren von Wundauflagen.

Gehörten sie früher zu den wichtigsten Bestandteilen von Verbandsmitteln, werden sie heutzutage immer häufiger durch modernere elastische Trikotbinden und Schlauchverbände ersetzt. Diese haben gegenüber der Mullbinde den Vorteil, dass sie kaum einschnüren und zudem besser sitzen.

Tamponade

Als Tamponade bezeichnen Mediziner das Ausfüllen oder Verschließen einer natürlichen oder künstlichen Körperhöhle bzw. Körperöffnung. Im engeren Sinn ist auch eine Verbandstechnik gemeint, bei der ein Verbandstoff wie beispielsweise Gaze in eine Körperhöhle eingeführt wird, um Blutungen zu stillen.

Man unterscheidet zwischen verschiedenen Arten von Tamponaden. Dazu gehören

  • die Wundtamponade bei sekundär verheilenden Wunden
  • die Nasentamponade zum Stillen von Blutungen nach einer HNO-Operation
  • die Blasentamponade beim Ausfüllen der Harnblase mit Blutgerinnseln und
  • die Perikardtamponade, bei der sich Blut oder Flüssigkeit in der Perikardhöhle ansammeln.

Verbandspäckchen

Unter einem Verbandspäckchen versteht man Verbandsmaterial, das steril verpackt ist. Wundauflage und Mullbinde sind dabei fest miteinander verbunden. Im Unterschied zur gewöhnlichen Mullbinde, lässt sich das Verbandspäckchen direkt zur Wundversorgung einsetzen.

Wundschnellverband

Als Wundschnellverband bezeichnet man das herkömmliche Wundpflaster. Pflaster sind mit PVC- oder Textilklebeband verbunden und werden einfach auf kleine Wunden aufgeklebt.

Einige Pflaster enthalten auch Auflagen mit Substanzen, die antibakteriell wirken. Sie sind zumeist in Breiten von vier, sechs oder acht Zentimetern erhältlich. Es gibt aber auch Längen zwischen 25 und 500 Zentimetern, die speziell zugeschnitten werden können, wodurch sie sich für unterschiedlich große Wunden verwenden lassen.

Eigenschaften des Wundschnellverbands

Wundschnellverbände bzw. Pflaster sollen kleinere Wunden wie Schnitt- oder Schürfwunden vor dem Eindringen von

  • Krankheitserregern
  • Verschmutzungen und
  • mechanischen Reizungen

schützen. Dadurch lässt sich das Infektionsrisiko vermindern. Außerdem kann der Heilungsprozess ungestört voranschreiten.

Zur Anwendung kommen Pflaster bei kleinen Wunden, bei denen keine besondere Behandlung notwendig ist. Die saugfähige Wundauflage wird auf die Wunde gelegt, während man das Klebeband an der benachbarten Haut befestigt, wodurch die Auflage in der richtigen Position verbleibt.

Armschlinge und Dreiecktuch

Speziell zum Ruhigstellen eines Arms dient die Armschlinge. Sie wird bei

  • Armverletzungen
  • Erkrankungen oder
  • nach chirurgischen Eingriffen

angelegt. Es gibt unterschiedliche Arten von Armschlingen. Zu den bekanntesten zählt das Dreiecktuch, das im Rahmen von Erste-Hilfe-Maßnahmen zum Einsatz kommt. Lesen Sie hier alles Wissenswerte zum Thema Armschlinge und Dreiecktuch.

Augenklappe

Augenklappen kommen zum Einsatz, wenn es darum geht, Kompressen am Auge zu fixieren und das Auge zu schützen. Auch, um Sehstörungen zu behandeln, können sie angewandt werden. Mehr Informationen erhalten Sie hier.

Bandage

Bandagen werden um eine bestimmte Körperstelle, wie zum Beispiel ein Gelenk, gewickelt um diese vor Überbeanspruchung zu schützen. Vor allem im Sport verwendet man Bandagen zu diesem Zweck. Auf diese Weise lassen sich Gelenke und Knochen bis zu einem gewissen Grad schützen.

Aber auch als Rehabilitationsmaßnahme nach einer Verletzung oder zu deren Behandlung kommen Bandagen zum Einsatz. Bandagen werden in unterschiedlichen Größen und Formen angeboten. Hier gehen wir näher auf das Thema ein.

Druckverband

Eine weitere Erste-Hilfe-Maßnahme kann das Anlegen eines Druckverbandes sein. So ist es überaus wichtig, starke Blutungen so schnell wie möglich zu stoppen, denn bei einem zu großen Blutverlust besteht Lebensgefahr. Hier finden Sie alle nötigen Informationen zum Druckverband.

Fingerschnellverband

Unter einem Fingerschnellverband versteht man ein Verbandsmaterial, mit dem sich Wunden an Fingern rasch versorgen lassen. Darüber hinaus dienen sie zum Fixieren von Wundauflagen.

Fingerschnellverbände lassen sich innerhalb kurzer Zeit anlegen. Neben der schnellen Versorgung von Fingerwunden kommen sie zur Fixierung von Wundauflagen sowie zum Schutz der Haut unter immobilisierenden Verbänden zur Anwendung.

Die speziellen Verbände bestehen entweder aus einer einfachen Schlauchbinde, mit der separate Wundauflagen fixiert werden und die der Fingergröße angepasst ist, oder sind bereits mit einer keimfreien Wundauflage ausgestattet. Manche Fingerschnellverbände verfügen auch über selbsthaftende Binden oder einfache Binden, die man verknoten oder mit einem Heftpflaster befestigen muss.

Die Länge eines Fingerschnellverbands liegt in der Regel bei ca. 20 Zentimetern, während seine Breite rund 4 Zentimeter beträgt. Integrierte sterile Wundauflagen werden in verschiedenen Größen, wie 4x4 Zentimeter oder 3x3 Zentimeter angeboten.

Frakturschiene

Frakturschienen werden im Rahmen einer funktionellen Knochenbruchbehandlung eingesetzt. Eine funktionelle Therapie erfolgt vor allem bei Schaftfrakturen von langen Röhrenknochen.

Nachdem zunächst ein Gipsverband oder eine Gipsschiene zur Ruhigstellung der betroffenen Körperstelle angelegt wurden, schließt sich nach Abklingen der Frakturschmerzen die Behandlung mit einer individuellen Frakturschiene an, die an die Stelle des Gipses tritt.

Durch eine Frakturschiene ist es möglich, das Bewegungsausmaß der angrenzenden Gelenke weniger einzuschränken oder sogar vollkommen frei zu lassen. Durch die freigegebene Funktion des betroffenen Körperteils wird die Knochenneubildung gefördert, was auf eine bessere Durchblutung und eine günstigere physiologische Umgebung zurückzuführen ist.

Der Patient kann dabei die Belastung, abhängig von auftretenden Schmerzen, selbst steuern. Wird eine Frakturschiene richtig angelegt, sind normalerweise keine Achsen- oder Rotationsfehlstellungen zu befürchten.

Hat sich der Knochenbruch konsolidiert und bestehen keine Beschwerden mehr, kann die Frakturschiene wieder abgenommen werden. Danach ist mitunter eine physiotherapeutische Rehabilitation sinnvoll.

Gipsverband

Als Gipsverband wird ein Hartverband bezeichnet, der zur Ruhigstellung von Gliedmaßen oder Gelenken dient. Er kommt im Rahmen einer konservativen Knochenbruchbehandlung zur Anwendung. In unserem separaten Artikel erfahren Sie alles Wissenswerte über den Gipsverband.

Kompresse

Ebenfalls zu den Verbandsmitteln zählen Kompressen. Sie werden zum Schutz von Wundflächen verwendet.

Es gibt mehrere Arten von Kompressen. So unterscheidet man zwischen

  • Mullkompressen
  • Vliesstoffkompressen und
  • Kalt-Warm-Kompressen.

Mit sterilen oder unsterilen Mullkompressen werden im Rahmen von Erste-Hilfe-Maßnahmen Wunden aller Art versorgt. Weitere Informationen zu Kompressen finden Sie hier.