Schleichende Überdosierung von Paracetamol kann zu schweren Leberschäden führen

Eine schleichende Überdosierung des rezeptfreien Schmerzmittels Paracetamol kann für Patienten sehr gefährlich werden

Von Frank Hertel
28. November 2011

Kenneth Simpson ist Transplantationsmediziner an der Universität Edinburgh in Schottland. In der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift "British Journal of Clinical Pharmacology" berichtet er über die Gefahren des Schmerzmittels Paracetamol.

In seiner Universität wurden zwischen 1992 und 2008 insgesamt 663 Patienten wegen schwerer Leberschäden durch Paracetamol behandelt. Davon waren 161 Fälle, also 24,3 Prozent, die Folge von einer schleichenden Überdosierung.

Patienten überdosieren auf eigene Faust

Eine einzelne Tablette enthält in der Regel 500 mg Wirkstoff. Die maximale Tagesdosis beträgt 4 Gramm. Einige Patienten dosieren auf eigene Faust zu hoch, um die Schmerzen besser in den Griff zu bekommen. Problematisch sei auch, dass Paracetamol rezeptfrei in der Apotheke erhältlich ist, so Simpson.

Ärztliche Orientierung am Plasmaspiegel ist problematisch

Die Sterberate bei den Patienten mit schleichender Überdosierung lag bei 37,3 Prozent. Damit war sie sogar höher als bei den Patienten, die Paracetamol in suizidaler Absicht stark überdosiert hatten. Bei ihnen lag die Sterberate bei 27,8 Prozent.

Problematisch sei bei der schleichenden Überdosierung, dass der Plasmaspiegel nur leicht erhöht sei, während er bei den Suizid-Patienten stark erhöht wäre. Die Ärzte würden sich zu oft am Plasmaspiegel orientieren. Bei schweren Leberschäden durch Paracetamol könne aber auch eine leichte Erhöhung sehr gefährlich sein, so Simpson.