Schmerzmittel - Anwendung, Wirkung und Nebenwirkungen

Schmerzmittel zählen zu den Arzneimitteln, die am häufigsten verabreicht werden. Sie dienen zur Linderung von Schmerzen.

Von Jens Hirseland

Schmerzmittel (Analgetika) sind in Deutschland mittlerweile ein fester Bestandteil der Hausapotheke.

Wirkstoffe

Zu den bekanntesten Wirkstoffen von Analgetika gehören:

Die Eignung der unterschiedlichen Schmerzmittel richtet sich nach der Art des Schmerzes. Während leichte Schmerzmittel in der Apotheke käuflich erworben werden können, benötigen Analgetika, die über eine starke Dosierung verfügen, eine ärztliche Verordnung.

Acetylsalicylsäure

Bei Acetylsalicylsäure (ASS) handelt es sich um einen weit verbreiteten schmerzstillenden, fiebersenkenden und entzündungshemmenden Wirkstoff. Seit 1977 steht ASS auf der Liste der unentbehrlichen Medikamente der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Entwicklung

Die Geschichte der Acetylsalicylsäure reicht zurück bis in 19. Jahrhundert. In unreiner Form wurde sie erstmals im Jahre 1853 von dem französischen Chemiker Charles Frederic Gerhardt (1816-1856) synthetisiert. Bis zur ersten Reinsynthese im Stammwerk der Bayer-AG in Elberfeld dauerte es jedoch noch bis ins Jahr 1897.

Der schmerzlindernde Effekt der Säure war schon seit Längerem bekannt, allerdings kam es durch Verunreinigungen zu Verätzungen im Mund und an den Magenschleimhäuten. Nachdem dieses Problem jedoch durch den deutschen Chemiker Felix Hoffmann (1868-1946) gelöst wurde, konnte die Bayer-AG den Stoff zwei Jahre darauf in Form eines Pulvers auf den Markt bringen. Dieses Schmerzmittel erhielt den Namen Aspirin.

Weitere Verwendung

In der heutigen Zeit kommt Acetylsalicylsäure gegen zahlreiche Beschwerden zum Einsatz. Der Stoff wirkt nämlich nicht nur gegen Schmerzen, sondern beugt auch Durchblutungsstörungen im Gehirn sowie im Gefäßsystem des Herzens vor.

So reduziert ASS die Bildung von Blutgerinnseln (Thrombosen) in den Blutgefäßen. Aus diesem Grund kommt das Mittel auch vor langen Flugreisen zur Anwendung.

Seit 1985 gilt Acetylsalicylsäure in den USA als Notfallmedizin bei einem akuten Herzinfarkt. Darüber hinaus soll das Medikament einem Herzinfarkt vorbeugen. Allerdings ist dazu eine individuelle Abstimmung erforderlich.

Zu den weiteren Vorteilen der Acetylsalicylsäure zählen ihre entzündungshemmenden Eigenschaften, sodass man sie auch gegen

verabreicht, wozu jedoch eine höhere Dosierung vorgenommen werden muss. Allerdings steigt mit der Höhe der Dosis auch die Gefahr von schädlichen Nebenwirkungen.

Dosierung

Grundsätzlich sollte man am Tag nicht mehr als 4 Gramm ASS einnehmen. Bei einer Überdosierung von 10 Gramm besteht sogar Lebensgefahr. Da das Blut bei einer solchen Dosis zu sauer wird, hat dies eine beschleunigte Atmung sowie eine erhöhte Nierentätigkeit zur Folge, was wiederum zu einem bedenklichen Flüssigkeitsverlust führt. Im schlimmsten Fall drohen Zerstörungen des Gewebes und der Tod.

Handelsüblich sind Dosierungen von 400 bis 500 Milligramm. Mittlerweile gibt es auch Kautabletten, die ohne Wasser eingenommen werden können. ASS lässt sich aber auch mit anderen Wirkstoffen wie zum Beispiel Koffein kombinieren, was zu einer verstärkten Wirkung der Acetylsalicylsäure führt.

Anwendungsgebiete

Eingesetzt werden Schmerzmittel bei Schmerzen, die durch geschädigte Körperstrukturen entstehen, wie:

Für solche Fälle sind vor allem nicht-opioide Analgetika wie Ibuprofen, Acetylsalicylsäure, Diclofenac oder Paracetamol geeignet. Diese Mittel lassen sich normalerweise ohne Rezept in der Apotheke erhalten.

Ein weiteres Einsatzgebiet von Schmerzmitteln sind entzündlich-rheumatische Erkrankungen oder Entzündungen. Zu deren Behandlung kommen in der Regel nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) zur Anwendung. Dabei kann es sich um Diclofenac oder Ibuprofen in höherer Dosis sowie Naproxen oder Piroxicam handeln, die jedoch von einem Arzt verschrieben werden müssen.

Bei starken Schmerzen aufgrund von schweren Verletzungen, chirurgischen Eingriffen oder Krebskrankheiten ist oftmals die Anwendung von opioiden Schmerzmitteln erforderlich. Zu den gebräuchlichsten Opioiden zählen Morphin sowie dessen chemische Varianten, Fentanyl, Tramadol und Kodein-Kombinationen.

Bei diesen Substanzen besteht allerdings eine erhöhte Suchtgefahr. Aus diesem Grund ist eine ärztliche Verordnung auf einem speziellen Betäubungsmittelrezept nötig.

Darreichungsformen

Schmerzmittel werden in der Regel oral in Form von Tabletten eingenommen. Ebenso ist es möglich, sie per Spritze in den Körper zu injizieren.

Darüber hinaus gibt es Schmerzmittel, die sich ausschließlich zur äußeren Anwendung eignen. Dabei kann es sich um

handeln. Äußerlich anwendbare Analgetika sind zum Beispiel die Stoffe:

  • Ketorolac
  • Etofennamat
  • Felbinac
  • Methylsalicylat
  • Hydroxyethylsalicylat
  • Diethylaminsalicylat

Wirkungsweise

Bei nicht-opioiden Schmerzmitteln und nicht-steroidalen Antirheumatika handelt es sich um zwei Wirkstoffgruppen, bei denen es zu zahlreichen Überschneidungen kommt. So besteht die Wirkung der Stoffe Paracetamol und Acetylsalicylsäure in der Hemmung des Enzyms Cyclooxygenase.

Auf diese Weise sorgen sie dafür, dass die Herstellung von Prostaglandinen innerhalb des Körpers reduziert wird. Die hormonähnlichen Prostaglandine haben einen großen Anteil am Entstehen einer Entzündung.

Die Wirkung von Opioiden wie Morphin beruht auf der Anbindung an den My-Rezeptor. Diese Bindung hat zudem das Entstehen von angenehmen Gefühlen zur Folge, wodurch allerdings ein erhöhtes Suchtrisiko besteht, da es zum Nachlassen der positiven Wirkung kommt.

Pflanzliche Schmerzmittel

Neben den bekannten chemischen Analgetika gibt es noch verschiedene Schmerzmittel, deren Wirkung auf pflanzlicher Basis beruht. Bei diesen natürlichen Mitteln handelt es sich u.a. um:

Außerdem lassen sich bestimmte ätherische Öle als schmerzlindernde Mittel verwenden, wie zum Beispiel:

Nebenwirkungen

Ob durch das Verabreichen von Schmerzmitteln Nebenwirkungen auftreten, ist individuell sehr unterschiedlich. Während manche Menschen ohne Probleme größere Dosen einnehmen können, leiden andere hingegen schon nach kleineren Dosen unter starken Begleiterscheinungen.

Als typische Nebenwirkungen von Schmerzmitteln gelten Magen-Darm-Beschwerden wie:

Weitere mögliche Beschwerden sind:

Nebenwirkungen von ASS

Bei der Einnahme von ASS kann es bei empfindlichen Menschen zusätzlich zu Sodbrennen und Erbrechen kommen. In seltenen Fällen treten Blutungen an der Magen- und Darmschleimhaut auf.

Diese unerwünschten Begleitsymptome gelten jedoch eher als harmlos und verschwinden nach dem Absetzen des Präparates rasch wieder. Durch die Einnahme von Opiaten kann es jedoch zu zentralnervösen Störungen kommen. Bei längerer Anwendung besteht zudem die Gefahr, süchtig nach dem Schmerzmittel zu werden.

Anwendungshinweise

Mediziner empfehlen, Schmerzmittel grundsätzlich nie länger als zehn Tage im Monat einzunehmen. Halten die Beschwerden länger an, muss mit dem Arzt über mögliche Alternativen geredet werden.

Dosierung von Schmerzmitteln im Alter

Mit zunehmendem Alter steigt auch die Gefahr, an chronischen Leiden wie zum Beispiel Rückenbeschwerden oder Arthritis zu erkranken. Diese werden meist mit Analgetika bekämpft. Allerdings gibt es bei der Dosierung dieser Mittel einige Punkte zu beachten.

Geringe Dosierung und Wechselwirkungen

Bei Senioren ist oftmals eine andere medikamentöse Behandlung nötig als bei jungen Menschen, was auf den veränderten Stoffwechsel zurückzuführen ist. Zwar ändert sich die Schmerzverarbeitung des Körpers im Alter nur wenig, dafür kommt es jedoch zu einer Abnahme der Verarbeitungs- und Ausscheidungsleistung von Arznei- und Nährstoffen.

Das heißt, dass die Medikamente von den dafür zuständigen Organen wie Leber und Nieren nicht mehr so gut abgebaut werden. Aus diesem Grund genügt häufig schon eine geringere Dosierung der Schmerzmittel, um Schmerzen ebenso wirksam zu bekämpfen wie bei jungen Patienten.

Darüber hinaus leiden zahlreiche Senioren an chronischen Herz-Kreislaufkrankheiten oder der Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus). Da diese Erkrankungen ebenfalls mit Medikamenten behandelt werden, besteht die Gefahr, dass die Wirkung der Schmerzmittel durch die anderen Mittel negativ beeinflusst wird.

Auch können unerwünschte Nebenwirkungen und Wechselwirkungen auftreten. Daher ist es wichtig, ein Präparat zu finden, das mit den anderen Medikamenten verträglich ist.

In den meisten Fällen greifen Senioren auf Schmerzmittel zurück, die sie frei verkäuflich in der Apotheke erhalten. Diese enthalten Wirkstoffe wie

  • Ibuprofen
  • Paracetamol oder
  • Acetylsalicylsäure (ASS).

Bei Acetylsalicylsäure besteht jedoch das Risiko, dass sie die Wirkung von anderen Medikamenten negativ beeinflusst, indem sie deren Effekte entweder verstärkt oder verringert. Wer also unter Vorerkrankungen leidet, sollte sich vor dem Kauf eines Schmerzmittels gut von einem Arzt oder Apotheker informieren lassen und nach Gegenanzeigen und möglichen Wechselwirkungen fragen.

Der Vorteil von Opioiden

Einige Mediziner empfehlen älteren Menschen anstelle von rezeptfreien Schmerzmitteln die Einnahme von gering dosierten Opioiden, da diese wesentlich wirksamer und verträglicher seien. Das gilt besonders dann, wenn man sie über längere Zeit einnimmt.

Da es sich bei Opioiden um körperverwandte Stoffe handelt, haben sie den Vorteil, dass sie weniger Nebenwirkungen hervorrufen, sofern sie sachgemäß verabreicht werden. Aufgrund von unterschiedlichen Darreichungsformen wie zum Beispiel Schmerzpflastern, Tropfen oder Tabletten, ist eine individuell abgestimmte Therapie möglich.

Allerdings erfordert die Anwendung von Opioid-Schmerzmitteln eine gute Zusammenarbeit zwischen Patient und Arzt. Dabei sollte der Patient auf eventuelle Veränderungen während der Behandlung achten und diese seinem Arzt mitteilen, um die Dosierung gegebenenfalls anzupassen. Eine mögliche Abhängigkeit von den Opioiden schätzen Mediziner bei älteren Menschen eher als gering ein.