Knie-TEP (Knieendoprothese): Künstliches Kniegelenk

Die Knie-TEP steht für das künstliche Kniegelenk. Es handelt sich um die häufigste Knieprothese, die meistens aufgrund von Verschleißerscheinungen eingesetzt wird. Die Endoprothese besteht aus mehreren Komponenten: Femur- und Tibia-Komponente. Informieren Sie sich über die Funktion einer Knie-TEP sowie entsprechende Einsatzgebiete, und lesen Sie über mögliche Risiken dieses Eingriffs.

Gracia Sacher
Von Gracia Sacher

Knie-TEP: Merkmale und Funktion eines künstlichen Kniegelenks

Die Knie-TEP bezeichnet die Totalendoprothese im Knie, also ein künstliches Kniegelenk. Sie zählt zu den am häufigsten verwendeten Knieprothesen. Das Kniegelenk wird von dieser vollständig ersetzt.

Neben der Totalendoprothese gibt es auch die Knieteilprothese, die bei kleineren Schäden des Kniegelenks zum Einsatz kommt. Die Knie-TEP ersetzt das Gelenk hingegen vollständig.

Schlittenprothese

Die Knieteilprothese zählt zu den gelenkerhaltenden Behandlungsbereichen. Man nennt sie auch Schlittenprothese. Sie spielt auch dann eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, den Einsatz einer Totalendoprothese noch hinauszuzögern - dies ist teils um bis zu 20 Jahre möglich.

Die Prothese wird im Rahmen eines chirurgischen Eingriffs im Knochen verankert. Dem Patienten bringt sie eine beschwerdefreie Bewegung und eine neue Belastungsmöglichkeit. Auch Sport ist bis zu einem gewissen Umfang nach der Operation und Rehabilitation wieder möglich.

Anwendungsgebiete der Knie-TEP

Verschleißerscheinungen, die Gonarthrose, stellen den häufigsten Grund für den Einsatz einer Knieendoprothese dar. Mit dem Alter steigt das Risiko für diese degenerative Gelenkerkrankung. Auch

zählen zu den Anwendungsgebieten. Die Totalendoprothese ist dann notwendig, wenn im gesamten Gelenk des Knies die Gelenkflächen abgenutzt sind und der Patient unter Schmerzen und Bewegungseinschränkungen leidet.

Knie-TEP-Verankerung: Fixed-Bearing und Mobile-Bearing

Bei der Verankerung von Knietotalendoprothesen wird häufig zwischen Fixed-Bearing und Mobile-Bearing unterschieden. Letztere Möglichkeit ermöglicht ein selbstrotierendes Inlay und zeichnet sich durch seine Beweglichkeit aus. Beim Fixed-Bearing sind Inlay und das verankerte Metall im Knochen fest miteinander verbunden.

Aufbau und Arten der Knie-TEP

Die Knieprothese besteht aus einer Oberschenkel- und einer Unterschenkel-Komponente bzw. Femur- und Tibia-Komponente. Durch einen Teil der Prothese wird der Oberschenkelknochen bzw. Femur, das Schienbeinplateau von dem anderen Teil bedeckt.

Die beiden Komponenten sind aus Metall angefertigt. Zwischen diesen liegt die Gleitfläche aus Kunststoff bzw. Polyethylen, welche die Funktion des Gelenkknorpels einnimmt; möglich ist auch der Ersatz der Kniescheibe. Durch die Metall-Polyethylen-Paarung kann die Gelenkbeweglichkeit im Knie wieder hergestellt werden.

Es gleiten immer Kunststoff auf Metall aufeinander. Dies ermöglicht ein längere Haltbarkeit aufgrund von langsamerer Abnutzung.

Oberschenkelkomponente der Knieprothese

Die Femurkomponente aus Metall sorgt für eine Abdeckung des unteren Endes des Oberschenkels im Kniegelenk. Wichtig ist hier eine genaue Nachformung der so genannten Femurkonylen, der paarigen Enden.

An der vorderen Seite befindet sich ein Spalt, welcher der pateallen Gleitrinne entspricht, die die Kniescheibe aufnimmt. Auf diese Weise ist ein stabiles Gleiten möglich.

Schienbeinkomponente der Knieprothese

Durch die Schienbeinkompomente wird das Schienbeinplateau bedeckt. Durch Kreuzband und Meniskus wird das Kniegelenk gestützt.

Auch hier wird in der Regel Metall verwendet. Die Komponente ist mit einer Kunststoffschicht aus Polyethylen überschichtet, um die Gleitpaarung zu bieten.

Kniescheibenkomponente

Durch eine Gleitfläche aus Polyethylen lässt sich die Gleitfähigkeit der durch Arthrose geschädigten Kniescheibe wieder herstellen. Nicht immer wird diese Komponente somit verwendet.

Ungekoppelte und gekoppelte Kniegelenksprothese

Je nach Art und Ausmaß der Verletzung bzw. der Knieschädigung werden unterschiedliche Arten von Kniegelenksprothesen eingesetzt. Sind Seitenbänder und hinteres Kreuzband noch funktionsfähig, sodass die Endoprothese von diesen geführt und gestützt werden kann, ist eine Verbindung der besagten Komponenten nicht nötig; man spricht von einer ungekoppelten Kniegelenksprothese.

Liegt keine ausreichende Stabilisierung vor, wählt man eine gekoppelte Kniegelenksprothese. Die Verbindung der beiden Komponenten erfolgt in einer Art Scharnier.

Hier erweisen sich das höhere Gewicht sowie die verminderte Beweglichkeit als deutliche Nachteile. Die ungekoppelte Knieprothese wird weniger stark belastet und ist somit länger vor einem Verschleiß geschützt.

Moderne Knieendoprothesen: Oberflächenprothesen

Mittlerweile werden häufig so genannte Oberflächenprothesen eingesetzt. Lediglich der verschlissene Teil der Knorpeloberfläche wird entfernt, während der Knochen möglichst intakt bleibt. Auf diese Weise soll eine maximale Beweglichkeit erzielt werden können; zudem sind auch Drehbewegungen möglich.

Auch sind nahezu natürliche Bewegungsabläufe wieder möglich. Als sonstiger Vorteil ist die kurze Rehabilitationszeit zu nennen.

Spezielle Knieendoprothesen-Typen

Die Möglichkeit der individuellen Anpassung spielt in der Endoprothetik eine immer wichtigere Rolle. Mittlerweile lassen sich Prothesen nach Maß sowie solche speziell für Allergiker, Frauen oder Sportler anfertigen.

Materialien der Knie-TEP und mögliche Allergien

Bezüglich der Materialien für eine Knieendoprothese sollten einige Faktoren bedacht werden. Wichtig ist zum einen die Biokompatibilität: die Materialien müssen stabil bleiben und dürfen keinerlei Reaktionen auslösen oder altern. Auch ist die Stabilität samt mechanischer Belastbarkeit wichtig; die Formstabilität muss erhalten bleiben, die Funktion darf auch nach vielen Jahren nicht beeinträchtigt werden.

Bezüglich der Formbarkeit sollte sich die Endoprothese an die natürliche Situation anpassen. Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch die Bruchsicherheit.

Was tun bei Metallallergie?

Ein eindeutiger Beweis, dass allergische Hautreaktionen auf Metalle wie Nickel sich auch auf den Knochen beziehen können, besteht bislang nicht. Im Körper laufen andere biologische Mechanismen ab als auf der Körperoberfläche.

Um trotzdem auf Nummer sicher gehen zu können, werden bei Allergikern meist spezielle Allergieimplantate verwendet. In diesem Fall weisen sie Beschichtungen aus beispielsweise Titan auf. Im Gegensatz zu den Standardlegierungen weisen diese eine etwas geringere Gleitfähigkeit auf.

Die Gleitkomponente einer Knieendoprothese besteht aus Kunststoff, genauer gesagt Polyethylen. Diese Komponente wird auch als Inlay bezeichnet. Im Körper kommt es durch dieses Material in der Regel zu keinerlei Wechselwirkungen. Es ist elastisch und verschleißarm.

Durchführung der Implantation der Knie-TEP: die OP beim künstlichen Kniegelenk

Vor der Operation werden unterschiedliche Untersuchungen durchgeführt; besonders wichtig sind bildgebende Verfahren wie

Es wird sodann ein geeignetes Prothesen-Modell ausgesucht, welches dann gemeinsam mit einem Spezialisten individuell angefertigt wird.

Über einen Hautschnitt gelangt der Chirurg an das Gelenk. Die verschlissenen Knochenteile werden entfernt; damit möglichst wenig abgetragen werden muss, passt man die neue Metalloberfläche größen- und geschlechtsspezifisch an den Knochen an.

Die wichtigen Bänder bleiben bei dieser OP erhalten. Die Oberschenkel- und Schienbeinoberflächen werden ersetzt.

Bedingt durch Bauweise und Geometrie der Prothese muss man das vordere Kreuzband entfernen; bei einer Knieteilprothese kann es erhalten bleiben. Die Implantation der Prothese ist durch

  • Zementbefestigung
  • zementfreie Befestigung sowie
  • Hybridbefestigung durch Kombination beider Verfahren

möglich.

Ziel ist eine knochensparende Aufsetzung der Prothese auf den Knochen. Nach dem Einsatz der Prothese erfolgt eine Funktionsprüfung, um die Wunde dann schließlich zu vernähen.

Risiken und Nachsorge, Dauer und Heilung des künstlichen Kniegelenks

Wie bei jedem chirurgischen Eingriff ist auch beim Einsatz der Knie-TEP mit Risiken zu rechnen. Zu den allgemeinen Risiken zählen

  • Blutgerinnsel
  • Infektionen oder
  • Nachblutungen.

Hinzu kommen

  • Narbenbildung
  • Verrenkung und
  • Lockerung der Endoprothese.

Nach der Operation folgt die Physiotherapie, um Muskeln und Beweglichkeit wieder herzustellen. Der Patient erlernt dabei auch, worauf es bei einem gelenkschonenden Umgang mit der Prothese ankommt.

Eine volle Belastung ist nach etwa vier bis sechs Wochen möglich. Sportarten mit stärkerer Beanspruchung sind allerdings zu meiden. Stattdessen bieten sich gelenkschonende Sportarten wie Nordic Walking oder Schwimmen an.

Lockerung der Knie-TEP

Bei Lockerung der Knieprothese aus der Verankerung wird die Lebensdauer begrenzt. In diesem Fall muss sie entfernt und durch ein neues Implantat ersetzt werden.

Zu den möglichen Ursachen einer Prothesenlockerung zählt die septische Lockerung, die aufgrund einer Bakterieninfektion entsteht. Auch die aseptische Osteolyse, welche durch den Abrieb aus dem Inlay erfolgt, zählt zu den Auslösern.

Haltbarkeit und Kosten

Für den Einsatz einer Knieendoprothese ist mit Kosten ab 8.000 Euro - ohne Rehabilitation - zu rechnen. Die Haltbarkeit der Prothese beträgt in der Regel über 20 Jahre. Dabei spielen unterschiedliche Faktoren eine Rolle, wie

  • Körpergewicht
  • Aktivität/Belastung der Prothese und
  • Knochenqualität des Patienten.

Um für eine möglichst lange Haltbarkeit der Prothese zu sorgen, sollte man folgende Punkte beachten:

  • nach der Reha sollten die gymnastischen Übungen selbstständig fortgesetzt werden
  • die Schuhe sollten möglichst flach sein und weiche Sohlen aufweisen
  • bei Beschwerden wie Schmerzen oder gar Entzündungen sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden
  • eine Beugung des Knies über 90 Grad sollte vermieden werden
  • auf das Heben oder Tragen von schweren Lasten ist zu verzichten
  • schwere körperliche Arbeit sollte man vermeiden
  • Risiko- und Kontaktsportarten sollten unterlassen werden

Übungen nach Knie-TEP

Nach der Operation sollten im Rahmen der Nachsorge verschiedene krankengymnastische Übungen absolviert werden. Zu diesen zählt das Fahrradfahren: man strampelt in Rückenlage mit den Beinen, zuerst mit dem operierten, dann mit dem gesunden.

Beim Bridging liegt man auf dem Rücken und hat beide Beine angewinkelt. Das Becken wird angehoben und bildet mit den Oberschenkeln eine Linie; es sollte während der Übung nicht absinken. Die Position ist 15 bis 20 Sekunden zu halten.

Die Hyperextension geht folgendermaßen: man legt sich auf den Bauch und winkelt die Arme neben dem Oberkörper an. Die Beine lässt man ausgestreckt. Man schaut auf den Boden und hebt die Arme an; die gestreckten Beine werden nach oben gehoben - diese Position 15 Sekunden lang halten.

Für das Äpfelpflücken stellt man sich auf beide Beine und streckt die Arme nach oben aus. Nun geht man auf die Zehenspitzen und streckt abwechselnd die Arme in Richtung Decke aus.

Sport trotz Knieprothese?

Zu den geeigneten Sportarten bei einer Knieprothese zählen

Auch moderates Krafttraining ist möglich. Vermeiden sollte man

Badminton, Tennis, Skifahren, Joggen und Reiten sollten wenn überhaupt nur im geringen Ausmaß ausgeführt werden.