Nikotinersatztherapie - Arten, Anwendung und Nebenwirkungen

Als Nikotinersatzmittel bezeichnet man Präparate, die der Raucherentwöhnung dienen. Sie kommen im Rahmen einer Nikotinersatztherapie zur Anwendung. Man unterscheidet mehrere Varianten; dabei sind auch einige natürliche Alternativen möglich. Verschaffen Sie sich einen Überblick über unterschiedliche Arten von Nikotinersatzmitteln und informieren Sie sich über Anwendung und Nebenwirkungen.

Von Jens Hirseland

Nikotinersatzmittel - Merkmale und Funktion

Nikotinersatzmittel sind ein wichtiger Bestandteil der Nikotinersatztherapie (NET). Dabei werden der Person, die sich das Rauchen abgewöhnen will, als Ersatz für die Zigaretten Präparate verabreicht, die Nikotin enthalten. Die Nikotinmengen in den Mitteln fallen jedoch erheblich geringer aus als in Tabakwaren.

Mit Hilfe von Nikotinersatzmitteln soll Entzugserscheinungen entgegen gewirkt werden. Dazu wird der zu behandelnden Person das Nikotin isoliert vom Tabakrauch zugeführt. Zur Anwendung kommen dabei verschiedene Mittel, die in Deutschland rezeptfrei und in verschiedenen Stärken erhältlich sind.

Außerdem haben die Präparate den Vorteil, dass sie außer Nikotin keine weiteren gesundheitsschädlichen Stoffe wie zum Beispiel

enthalten. So kommen im Tabakrauch über 4.000 chemische Stoffe vor, die als giftig oder karzinogen gelten.

Wirkungsprinzip von Nikotinersatzmitteln

Das Wirkungsprinzip von Nikotinersatzmitteln beruht auf der langsamen Abgabe von Nikotin an den Organismus. Das Verfahren gilt als besonders gut geeignet für starke Raucher, die pro Tag mehr als zehn Zigaretten konsumieren.

Allerdings ist der Erfolgseffekt der Nikotinersatztherapie größer, wenn sie von einem Entwöhnprogramm begleitet wird und unter ärztlicher Aufsicht stattfindet. Ohne den Einsatz von Hilfsmitteln liegt die Rückfallquote in den ersten Monaten der Raucherentwöhnung bei rund 97 Prozent.

Linderung von Entzugserscheinungen

Ziel und Zweck von Nikotinersatzmitteln ist die Linderung von Entzugserscheinungen im Rahmen einer Raucherentwöhnung. Mit Hilfe von verschiedenen Nikotinersatzprodukten sollen die körperlichen Entzugserscheinungen nach einem Rauchstopp abgemildert werden, wie:

Diese speziellen Arzneimittel kommen in der Regel im Rahmen einer Nikotinersatztherapie (NET) zum Einsatz.

Mit dem Rauchen aufzuhören ist oft leichter gesagt als getan. Entschließt man sich zu einem Rauchstopp, kann es zu unangenehmen Entzugserscheinungen kommen, da Nikotin eine hohe Suchtwirkung hat. Zu den häufigsten Symptomen bei einer Raucherentwöhnung gehören:

Vorteile von Nikotinersatzmitteln

Die Wirkung all dieser Nikotinersatzmittel basiert darauf, dass sie medizinisches Nikotin behutsam an den Körper abgeben. Gegenüber Zigaretten haben sie zudem den Vorteil, dass außer dem Nikotin keine zusätzlichen krebserregenden Giftstoffe wie z.B. Kohlenmonoxid oder Teer in ihnen enthalten sind.

Wirkung: Wie gut hilft die Nikotinersatztherapie?

Es gibt einige Studien, die sich mit der Wirksamkeit von Nikotinersatztherapien beschäftigt haben. Dabei zählen meist Menschen, die 15 und mehr Zigaretten am Tag geraucht haben, zu den Probanden. In der Regel wird neben der Therapie auch auf weitere Hilfe wie etwa eine Beratung gesetzt.

Nach einem halben bis ganzen Jahr überprüft man, ob die Probanden weiterhin rauchen oder tatsächlich damit aufhören konnten. Eine Auswertung solcher Studien erfolgte durch eine Wissenschaftlergruppe der Cochrane Collaboration; dabei kam man zu dem Ergebnis, dass es ohne Nikotinersatztherapie 10, mit Therapie 16 von 100 Personen schaffen, das Rauchen einzustellen.

Nikotinersatztherapie - Kostenerstattung durch die Krankenkassen?

Die gängigen Nikotinersatzmittel sind apotheken-, aber nicht rezeptpflichtig. Die Kosten für diese Mittel sowie für die Therapie werden von den gesetzlichen Krankenassen nicht übernommen.

Ist eine Nikotinersatztherapie in der Schwangerschaft möglich?

Spätestens, wenn eine Frau schwanger wird, wird sie mit dem Rauchen aufhören müssen. Dann stellt sich die Frage, ob eine Nikotinersatztherapie in Frage kommt oder ob sie dem Ungeborenen schaden könnte.

Tatsächlich haben sich nur wenige Studien mit dieser Frage beschäftigt. Ein Nutzen konnte nicht festgestellt werden; über die Folgen für das Kind gibt es keine klaren Aussagen.

Es ist jedoch davon auszugehen, dass die Nikotinersatztherapie weniger Schaden anrichtet, als nicht mit dem Rauchen aufzuhören. Eine Beratung für Schwangere im Rahmen von Entwöhnungsprogrammen hat sich als besonders wirksam erwiesen.

Verschiedene Formen von Nikotinersatzmitteln

Nikotinersatzmittel kommen auf unterschiedliche Weise zur Anwendung. So gibt es sie in Form von

  • Pflastern
  • Kaugummis
  • Lutschtabletten
  • Inhalatoren
  • Nasensprays und
  • so genannten Anti-Raucher-Pillen wie Bupropion und Vareniclin.

In Deutschland werden die Präparate meist rezeptfrei in den Apotheken angeboten.

Im Folgenden stellen wir Ihnen die unterschiedlichen Nikotinersatzmittel einmal genauer vor.

Nikotinpflaster

Unter einem Nikotinpflaster versteht man ein Pflaster, das Nikotin enthält und auf die Haut geklebt wird. Man muss es jeden Tag einmal auswechseln. Empfehlenswert sind Nikotinpflaster für mittelstarke bis starke Raucher.

  • Angeboten werden 16-Stunden-Pflaster und 24-Stunden-Pflaster.
  • In einem Pflaster sind zwischen 8,3 bis 52,5 Milligramm Nikotin enthalten.
  • Freigesetzt werden aber innerhalb von 24 Stunden nur maximal 7 bis 21 Milligramm.

Suchtgefahr besteht durch das Nikotinpflaster nicht. Für das Aufkleben des Pflasters sollte man eine saubere, unbehaarte und trockene Hautstelle wie z.B. Hüfte, Schulter oder Oberarm auswählen.

Dabei ist es ratsam, die Hautstelle täglich zu wechseln. Außerdem muss beachtet werden, dass die Nikotinpflaster nicht wasserfest sind.

Nikotinkaugummis

Ein Nikotinkaugummi wird einfach wie ein herkömmlicher Kaugummi gekaut. Er lässt sich auch ergänzend zum Nikotinpflaster einsetzen. Als geeignet gelten Nikotinkaugummis für Personen, die nicht stark rauchen oder mittelstarke Raucher sind.

Die Dosierung der Kaugummis liegt zwischen zwei und vier Milligramm Nikotin. Außerdem gibt es sie in unterschiedlichen Geschmacksvarianten.

Wichtig ist, den Nikotinkaugummi mindestens 30 Minuten lang zu kauen. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass die Mundschleimhaut das Nikotin aufnimmt. Bei Nikotinkaugummis besteht allerdings ein geringfügiges Suchtpotential.

Dabei sollte man möglichst ruhig und langsam kauen, damit das Nikotin nicht zu schnell freigesetzt wird. Bei einer zu schnellen Freisetzung kann es passieren, dass das Nikotin nicht ins Blut aufgenommen wird.

Nikotinlutschtabletten

Eine andere orale Nikotinersatzmittelvariante sind Nikotinlutschtabletten. Dabei wird das Nikotin durch das langsame Lutschen der Tabletten freigesetzt.

Zur Anwendung lässt man sie langsam im Mund zergehen. Dabei sollten die Tabletten regelmäßig von einer Seite der Mundhöhle zur anderen geschoben werden.

Genau wie bei den Nikotinkaugummis liegt die Nikotindosis zwischen zwei und vier Milligramm. Die Lutschtabletten sind vor allem für mittelstarke und starke Raucher geeignet.

  • Zu Beginn der Therapie wird alle ein bis zwei Stunden eine Tablette eingenommen.
  • Mit der Zeit wird die Dosis reduziert.
  • Werden nicht mehr als ein bis zwei Stück pro Tag benötigt, kann das Mittel abgesetzt werden.

Eine weitere Variante sind Nikotinsublingualtabletten. Diese lässt man einfach unter der Zunge zergehen. Sie enthalten zwei Milligramm Nikotin.

Nikotininhalator

Bei der Anwendung eines Nikotininhalators atmet man das Nikotin mithilfe eines Mundstücks ein. Das Verfahren ähnelt also dem Rauchen von E-Zigaretten. Das Inhalieren erfolgt aus speziellen Patronen, die in der Regel zehn Milligramm Nikotin sowie Geschmacksstoffe wie Menthol enthalten.

Nebenwirkungen von Nikotininhalatoren

Die Verwendung des Inhalators kann mitunter zu verschiedenen Nebenwirkungen führen; dazu zählen mitunter

Nikotinnasenspray

Ein Nikotinnasenspray eignet sich für Raucher, die stark von Nikotin abhängig sind. Hierbei gelangt das Nikotin über die Nasenschleimhaut in den Organismus.

Gebraucht wird es wie ein normales Nasenspray. In einer zehn Milliliter Flasche sind 100 Milligramm Nikotin enthalten.

Angewendet wird ein Nikotinnasenspray nur bei Rauchverlangen. Die empfohlene Dosis liegt bei ein bis zwei Sprühstößen pro Stunde.

Mit der Zeit wird die Dosis nach und nach reduziert. In der Regel dauert eine Behandlung mit Nikotinnasenspray etwa ein halbes Jahr.

Nichtraucherpille - Bupropion und Champix (Vareniclin)

Seit einigen Jahren sind spezielle Medikamente wie Zyban und Champix zur Raucherentwöhnung auf dem Markt, die Anti-Raucher-Pillen genannt werden. Sie enthalten die Wirkstoffe Bupropion und Vareniclin. Allerdings sind diese Mittel nicht ganz unbedenklich.

Bupropion zur Raucherentwöhnung

Bei Bupropion handelt es sich eigentlich um einen selektiven Dopamin- und Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (NDRI), der als Antidepressivum zur Anwendung kommt. Vor einigen Jahren erhielt der Wirkstoff jedoch auch die Zulassung als Mittel zur Raucherentwöhnung und wird hierzulande unter dem Namen Zyban vertrieben. So hat Bupropion die Eigenschaft, Entzugserscheinungen und das Verlangen nach Zigaretten abzumildern

Nebenwirkungen von Bupropion

Allerdings gilt Bupropion als weniger wirkungsvoll wie Vareniclin. Darüber hinaus kam es in der Vergangenheit bei einigen Menschen, die Bupropion-Präparate einnahmen, zu Depressionen und sogar Gedanken an Selbstmord.

Aus diesem Grund wird psychisch kranken Menschen empfohlen, eine Raucherentwöhnung mithilfe von Bupropion nur unter der Aufsicht eines Arztes durchzuführen. Die Einnahme der Anti-Raucher-Pille kann zudem einige Nebenwirkungen zur Folge haben. Dazu gehören

  • Kopfschmerzen
  • Mundtrockenheit
  • Schwindelgefühle
  • Schlafstörungen> und
  • Übelkeit.

Champix (Vareniclin) zur Raucherentwöhnung

Ein weiteres Medikament zur Raucherentwöhnung ist Vareniclin, das in Deutschland seit 2007 unter der Bezeichnung Champix auf dem Markt ist. Vareniclin wurde speziell zur Raucherentwöhnung entwickelt und wirkt unmittelbar an den Nikotin-Rezeptoren. So werden durch die partielle Stimulation der Rezeptoren die Entzugserscheinungen, die bei einem Nikotinentzug auftreten, verringert.

Nebenwirkungen von Champix

Ähnlich wie bei Bupropion-Präparaten kam es auch bei Vareniclin-Präparaten zu Fällen von

  • Depressionen und
  • Selbstmordabsichten sowie
  • aggressivem Verhalten.

Deshalb ordnete in den USA die Zulassungsbehörde FDA einen klaren Warnhinweis an. Menschen, die unter psychischen Störungen leiden, sollten die Anti-Raucher-Pille nicht ohne ärztlichen Rat einnehmen.

Weiterhin können durch die Einnahme von Vareniclin verschiedene Nebenwirkungen wie

auftreten. Darüber hinaus gibt es die Vermutung, dass Vareniclin zu einem Anstieg von Herzrhythmusstörungen und Herzinfarkten führt.

Nebenwirkungen von Nikotinersatzmitteln

Bei der Anwendung von Nikotinersatzmitteln können auch störende Nebenwirkungen auftreten. Diese sind jedoch nicht so schädlich wie die Fortsetzung des Rauchens.

Zu den möglichen Nebeneffekten gehören:

In seltenen Fallen können auch allergische Reaktionen oder Herzrhythmusstörungen auftreten.

Nebenwirkungen von Nikotinkaugummis und Nikotinlutschtabletten

Bei der Anwendung von Nikotinkaugummis oder Lutschtabletten sind Reizungen im Hals oder im Mund sowie Schmerzen in den Kaumuskeln im Bereich des Möglichen.

Nebenwirkungen von Nikotinpflastern und Nikotinnasensprays

Für den Fall, dass man ein Nikotinpflaster anwendet, kann es gelegentlich zu Hautreizungen kommen.

Bei der Anwendung eines Nikotinnasensprays sind Schnupfen, Augentränen oder Reizungen der Schleimhaut nicht auszuschließen.

Natürliche Alternativen zu Nikotinersatzmitteln

Wer auf den Einsatz von Nikotinersatzmitteln lieber verzichten möchte, kann auch auf alternative Therapien zurückgreifen. Dazu gehören zum Beispiel

Akupunktur und Akupressur zur Raucherentwöhnung

Beliebte alternative Methoden zur Raucherentwöhnung sind Akupunktur und Akupressur. Um die Entzugserscheinungen zu lindern, werden an bestimmten Suchtpunkten Akupunkturnadeln angebracht, während man bei der Akupressur Druck auf diese Punkte ausübt.

Beide Verfahren basieren auf der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Ob Akupunktur und Akupressur wirklich hilfreich für die Raucherentwöhnung sind, ließ sich mangels Studien wissenschaftlich bislang nicht belegen. Während die Methoden bei manchen Rauchern durchaus erfolgreich sind, bleiben sie bei anderen dagegen wirkungslos.

Hypnose zur Raucherentwöhnung

Bei der Hypnose versucht ein Hypnotiseur auf den Raucher suggestiv einzuwirken, um bei diesem negative Gefühle gegen das Rauchen zu erzeugen. Außerdem soll er das Nichtrauchen mit positiven Gedanken verbinden. Grundsätzlich gilt Hypnose als anerkanntes medizinisches Verfahren; ob es aber wirklich bei der Raucherentwöhnung hilft, ist unbekannt, da bislang noch keine aussagekräftigen Studien vorliegen.

Aversionstherapie zur Raucherentwöhnung

Bei der so genannten Aversionstherapie raucht der Raucher so viele Zigaretten in einem kurzen Zeitraum, bis ihm davon schlecht wird. Dadurch soll bei ihm eine Aversion gegen die Zigaretten entstehen.

Die Methode ist jedoch umstritten. Außerdem dürfen sie nur gesunde Menschen praktizieren.

Entspannungsmethoden zur Raucherentwöhnung

Als hilfreich bei der Raucherentwöhnung gelten dagegen verschiedene Entspannungsmethoden, bei denen der Raucher zur Ruhe kommt. Sie dienen dazu, Entzugserscheinungen wie Reizbarkeit und Unruhe entgegenzuwirken. Bewährt haben sich dabei Verfahren wie

Bewegung und Sport zur Raucherentwöhnung

Auch Bewegung oder sportliche Aktivitäten können dabei helfen, die Entzugserscheinungen bei einer Raucherentwöhnung durchzustehen. So haben Studien ergeben, dass kurze Sportübungen ähnlich wirken wie ein Nikotinpflaster.

Auch am Arbeitsplatz lassen sich verschiedene Bewegungsmethoden anwenden, wie zum Beispiel

  • das Verhaken und Auseinanderziehen der Finger oder
  • das Zusammenpressen der Hände vor der Brust.

Ablenkung zur Raucherentwöhnung

Verzichtet man auf den Einsatz von Nikotinersatzmitteln, ist es sehr wichtig, sich abzulenken, wenn das Verlangen nach einer Zigarette aufkeimt. Dann sollte man sich vor allem mit seinen Händen beschäftigen und zum Beispiel

Doch auch den Mund gilt es zu beschäftigen. Dazu kann man

  • ein Glas Wasser oder Tee trinken
  • Obst oder Gemüse essen
  • einen Kaugummi kauen oder
  • zuckerfreie Bonbons lutschen.

Auch Atemübungen gelten als hilfreich. So gelangt durch richtiges Atmen mehr Sauerstoff in den Körper, was wiederum zu Entspannung führt.