Gehirn nimmt auch unter Narkose noch Reize wahr

Entgegen bisheriger Vermutungen nimmt das Gehirn auch unter Vollnarkose sehr wohl Reize auf

Von Cornelia Scherpe
21. November 2011

Bei größeren Operationen wird der betreffende Patient immer unter Narkose behandelt. Die verabreichten Narkosemittel sollen verhindern, dass man Reize wie Schmerzen wahrnehmen kann. Deutsche Forscher haben nun herausgefunden, dass die Reize aus der Umwelt aber sehr wohl noch vom Gehirn aufgenommen werden, auch dann, wenn man unter Vollnarkose ist.

Reize kommen sehr wohl im Gehirn an, werden dort aber nicht weiterverarbeitet

Die Studie untersuchte dafür Patienten, kurz bevor und während ein Narkosemittel verabreicht wurde. Durch Hirnmessungen konnte man erkennen, wie genau die Hirnströme auf das Mittel reagierten. Man achtete dabei besonders auf Aktivitäten in der Großhirnrinde, da dort der Sitz des menschlichen Bewusstseins ist.

Was man entdeckte, war ganz erstaunlich: Die Reize kamen sehr wohl im Hirn an. Der Unterschied zwischen Narkose und vollen Bewusstsein ist, dass die Reize im Inneren des Gehirn nicht mehr weiter verarbeitet werden, wenn man bewusstlos ist. Das verabreichte Narkosemittel wirkt dort wie eine Blockade.

Narkose blockiert lediglich die Kommunikation der Hirnreale untereinander

Diese Erkenntnis ist eine Revolution der Medizinbücher, da man bisher stets davon ausging, dass durch die Narkose sämtliche Reizwahrnehmung vorübergehend unmöglich ist. Doch die verabreichten Mittel behindern die Wahrnehmung nicht, sie blockieren nur die Kommunikation der Hirnareale untereinander.