Weniger ist mehr: geringer Druck bei der Beatmung während der Narkose ist besser

Untersuchung deckt auf, dass bei geringem Beatmungsdruck das postoperative Risiko sinkt

Von Cornelia Scherpe
14. Januar 2015

Viele Menschen fürchten sich bei einer größeren OP nicht nur vor dem Eingriff an sich, sondern auch vor der Narkose. Das Verlieren des Bewusstseins und die Angst, nicht mehr aufzuwachen, sorgt für Unbehagen bis Panik.

Angst vor Komplikationen

Die moderne Anästhesie ist zwar so sicher wie nie zuvor, dennoch kommt es zu Komplikationen. Von den weltweit 234 Millionen OPs unter Vollnarkose verlaufen drei Millionen mit Komplikationen. Forscher sind daher beständig bemüht, die Verfahren noch sicherer und noch schonender zu machen.

Beobachtungen zeigen immer wieder, dass Patienten nicht nur aufgrund der eigentlichen OP mit Komplikationen kämpfen, sondern dass die Beatmung durch die Anästhesie zu Problemen führt. Dem wollten deutsche Forscher weiter auf den Grund gehen.

Der Druck während der Beatmung

Sie fanden heraus, dass sich bei manchen Patienten während der Beatmung die Lunge in ihrem Gesamtvolumen verkleinert. Auch Gefäße können verletzt werden, oder Infektionen haben ein leichteres Spiel.

Zudem sind Wassereinlagerungen eine mögliche Folge der Beatmung. Doch warum geschieht dies in manchen OPs und in anderen nicht?

Die Forscher haben sich die Mühe gemacht, tausende OP-Berichte mit dieser Fragestellung auszuwerten. Dabei stießen sie auf den Fakt, dass bei manchen Operationen der Druck während der Beatmung höher war als bei anderen Eingriffen.

Vorteil: niedriger Druck

Die Norm ist es, dass bei der künstlichen Beatmung ein Druck von drei bis maximal zwölf Zentimeter Wassersäule gewählt wird. Die meisten Geräte können gar keinen geringeren Druck einstellen.

Nun fand man 447 Menschen, die während ihrer OP mit einem hohen Druck (zwölf Zentimeter Wassersäule) beatmet worden waren und 453 Menschen, bei denen der Druck aus diversen Gründen bei maximal zwei Zentimeter Wassersäule gelegen hatte. Es zeigte sich, dass bei geringem Druck das postoperative Risiko sank. Teilweise war der Kreislauf der Patienten sogar stabiler.

Warum der niedrige Druck entgegen der derzeit herrschenden Lehrmeinung besser ist, kann man noch nicht sagen. Weitere Untersuchungen sind jedoch geplant.