Richtige Beatmung während der Narkose: Studie bringt neue Erkenntnis

Von Cornelia Scherpe
25. Juli 2014

Eine Studie hat sich jüngst mit der Frage beschäftigt, wie die beste Beatmung während einer Vollnarkose aussehen sollte. Als größte Untersuchung zu dieser Frage wurden 30 Krankenhäuser einbezogen. Neben Kliniken in Nordamerika nahmen auch Zentren in Südamerika und in Europa an der Studie teil.

Bei rund 900 Operationen hatte man untersucht, welches Vorgehen für die Beatmung am besten geeignet ist. Dabei stellte sich überraschend heraus, dass der bisherige Standard gar nicht so ideal ist, wie man sich das erhofft hatte.

Schutzwirkung der Standardbeatmung ist fraglich

Die Standardbeatmung sieht vor, dass die künstliche Beatmung nach dem Ausatmen einen etwas höheren Druck in der Lunge herstellt. Diesen Druck nennt man auch PEEP für "positiven endexspiratorischen Druck" und er wird so erhöht, dass die Lungenbläschen zwanghaft offen gehalten werden. Damit will man erreichen, dass die Gefahr für kollabierende Lungenbläschen so gering wie möglich ist, damit es zu weniger Komplikationen während und nach der OP kommen kann. Ob dieser Druck aber überhaupt diese Schutzwirkung hat, war bisher gar nicht belegt.

Keine Komplikationen bei Weglassen der mechanischen Beatmung

Nun untersuchte dies die internationale Studie und muss zu dem Schluss kommen, dass die mechanische Beatmung während der OP künftig darauf verzichten kann. Ein hoher PEEP hat ihren Untersuchungen zufolge keinen positiven Einfluss auf die Sicherheit des Eingriffs und verkleinert auch nicht die post-operativen Probleme. Auf Patienten, bei denen man während der Vollnarkose den Druck gering hielt, hatten eine absolut vergleichbare Sicherheit.

Im Gegenteil: Der erhöhte positive endexspiratorische Druck führte bei manchen Patienten dazu, dass sie eher zu einem Abfall des Blutdrucks tendierten. In der Studie benötigte diese Gruppe mehr blutdrucksteigernde Wirkstoffe als die Gegengruppe. Zu vermehrten Komplikationen kam es aber nicht.

Daraus kann man schließen, dass Patienten unbesorgt sein können und auch beim bisherigen Standardverfahren keine Zusatzprobleme fürchten müssen. Allgemein gilt in Deutschland die Sicherheit bei einer Vollnarkose als sehr hoch.