Mafia schleust gepanschte Medikamente nach Deutschland

Von Dörte Rösler
23. Juni 2014

Die Mafia hat offenbar einen neuen Erwerbszweig entdeckt: Kriminelle stehlen ganze Wagenladungen Medikamente, fälschen den Inhalt und bringen die Verpackungen über Zwischenhändler wieder auf den Markt. Darunter auch gepanschte Krebsmittel.

Für das organisierte Verbrechen ist der Diebstahl und Wiederverkauf von Arzneimitteln ein lukratives Geschäft. Vor allem bei teuren Mitteln, deren Inhalt für einen höheren Erlös nochmals gestreckt wird. Betroffen sind fast alle namhaften Hersteller, kürzlich gelangten manipulierte Chargen des Krebsmedikaments Herceptin in den Handel.

Recherchen ergaben, dass die Packungen bei einem Diebstahl im Depot eines Transportdienstleisters abhanden gekommen waren. Als sie in den Apotheken wieder auftauchten, war der Inhalt so manipuliert, dass teilweise kein Wirkstoff mehr nachweisbar war. Um offensichtliche Infektionen nach der Infusion zu vermeiden, hatten die Panscher Antibiotika zugefügt.

Re-Importe aus dem Ausland machen den Betrug möglich

Möglich wird der organisierte Betrug durch das komplizierte Netz aus Groß- und Zwischenhändlern, die die Apotheken und Kliniken mit preiswerten Re-Importen aus dem Ausland versorgt. Um dem Kostendruck standzuhalten, müssen auch seriöse Anbieter nach dem billigsten Händler suchen - und dieser residiert oft im Ausland.

Zudem liegen die Medikamentenpreise in Deutschland auf einem international hohen Niveau. 150 Milligramm des Brustkrebsmittels Herceptin kosten hierzulande 657 Euro. An einer gestohlenen und zusätzlich gestreckten Ampulle verdient die Mafia rund 800 Euro, die Patientin zahlt unter Umständen mit ihrem Leben.