Verschiedene Hörgeräte (für Kinder) im Überblick und Tipps zur Auswahl und Umgewöhnung

Als Hörgeräte bezeichnet man elektronische Hilfsmittel, die man im oder am Ohr trägt. Sie dienen zum Ausgleich von Hörverlusten bei Schwerhörigen.

Von Jens Hirseland

Aufgabe und Beschaffung eines Hörgerätes

Hörgeräte sind wichtige technische Hilfsmittel, die dazu beitragen, hörgeschädigte Menschen wieder am sozialen Leben teilhaben zu lassen. Mit Hilfe eines Hörgerätes können Hörverluste bei Personen, die unter Schwerhörigkeit oder Hörschäden leiden, wieder ausgeglichen werden. Aus diesem Grund bewilligen die gesetzlichen Krankenkassen einen Zuschuss für diese Geräte.

Verordnet wird ein Hörgerät von einem Hals-Nasen-Ohren-Arzt. Die richtige Anpassung übernimmt ein Hörakustiker. Betrieben werden die Geräte in der Regel von einer speziellen Batterie.

Unterschiedliche Versionen

Bei Hörgeräten wird zwischen verschiedenen Versionen unterschieden. So gibt es

  • Hinter-dem-Ohr-Geräte, die zur Standardversorgung gehören
  • Im-Ohr-Geräte, die bei leichten bis mittelschweren Hörproblemen eingesetzt werden sowie
  • implantierbare Hörsysteme, die bei hochgradigen oder angeborenen Hörschädigungen zum Einsatz gelangen.

Hinter-dem-Ohr-Geräte

Als Hinter-dem-Ohr-Geräte bezeichnet man Hörapparate, die hinter den Ohren getragen werden. Dazu ist neben dem Hörgerät auch die Maßanfertigung einer Otoplastik mit einem speziellen Schallschlauch erforderlich.

Durch Hinter-dem-Ohr-Geräte können Hörschäden am besten ausgeglichen werden. Sie haben mehr Platz für Elektronik, wodurch sich viele verschiedene technische Möglichkeiten und hohe Verstärkungsleistungen bieten. Darüber hinaus gibt es moderne Mini-HdO-Geräte mit sehr kleiner Schlauchhalterung, die aus kosmetischen Gründen für die Unauffälligkeit des Gerätes sorgen.

Im-Ohr-Geräte

Im-Ohr-Geräte sind Hörgeräte, die man im Ohr trägt. Dabei wird die Elektronik des Gerätes in eine Hohlschale, die individuell angefertigt wird, eingearbeitet und dann in den Gehörgang eingesetzt.

Die Im-Ohr-Hörsysteme unterteilt man in drei verschiedene Unterarten. Dies sind

  • ITE (In The Ear), bei dem die Ohrmuschel völlig von dem Gehäuse des Hörsystems ausgefüllt wird
  • ITC (In The Canal), bei der das Gehäuse des Systems mit der Vorderkante des Gehörgangs abgeschlossen wird, wodurch die Ohrmuschel frei bleibt sowie
  • CIC (Complete-In-Canal), bei dem das Gehäuse innerhalb des Gehörgangs endet, wodurch das Hörgerät von außen kaum zu erkennen ist.

Ein Nachteil der Im-Ohr-Geräte ist die eingeschränkte Belüftungsmöglichkeit, wodurch es verstärkt zur Bildung von Schweiß und Ohrenschmalz kommen kann. Angewendet werden sie nur bei leichten bis mittelschweren Hörschäden.

Implantierbare Hörsysteme

Implantierbare Hörsysteme werden auch als Knochenleitungshörgeräte bezeichnet. Sie kommen bei besonderen Ohr-Erkrankungen zum Einsatz. Dabei erfolgt die Schallübertragung nicht über die Luft im Gehörgang, sondern über den Knochen zum Innenohr.

Zur Befestigung des Hörgerätes wird eine Titanschraube im Schädelknochen implantiert, an der das Gerät angebracht wird. Knochenleitungshörgeräte lassen sich aber auch in Brillenbügel einbauen.

Analoge und digitale Hörgeräte

Unterschieden wird zudem zwischen analogen und digitalen Hörgeräten.

  • Bei einem analogen Gerät kommt es zur Verarbeitung des eingehenden Signals durch eine Abfolge von elektronischen Komponenten,
  • während bei digitalen Geräten ein kleiner Computer für die Verarbeitung des Signals verantwortlich ist. Dabei erfolgt eine Weiterleitung des Signals an einen kleinen Lautsprecher oder Vibrator, der sich am Knochen hinter dem Ohr befindet.

In der heutigen Zeit kommen fast ausschließlich digitale Hörgeräte zum Einsatz.

Besonders, wenn das Hörgerät für ein Kind gedacht ist, sollte man bei der Auswahl einige wichtige Punkte beachten...

Die passende Wahl bei Hörgeräten für Kinder

Für Kinder, die unter Hörschädigungen leiden, ist es wichtig, dass sie rasch ein Hörgerät erhalten, damit sie keine Nachteile durch ihre Schwerhörigkeit haben. Bei der Auswahl des passenden Gerätes müssen jedoch bestimmte Kriterien beachtet werden.

Hörgeräte für Kinder

Die meisten Hersteller von Hörgeräten bieten auch spezielle Modelle für Kinder an. Allerdings unterliegen Hörgeräte für Kinder besonderen Anforderungen. So sollten sie

  • möglichst widerstandsfähig sein
  • über eine gute technische Qualität verfügen und
  • mit den Kindern mitwachsen.

Aber auch der Umgang mit der Schwerhörigkeit des Kindes spielt eine wichtige Rolle. So sind besonders in der Anfangsphase

  • Geduld
  • Verständnis und
  • Sensibilität

gefragt. Außerdem sollten

zum Wohle des Kindes gut miteinander zusammenarbeiten.

Wichtige Kriterien bei der Auswahl eines Hörgerätes

Da Kinder am liebsten bunte Hörgeräte bevorzugen, werden Modelle in verschiedenen Farben und Motiven angeboten. Dabei kann es sich zum Beispiel um Motive von Tieren, Flugzeugen oder Eisenbahnen handeln. Dass dem Kind das Gerät gefällt, ist überaus wichtig, damit es die Hörhilfe auch wirklich regelmäßig trägt und nicht unbeachtet liegen lässt.

Hörgeräte für Kinder müssen bestimmte Kriterien erfüllen.

  • Da Kinder sich gerne viel bewegen, spielen und herumtoben, ist es wichtig, dass das Hörgerät besonders stabil und robust ist.
  • Auch Witterungseinflüssen sollte es trotzen.
  • Geräte für kleinere Kinder sind mit einer Batterieklappen-Sicherung ausgestattet, die verhindert, dass die Batterien von dem Kind entnommen und verschluckt werden können.
  • Ein weiteres wichtiges Kriterium ist ein moderner technischer Standard.

So verfügen moderne Hörgeräte über die Eigenschaft, sich an schwankende Lautstärken und wechselnde Geräuschkulissen automatisch anzupassen. Für größere Kinder sind Geräte, die sich manuell regulieren lassen, sinnvoll.

Zunehmendes Alter der Kinder berücksichtigen

Da Kinder älter werden, ändern sich auch ihre Vorstellungen. So bevorzugen Jugendliche für ihr Hörgerät lieber ein cooles Design anstelle von bunten Farben. Bei einigen Modellen ist der Austausch von optischen Elementen möglich. Auf diese Weise lässt sich das Hörgerät an den individuellen Geschmack des Kindes anpassen.

Geeignete Modelle

Als besonders gut geeignet für Kinder gelten Hinter-dem-Ohr-Hörgeräte (HdO), da ihr Ohr ständig wächst. Der größte Teil der Hörhilfe befindet sich bei diesen Modellen hinter dem Ohr. In das Ohr gesteckt wird eine Otoplastik. Dieses Ohrpassstück ist mit dem Hörgerät durch einen Schallschlauch verbunden.

Als Alternative kann auch eine Knochenleitung zum Einsatz kommen. Als weniger geeignet für Kinder gelten Hörgeräte, die komplett ins Ohr gesteckt werden, obwohl sie deutlich unauffälliger sind.

Diese Geräte haben jedoch den Nachteil, dass man sie nach einem Wachstumsschub vollständig austauschen muss. Bei einem HdO-Gerät braucht dagegen lediglich die Otoplastik ausgewechselt zu werden, was ein großer Vorteil ist, weil die Ohren von Kindern ständigen Veränderungen unterliegen.

Dass die Gewöhnung an ein Hörgerät eine Weile dauert, gilt nicht nur für Kinder...

Umgewöhnung an das Leben mit einem Hörgerät

Erhält man ein Hörgerät oder zwei Geräte für beide Ohren, bedeutet dies eine große Veränderung, an die man sich erst gewöhnen muss. Doch letztendlich erleichtert der Hörapparat die Kommunikation mit anderen Menschen und erhöht dadurch wieder die Lebensqualität.

Um sich an die neuen Hörgeräte zu gewöhnen und sich mit ihrer Handhabung vertraut zu machen, sollte man ausreichend Geduld haben. Mit der Zeit wird der Umgang mit den Geräten immer einfacher.

Höreindrücke verarbeiten

Zu Beginn der Nutzung muss sich der Anwender erst einmal an die neuen und ungewohnten Höreindrücke gewöhnen. In der Regel ist es schon länger her, dass man Schall so gut wahrnehmen konnte. Sogar die eigene Stimme kann einem deutlicher vorkommen als bisher und sich womöglich fremd anhören.

Um sich an die akustischen Veränderungen durch die Hörgeräte langsam zu gewöhnen, ist es ratsam, die Geräte zunächst nur für ein paar Stunden am Tag zu tragen. Je mehr man sich an die Veränderungen gewöhnt, desto länger kann das Gerät getragen werden.

Um sich am besten einzugewöhnen, trägt man die Hörapparate zu Beginn nur zuhause. Gute Testmöglichkeiten können zum Beispiel

sein. Kommt man in den eigenen vier Wänden gut mit den Geräten zurecht, kann man sie schließlich nach und nach auch außerhalb der Wohnung einsetzen.

Hör-Tagebuch führen

Manchmal kann auch das Führen eines Tagebuchs hilfreich sein, in dem man seine Erfahrungen mit dem Hörgerät notiert und später mit dem Arzt oder dem Hörakustiker bespricht. In der Regel entfalten die Geräte nach zwei bis drei Monaten regelmäßiger Nutzung ihre volle positive Wirkung.