Das Unsterblichkeitsenzym sorgt bei Blasenkrebs für aggressivere Tumorzellen

Von Cornelia Scherpe
25. Oktober 2013

Das Wort "Telomerase" haben die meisten Menschen noch nie gehört. Unter der Umschreibung "Unsterblichkeitsenzym" war das Enzym allerdings schon einige Male in den Medien. Es handelt sich dabei um einen Stoff, der die damit behandelte Zelle quasi unsterblich macht. Er kommt im Körper als natürliche Quelle vor und zwar immer dann, wenn eine Zelle kurz vor der Zellteilung steht. Das Enzym wird dann produziert, damit die Chromosomen bei diesem Prozess geschützt werden. Es gibt jedoch auch eine vor kurzem entdeckte Genmutation in Krebszellen, die zu einer extremen Überproduktion des Unsterblichkeitsenzyms führt. Das ist leider für den Patienten alles andere als gut.

Die deutschen Wissenschaftler untersuchten das Erbgut von Menschen mit Blasenkrebs. Dabei arbeiteten sie mit 327 Freiwilligen und fanden direkt in 65 Prozent der Untersuchungen eine DNS-Veränderung, die ihre Aufmerksamkeit erregte. Die Genmutation dieser Krebszellen wirkte direkt auf das Enzym. Die Schaltzentrale wird verändert und das sorgt dafür, dass Telomerase in rauen Mengen hergestellt wird. Die fortan gebildeten Krebszellen sind quasi unsterblich und das verschlechtert natürlich die weitere Prognose des Patienten, denn der Blasenkrebs wird deutlich aggressiver.

Die Forscher können die Betroffenen aber immerhin ein wenig beruhigen: Die Behandlung des Krebs ist prinzipiell weiterhin möglich. Die Erfolgsrate sinkt zwar, doch sie geht nicht auf null. Auch das Besiegen des Blasenkrebs ist noch immer denkbar, allerdings zeigt die Studie, dass auch nach gewonnenem Kampf die Chance nun größer ist, dass das Krebsleiden erneut ausbricht. Zudem fanden die Forscher zwei Formen der Auswirkung, die die Mutation haben kann. Die häufigere Form führt zu vermehrter Aggressivität der Krebszellen, die seltener ist dagegen nur eine Auffälligkeit ohne diese Auswirkung.