Thiaziddiuretika als Mittel gegen Bluthochdruck: Warum die Wirkung nicht immer bleibt

Durch den Salzentzug entwickelt der Körper Resistenzen degen den Blutdrucksenker und "schummelt" das Salz vorbei

Von Cornelia Scherpe
24. April 2015

Unter dem Begriff "Thiaziddiuretika" fasst man jene Medikamente zusammen, die unmittelbar auf die Nieren wirken und dort die Resorption (die Aufnahme) von Chlorid und Natrium hemmen. Dies hat auf den Körper eine harntreibende Wirkung.

Genutzt wird dieser Effekt in verschiedenen Therapien; unter anderem bei der Behandlung von Bluthochdruck. Die Thiaziddiuretika werden dabei meist in Kombination mit anderen Wirkstoffen verschrieben und sollen die Hypertonie künstlich nach unten regulieren.

Zwar wirkt diese Maßnahme bei vielen Patienten zunächst gut, doch nach einiger Zeit flacht sie plötzlich ab. Der Blutdruck geht dann trotz der Therapie wieder nach oben. Warum dies so ist, haben nun Forscher geklärt.

Durch den Salzentzug des Körpers wird eine Resistenz entwickelt

Der Wirkungsverlust stellt sich ein, da der Körper eine gewisse Resistenz gegen Thiazid entwickelt. Da die Aufnahme von Chlorid und Natrium in den Organismus gehemmt wird, erlebt der Körper einen Salzentzug. Auf diesen Entzug reagieren die Nieren und versuchen, aktiv dagegen zu steuern. Dies hat nach einiger Zeit zur Folge, dass doch wieder mehr Salz aufgenommen wird. Daher steigt auch der Blutdruck wieder an.

Wie die Nieren ihre Gegenmaßnahme im Detail ergreifen, konnten die Forscher im Tierversuch herausfinden. Als im Körper der Mäuse zu wenig Salz vorhanden war, reagierten die Nieren und veranlassten die gesteigerte Produktion von rund 400 verschiedenen Eiweißen. Diese Proteine helfen den Nieren dabei, das Natrium und das Chlorid quasi an der Blockade vorbeizuschmuggeln. Das Salz kann also an anderer Stelle in den Organismus resorbiert werden.

Wieder sicherere Therapie durch Urintest

Nun wollen die Forscher überprüfen, ob man diesen Kompensations­mechanismus über einen einfachen Urintest nachweisen kann. Einige der 400 Eiweiße werden über den Urin ausgeschieden und müssten daher erkennbar sein.

Für Patienten könnte das künftig bedeuten, dass ihre Therapie mit Thiaziddiuretika sicherer wird. Nutzen sie die Medikamente und bekommen nach einiger Zeit wieder Bluthochdruck, kann der Urintest eine schnelle Auskunft darüber geben, ob die Gegenmaßnahmen der Nieren verantwortlich sind.