Betablocker - Anwendung, Wirkung und Nebenwirkungen

Unter Betablockern versteht man Arzneimittel, die zur Blockade von Beta-Adrenozeptoren führen. Auf diese Weise lassen sich die negativen Wirkungen von Stresshormonen wie Adrenalin und Noradrenalin hemmen. Zur Anwendung kommen Betablocker in erster Linie bei Bluthochdruck. Doch auch zur Behandlung verschiedener Herzkrankheiten sind sie gut geeignet. Lesen Sie über die Anwendung, Wirkung und Nebenwirkungen von Betablockern.

Von Jens Hirseland

In der Medizin werden Betablocker auch als Betarezeptorenblocker, ß-Adrenozeptorblocker oder Beta-Adrenorezeptor-Antagonisten bezeichnet. Gemeint sind damit Derivate des Phenoxypropanolamins, die als Medikamente dienen.

Formen von Betablockern

Betablocker teilt man in mehrere Gruppen ein. Dabei handelt es sich um:

  • ß1-Blocker
  • ß2-Blocker
  • unselektive ß-Blocker
  • ß-Blocker mit selektiver Wirkung

ß1-Blocker führen zu einer selektiven Blockade der Herz-Adrenozeptoren. Dazu gehören:

  • Metoprolol
  • Acebutolol
  • Atenolol

ß2-Blocker haben die Eigenschaft, die Adrenozeptoren, die sich außerhalb des Herzens befinden, zu blockieren. Dabei handelt es sich beispielsweise um die Blutgefäße.

Von unselektiven Betablockern werden ß1- und ß2-Adrenozeptoren blockiert. Unselektive Betablocker sind zum Beispiel:

  • Carvedilol
  • Pindolol
  • Propranolol

Zu den Betablockern mit Zusatzwirkung rechnet man:

  • Celiprolol
  • Nebivolol
  • Sotalol

Anwendungsgebiete

Betablocker verfügen über die Eigenschaft, den Herzschlag zu verlangsamen, was sich wiederum senkend auf den Blutdruck auswirkt. Aus diesem Grund setzt man diese Mittel vor allem gegen Bluthochdruck ein. Aber auch andere Herzkrankheiten lassen sich mit den dämpfenden Effekten erfolgreich behandeln.

Typische Einsatzgebiete sind daher:

Selbst nach einem Herzinfarkt können Betablocker hilfreich sein, da sie eine Entlastung des Herzens bewirken.

Weitere Einsatzgebiete von Betablockern

Neben Herzkrankheiten lassen sich noch andere Erkrankungen mit Betablockern erfolgreich behandeln. So kommen sie u.a. gegen eine Überfunktion der Schilddrüse zur Anwendung, bei der es gilt, eine zu hohe Herzfrequenz abzumildern.

Betablocker wie Metoprolol und Propranolol eignen sich zudem zur Vorbeugung von Migräneattacken. Der Betablocker Timolol wird im Falle eines Grünen Stars (Glaukom) eingesetzt, um den erhöhten Augeninnendruck abzusenken.

Weitere Anwendungsgebiete der Betablocker sind Angststörungen sowie Zittern, das nicht organisch bedingt ist.

Wirkungsweise

Betablocker haben eine positive Wirkung auf das vegetative Nervensystem, das den menschlichen Organismus mit seinen Fasern durchzieht.

Durch Betablocker werden bestimmte Bindungsstellen des vegetativen Nervensystems besetzt, wodurch es zu einem beruhigenden Effekt kommt. Das heißt, dass der Pulsschlag langsamer wird und das Herz weniger Sauerstoff verbraucht.

Außerdem bewirken die Betablocker ein Absinken des Blutdrucks. Da die Kontraktionskraft des Herzens zunimmt, verringert sich auch das Risiko eines plötzlichen Herztods.

Die Steuerung des vegetativen Nervensystems erfolgt durch untergeordnete Gehirnregionen. Zu seinen Funktionen gehören die Koordination und Regulation der Organ- und Körperfunktionen.

Sympathikus und Parasympathikus

Beherrschend auf das Nervensystem wirken sich die Nervenstränge Sympathikus und Parasympathikus aus. Die beiden Stränge arbeiten als Gegenspieler. Zum Beispiel übernimmt der Parasympathikus die Kontrolle bei Nahrungsaufnahme und Ruhe, während der Sympathikus bei Aktivität und Stresssituationen aktiv wird.

So sorgt er dafür, dass der Mensch mehr Energie für bewusste Handlungen erhält. Bemerkbar macht sich dies u.a. durch

  • einen schnelleren Herzschlag
  • eine Verengung der Blutgefäße sowie
  • erhöhten Blutdruck.

Außerdem läuft die Atmung schneller ab.

Verantwortlich für die Erregung des Sympathikus sind in der Regel die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin, die sich an mehrere Sympathikus-Rezeptoren anbinden, wodurch es zu verschiedenen Teilreaktionen kommt. Bezeichnet werden die Rezeptoren als "alpha" und "beta".

Außerdem teilt man sie in die Subtypen alpha-1 und alpha-2 sowie in beta-1 und beta-2 ein. Beta-1-Rezeptoren kommen in erster Linie am Herzen vor. Dort beeinflussen sie den Herzschlag. Aber auch an den Nieren sind sie enthalten. Dagegen befinden sich Beta-2-Rezeptoren vor allem in der Lunge.

Beta-Rezeptoren

Von den Betablockern werden nur Beta-Rezeptoren besetzt. Dadurch kommt es zu einer Unempfindlichkeit der Rezeptoren auf die Attacken von körpereigenen Botenstoffen. Das bedeutet, dass die Reaktionen, die sonst bei einer Erregung eintreten, ausbleiben.

Am Herzen werden die Beta-1-Rezeptoren von den Betablockern gebunden, die zudem dafür sorgen, dass sich die Schlagkraft des Herzens erhöht. Auf diese Weise gelangt durch das Herz wieder mehr Blut in den Kreislauf.

Dadurch hat der Körper bei Stress bessere Voraussetzungen zum Erbringen von Leistung. Für kurze Zeit ist auch der Blutdruck erhöht. Lässt die Wirkung des Adrenalins und Noradrenalins nach, senkt sich der Blutdruck jedoch wieder ab.

Letztlich sorgen die Betablocker für einen derart hohen Erholungsfaktor für das Herz, dass sich dies selbst im Falle einer schweren Herzschwäche positiv auswirkt.

Nebenwirkungen

Risikopatienten

Leider ist die Anwendung von Betablockern nicht für jeden Patienten geeignet. So gibt es Kontraindikationen wie:

  • Asthma bronchiale
  • eine akute Herzinsuffizienz
  • eine vorbestehende Bradykardie (zu langsamer Pulsschlag)
  • das gleichzeitige Einnehmen von Kalziumkanalblockern vom Typ Diltiazem oder Verapamil

Risiken bestehen vor allem zu Beginn einer Betablocker-Therapie. Dazu zählt besonders der kardiogene Schock, der in der frühen Phase eines Herzinfarkts nach der Verabreichung von Betablockern auftreten kann. Auf der anderen Seite sind die Herzmedikamente jedoch in der Lage, einen weiteren Infarkt zu verhindern.

Wichtig ist, die Dosis der Betablocker nur langsam zu erhöhen, bis die finale Dosis erreicht wird. Ein solches Vorgehen bezeichnet man in der Medizin auch als einschleichende Therapie.

Auch Diabetiker müssen bei der Einnahme von Betablockern mit Nebenwirkungen rechnen. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Wirkstoffe die Ausschüttung von Insulin und die Glukoseverwertung hemmen, wodurch das Risiko eines Blutzuckeranstiegs besteht.

Nebenwirkungen

In den meisten Fällen ist die Anwendung von Betablockern gut verträglich. Kommt es dennoch zu Nebenwirkungen, gehen diese in der Regel nach dem Absetzen des Mittels wieder zurück. Als typische Nebenwirkungen sämtlicher Betablocker gelten:

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten

Durch die Einnahme von Betablockern ist eine verstärkte Wirkung bestimmter anderer Arzneimittel möglich. Dazu gehören vor allem:

Wer solche Medikamente einnimmt, sollte vor der Verabreichung von Betablockern zunächst seinen Arzt um Rat fragen.

Kontraindikation

Nicht geeignet sind Betablocker für Patienten, die unter starker Herzschwäche oder Asthma bronchiale leiden, da sie sich störend auf die Erregungsleitung des Herzens auswirken. Außerdem verengen sie die Bronchien, wodurch es zu Asthmaanfällen kommen kann.