Placebo-Effekt: wie positive Gedanken die körpereigene Apotheke aktivieren

Von Dörte Rösler
19. Dezember 2013

Kochsalz statt Morphium? Allein der Glaube an Heilung kann stärkste Schmerzen lindern. Während Placebos in der Pharmaindustrie keinen guten Ruf haben, interessieren sich Forscher zunehmend für den erstaunlichen Erfolg von Scheinmedikamenten. Wie funktioniert der Placebo-Effekt und wie kann man ihn sich zunutze machen?

Eigentlich unwirksames Mittel

Pharmakologisch gesehen ist ein Placebo nur eine Pille mit unwirksamen Substanzen. Wenn es jedoch gelingt, den Patienten von der Wirkung zu überzeugen, tritt diese auch ein. Großen Tabletten traut er dabei mehr zu als kleinen. Bunte Pillen helfen besser als weiße. Und wenn der Arzt statt Tropfen zur Spitze greift, potenziert sich der Effekt.

Körper wird selbst aktiv

Nach der Gabe eines Placebos stellt sich beim Patienten eine positive Erwartungshaltung ein. Diese wiederum aktiviert die körpereigene Apotheke: bei Schmerzen produziert der Organismus eigene Opiate, beim Parkinson-Zittern setzt er Dopamin frei.

Placebo-Effekt mit Scheinoperationen

Sogar Schein-Operationen haben eine positive Wirkung. In einer amerikanischen Studie an 180 Patienten mit Kniegelenks-Arthrose fühlten sich langfristig diejenigen am wohlsten, die gar nicht operiert worden waren. Der Chirurg hatte ihnen nur die Haut aufgeschnitten und gleich wieder zugenäht. Die vermeintliche OP konnten die Betroffenen per fingierter Videoaufzeichnung verfolgen. Glaube versetzt also nicht nur Berge. Er befähigt den Körper auch, sich selbst zu heilen.

Nocebo - negative Erwartung wird bestätigt

Der Placebo-Effekt kann aber auch negative Erwartungen bestätigen. Mediziner sprechen von einem "Nocebo", wenn Patienten nach der Einnahme eines Scheinmedikaments unter unangenehmen Nebenwirkungen leiden. Übelkeit, Kopfschmerz oder Schwindel treten vor allem dann auf, wenn der Arzt gezielt davor gewarnt hat.