Vom Markt genommenes Medikament gegen Krebs wird als Mittel bei Multiple Sklerose wieder eingeführt

Von Cornelia Scherpe
20. September 2013

Bei "Alemtuzumab" handelt es sich um einen sogenannten monoklonalen Antikörper. Diese werden unter anderen in der Therapie von Krebspatienten eingesetzt. Sie bringen zwar leider diverse Risiken mit sich, doch dafür haben sie oft auch gute Chancen, das Leben der Betroffenen zu verbessern und zu verlängern.

Leukämiemedikament zeigt Wirkung bei Multipler Sklerose

Alemtuzumab war als Medikament gegen eine Form der Leukämie im Einsatz: die chronische lymphatische Leukämie. Während Patienten damit therapiert wurden, gab es diverse Studien, die den Einsatz von Alemtuzumab bei einem ganz anderen Leiden, der Multiple Sklerose, testeten. Dabei zeigte sich die hohe Wirksamkeit und das rückte den Antikörper als MS-Medikament in den Fokus der Aufmerksamkeit.

Finanzielle Interessen bei der neuen Markeinführung?

Der Hersteller des Krebsmedikamentes reagierte darauf und nahm Alemtuzumab als Mittel gegen die Leukämie vom Markt, um den Antikörper nun unter anderem Markennamen wieder als Medikament zu verkaufen; nun gegen Multiple Sklerose. Kritische Stimmen sehen hierbei ganz klare finanzielle Motive.

Die Studien haben gezeigt, dass der Antikörper gegen MS in deutlich geringerer Dosierung wirkt. Krebspatienten brauchen dagegen mehr Milligramm, damit das Medikament ihnen hilft. Der Hersteller möchte daher vermeiden, dass das Krebsmittel in hohen Dosierungen gekauft wird und dann für mehrere Behandlungen der MS eingesetzt wird. Bisher hat er keinen Preis für das neue alte Mittel genannt, doch es ist wahrscheinlich, dass der Preis sich an den Preisen aktueller MS-Medikamente orientieren wird und der Wirkstoff von der Menge her gesehen daher deutlich teurer wird.

Einführung wird begrüßt, aber Hinweis auf Nebenwirkungen

Das "Kompetenznetz Multiple Sklerose" begrüßt dennoch die Einführung des Antikörpers als Mittel gegen MS. Man betont aber, dass der Wirkstoff vermutlich ohnehin eher als Notfallmedikament angesehen werden wird. Zwar half Alemtuzumab in den Studien besser als bisherige MS-Medikamente, doch dafür sind auch die potenziellen Nebenwirkungen schwerwiegender.