Skandal um Handel mit Rezeptdaten weitet sich aus - wie die Patienten ausgespäht werden

Von Dörte Rösler
20. August 2013

Das süddeutsche Apothekenrechenzentrum VSA verkauft bereits seit Jahren Informationen über deutsche Patienten an einen amerikanischen Datenhändler. Und nun sollen auch 350 österreichische Ärzte am Datenverkauf verdient haben.

Nach Angaben der VSA handelt es sich bei den veräußerten Datensätzen nur um anonymisierte Daten von Rezepten. Personenbezogene Informationen seien eliminiert worden. Kritiker halten die Verschlüsselung allerdings für unzureichend. Mit etwas Fachwissen ließen sich die Versicherungsnummern der Patienten ermitteln.

Während Informatiker und Datenschützer sich über Verschlüsselungen streiten, stellt der normale Verbraucher sich jedoch die Frage, weshalb ein amerikanisches Unternehmen überhaupt deutsche Krankendaten kauft. Die Antwort: Die Marktforscher von IMS Health beraten Pharma- und Gesundheitsfirmen, etwa mit Prognosen und Vermarktungsplänen für neue Produkte.

Als Informationsbasis sammeln die Mitarbeiter medizinische Daten von mehr als 260 Millionen Personen weltweit, inklusive aller Transaktionen mit Rezepten. 1,5 Cent zahlen die Händler für ein Rezept, rund 36 Milliarden solcher Datensätze kaufen sie jährlich ein.

Auf der Abnehmerseite stehen knapp 16.000 Kunden aus dem Gesundheitswesen, die für diese Informationen zahlen. Datenschützer wollen diese Praxis gern unterbinden. Und auch der Verband der Ersatzkassen fordert bereits seit Jahren ein Gesetz, das den Handel mit Rezeptdaten verbietet.