Viele Patienten nehmen Medikamente bewusst nicht ein

Von Alexander Kirschbaum
8. Januar 2013

Nicht immer nehmen Patienten die Medikamente auch wirklich ein, die ihr Arzt ihnen verschrieben hat. Schätzungen von Experten gehen davon aus, dass 20 bis 50 Prozent der verschriebenen Medikamente von den Patienten verschmäht werden. Die Tabletten landen entweder im Müll, oder werden bis zum Sankt-Nimmerleinstag im Arzneischrank aufgewahrt.

Diese Praxis verursacht nicht nur immense Kosten im Gesundheitssystem, sondern ist auch gefährlich für die Patienten. Professor Thomas Wilke von der Hochschule Wismar hat einmal die genauen Gründe unter die Lupe genommen, wieso Medikamente von vielen Patienten nicht eingenommen werden. Demnach sind nicht allein die Patienten an der Misere Schuld.

Viele Ärzte erklären die Einnahmeregeln nicht ausreichend genug, sodass die Patienten Medikamente aus Unsicherheit weglassen. Manchmal wird die Einnahme im hektischen Alltag auch einfach vergessen. Zudem sind Patienten mit schlechter Sehkraft gehandicapt, ebenso wie diejenigen, die mehrere verschiedene Wirkstoffe einnehmen müssen.

Die größte Sorge bereitet Wilke allerdings die Gruppe von Patienten, die die Medikamenteneinnahme heimlich ablehnt. Dies sind vor allem chronisch Kranke, die die Nebenwirkungen ihrer Medikamente besonders spüren, aber auch Menschen, die kein Geld für die Rezeptgebühr ausgeben wollen, oder sowieso skeptisch gegenüber Tabletten eingestellt sind.

Dem Arzt teilen sie ihre Verweigerungshaltung selten mit, sodass dieser häufig im Dunkeln tappt, wenn sich die Laborwerte von Patienten nicht verbessern. Als Konsequenz fordert Wilke ein neues Programm zur Verbesserung der Therapietreue in Deutschland.