Ungeeignet für Senioren und dennoch ständig verschrieben - viele Rezepte sind unüberlegt

Angeblich 20 Prozent der an Senioren verschriebenen Medikamente sind gar nicht für diese gedacht

Von Cornelia Scherpe
3. September 2012

Nach den beschriebenen Symptomen und einer eingehenden Untersuchung entscheiden sich Arzt und Patient in der Regel gemeinsam für eine Therapie. Nicht selten sind dabei auch Medikamente Teil der Behandlung und werden, insofern es sie nicht rezeptfrei in der Apotheke gibt, auf Rezept verschrieben.

Das Ausgeben von Rezepten soll verhindern, dass Menschen ohne medizinische Ausbildung an Mittel kommen, die für sie aus welchen Gründen auch immer ungeeignet sind. Neben der genauen Erkrankung, vorhandenen Zusatzerkrankungen und individueller Verfassung zählt auch das Alter zu diesen Gründen. Doch ausgerechnet bei diesem letzten Punkt scheinen die Ärzte nicht genau aufzupassen.

Eine Erhebung hat nun gezeigt, dass tatsächlich 20 Prozent aller Rezepte für Senioren gar nicht in deren Hände geraten sollten. Von allen Patienten jenseits der 65 Jahre bekommt jeder Fünfte ein Mittel verschrieben, das für sein Alter als potentiell extrem gefährlich gilt.

Vor allem mit Beruhigungsmitteln und Antidepressiva wird leichtsinnig umgegangen

Untersucht wurden Fälle, in denen sich Hausärzte um die Leiden ihrer Patienten kümmerten. Vor allen Dingen würde man sehr leichtsinnig mit Beruhigungsmitteln und mit Antidepressiva umgehen, so die Erhebung. Eigentlich gibt es zur Hilfe für Ärzte die sogenannte "Beers-Liste", in der alle Medikamente aufgeführt sind, die Menschen über 65 Jahren nicht mehr nehmen sollten.

Diese Liste ist nach Mark Beers benannt und wurde zuletzt 2003 aktualisiert. Kritikern ist auch dieses Datum ein Dorn im Auge. Eine neuere Fassung und eine strengere Einhaltung dieser Liste durch die Ärzte sollte dringend angestrebt werden.