Zuwenig Studien für Medikamentensicherheit bei Kindern

Noch nicht einmal die Hälfte der in Deutschland zugelassenen Arzneien auch für Kinder untersucht

Von Jutta Baur
1. Februar 2011

Kinder sollten eigentlich nur Arzneien bekommen, die auch hinreichend für kleine Körper ausgetestet sind. Dennoch werden immer wieder Medikamente verabreicht, die nicht genügend für Kinder-Bedürfnisse geprüft wurden. Das ist kein befriedigender Zustand für den Direktor des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin der Uniklinik Mainz, Professor Fred Zepp.

Mangel betrifft über die Hälfte der Medikamente

Seiner Ansicht nach fehlt es an Studien, die die Wirksamkeit und Verträglichkeit der Medikamente für den kindlichen Körper nachweisen. So sind noch nicht einmal die Hälfte aller in Deutschland zugelassener Arzneien auch für Kinder untersucht worden.

Das steht in krassem Widerspruch zur EU-Arzneimittelverordnung, wonach seit 2007 jede neue Medizin speziell auf Verträglichkeit für Kinder gestestet werden muss. Tatsächlich aber ist die Zahl der Studien nicht wesentlich gestiegen. Fünf Prozent der Studien befassen sich mit 12 bis 17 jährigen und lediglich zwei Prozent mit Kindern bis zu zwei Jahren.

Kindlicher Organismus reagiert anders auf Wirkstoffe

"Fälschlicherweise wird häufig angenommen, dass der Organismus von Kindern eine verkleinerte Version des Organismus von Erwachsenen ist", erklärt Professor Fred Zepp. Dabei wird außer Acht gelassen, dass gerade die inneren Organe noch nicht so funktionieren, wie bei Erwachsenen. Sie sind weitaus leichter zu schädigen. Cortison kann zum Beispiel das Wachstum beeinträchtigen.

Laut Zepp liegen die Ursachen für fehlende Studien auf finanziellem Gebiet. Verschiedene Forschungen sind unrentabel, da Kinder viel seltener chronisch krank sind und damit immer nur kurzzeitig Medikamente benötigen. Zudem sind Untersuchungsreihen mit Kindern deutlich aufwändiger und teurer, als bei Erwachsenen.