Harmlose Helferlein: Wie Placebos der Schulmedizin unter die Arme greifen

Ärzte verschreiben vermehrt Placebos - so sollen die wirkstofflosen Pillen wirken

Von Laura Busch
2. August 2010

Umfragen zufolge verschreiben mittlerweile etwa 50 Prozent aller Ärzte von Zeit zu Zeit Placebos. Dennoch ist der Ruf der Mittel nach wie vor schlecht, wie etwa der anhaltende Streit zwischen Schulmedizinern und Homöopathen zeigt. Dabei ist seit langem bekannt, dass ein Medikament immer auf zwei Wegen hilft: Durch seinen Wirkstoff und durch die Erwartung des Patienten, dass eine Besserung eintritt.

Die Wirkung entfalten Placebos dabei zum einen durch körpereigene Opiate und zum anderen durch Konditionierung, denn das Belohnungssystem des Hirns wird aktiviert. Deswegen haben sich Placebos in Tests mit Alzheimer-Erkrankten auch als sinnlos erwiesen, da ihr Gehirn zu angegriffen ist, um den Effekt herbeizuführen.

"Wir wissen aus der Forschung auch, dass ein Placebo stärker wirkt, wenn ein höherer Preis angenommen wird", führt Claudia Witt weiter aus. Sie ist Professorin für Komplementärmedizin an der Berliner Charité. Selbst die Farbe von Pillen könne noch einen Einfluss auf die Wirkung haben. Weil Menschen mit Rottönen Wärme assoziieren, seien rote Rheumatabletten sinnvoll. Gelb wirke bei Depressionen und blau beruhige und sei deswegen bei Schlaftabletten geeignet.