Ausgaben für Arzneimittel und Medikamente steigen stark an

Eine Studie der TU Berlin über die Arzneimittelversorgung in Deutschland zeigt einen drastischen Kostenanstieg

Von Ingo Krüger
16. Juni 2015

Die gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland mussten 2014 fast zehn Prozent mehr für Arzneimittel ausgeben als noch im Jahr zuvor. Damit stiegen die Kosten auf 33,3 Milliarden Euro zu und liegen damit erstmals wieder über dem Ausgabenniveau von 2010. Das zeigt eine Studie der TU Berlin über die Arzneimittelversorgung in Deutschland und 15 anderen europäischen Ländern.

Preisniveau neuer Medikamente

Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), der die Analyse in Auftrag gegeben hatte, machte das "weiterhin überdurchschnittliche Preisniveau" für neue Medikamente in Deutschland für die Preisentwicklung verantwortlich. So entfiel allein die eine Hälfte des Anstiegs von 2,95 Milliarden Euro auf neue teure Medikamente für die Behandlung von schwerkranken Hepatitis-C- oder Krebspatienten.

Kosten und Nutzen

Die Autoren der aktuellen Studie fordern, dass die Krankenkassen die Kosten für verschreibungspflichtige Präparate nur noch für die Patientengruppen übernehmen sollten, die auch wirklich einen Nutzen davon hätten. Derzeit gibt es in Deutschland praktisch für alle Versicherten eine umfassende Erstattungsfähigkeit. In den meisten europäischen Staaten sei dies anders, so die Verfasser.

Wer bestimmt den Preis?

Die Kassen bemängelten zudem, dass Pharmahersteller in Deutschland in den ersten zwölf Monaten nach der Zulassung eines neuen, innovativen Medikaments den Preis selbst festlegen dürften. Sie hätten somit die Möglichkeit, sich durch die Beitragszahler ein Jahr lang jeden beliebigen Preis finanzieren zu lassen, kritisierte der GKV-Vizevorsitzende Johann-Magnus von Stackelberg. In Zukunft müsste der zwischen Kassen und Herstellern ausgehandelte Preis bereits ab dem ersten Tag der Zulassung gelten.