Immunsuppression nach der Transplantation: Antikörper Alemtuzumab schützt Patienten wirksam

Von Cornelia Scherpe
29. Juli 2014

Der Antikörper Alemtuzumab wird in der Medizin schon länger eingesetzt. Ursprünglich war er 2001 als Wirkstoff gegen chronisch lymphathische Leu­kämie zugelassen worden. Als sich später herausstellte, dass der monoklonale Antikörper auch gegen multiple Sklerose hilft, nahm der Hersteller das Mittel gegen Leukämie vom Markt und führte den gleichen Wirkstoff unter anderem Namen nun als MS-Medikament ein.

Alemtuzumab als Immunsuppressiva

Dieser wirtschaftlich motivierte Schritt galt und gilt als sehr umstritten. Er belegt jedoch, dass Alemtuzumab mehrere Einsatzgebiete haben kann. Jetzt hat sich ein weiteres Gebiet dazu gesellt. Forscher fanden heraus, dass der Antikörper auch das Immunsystem sehr effektiv unterdrücken kann.

Dies ist für Patienten nach einer Transplantation interessant. Nach dem Erhalt des Spenderorgans müssen sie Medikamente einnehmen, die das eigene Immunsystem unterdrücken. Nur so kann man eine Abstoßungsreaktion verhindern. Doch auch effektive Mittel zur Immunsuppression helfen nicht immer und eine Abstoßung tritt ein.

Einnahme von Alemtuzumab verringert Abstoßungsquote um die Hälfte

Laut den aktuellen Studienergebnissen verbessert Alemtuzumab die Rate der Organannahme stark. Die Quote der Abstoßungen im ersten halben Jahr wurden unter der Einnahme halbiert. Von 426 Patienten, die den monoklonale Antikörper statt gängiger Immunsuppressiva erhielten, erlebten nur 31 eine Abstoßungsreaktion. Dies entspricht einer erfreulich niedrigen Quote von nur 7,3 Prozent. In der Gegengruppe mit ebenfalls 426 Patienten erlitten 68 eine Abstoßung. Dies entspricht bereits 16 Prozent.

Dieser Erfolg geht auf die besondere Wirkungsweise von Alemtuzumab zurück. Viele derzeitigen Mittel zur Immunsuppression greifen so in den Organismus ein, dass die T-Zellen der Abwehrkräfte gehemmt werden. Sie können also nicht mehr effektiv gegen körperfremde Zellen vorgehen. Alemtuzumab jedoch geht über das Hemmen hinaus. Der Antikörper zerstört die T-Zellen.

Dieses radikale Vorgehen erhöht damit die Wirkung einer Immunsuppression stark und verbessert so die Quote nach der Organtransplantation. Zu schweren Infektionen, wie manche Ärzte befürchtet hatten, kam es unter dem Antikörper nicht. In beiden Gruppen lag die Infektionsquote bei 32 Prozent.