Neue Medikamente bringen kaum Vorteile für Patienten

Von Dörte Rösler
3. April 2014

Wenn neue Medikamente auf den Markt kommen, weckt das in Patienten große Hoffnungen. Häufig zu Unrecht, wie der aktuelle TK-Report zeigt. Nur drei von 20 Wirkstoffen, die 2011 eingeführt wurden, sind tatsächlich besser als bisherige Pillen. Bei sieben Medikamenten musste der Hersteller nachträglich mit einem "Rote-Hand-Brief" über Risiken informieren, die bei der Zulassung noch nicht bekannt waren.

Kaum Innovationen bei neuen Arzneimitteln

Nach dem Gesetz zur Neuordnung des Arzneimittelmarktes müssen Pharmafirmen vor der Zulassung neuer Wirkstoffe nachweisen, dass diese tatsächlich einen therapeutischen Fortschritt bringen. In der Praxis werden die Forderungen allerdings nicht erfüllt. In ihrer Studie stufen die Wissenschaftler der Uni Kiel die Hälfte der analysierten Pillen als wenig innovativ ein.

Forderung von Spätbewertungen eventueller Nebenwirkungen

Hauptkritikpunkt ist die mangelnde Prüfung von Nebenwirkungen, etwa in der Langzeitanwendung. So mussten für sieben Mittel nachträgliche Warnhinweise an die Ärzte verschickt werden. Die Forscher plädieren deshalb, neue Wirkstoffe standardmäßig einer Spätbewertung zu unterziehen, um Nutzen und Risiken für Patienten objektiv beurteilen zu können.

Zudem kritisieren die Gesundheitswissenschaftler, dass Pharmafirmen vor allem lukrative Medikamente auf dem Markt bringen, etwa für die Krebstherapie oder Multiple Sklerose. Da Ärzte bei diesen Krankheiten kaum Behandlungsalternativen hätten, ließen sich hohe Preise durchsetzen.