Sofortige Therapie bei HIV-Infektion senkt Gefahr auf Komplikationen

Wer positiv auf HIV getestet wird, sollte statt abzuwarten sofort eine antiretrovirale Therapie beginnen

Von Cornelia Scherpe
1. Juni 2015

Besteht der Verdacht auf eine Infektion mit den HI-Viren, sollten Betroffene sofort einen Arzt aufsuchen und den Verdacht ansprechen. Eine aktuelle Studie zeigt, wie entscheidend ein früher Beginn der antiviralen Therapie ist. Wer die Behandlung gegen HIV zeitnah beginnt, der kann damit die eigene Gefahr für Komplikationen halbieren.

Gruppe musste warten bis CD4-Wert auf unter 350 Zellen/mm3 sank

Die Studie mit 4.685 HIV-Infizierten umfasste Männer und Frauen, die im Schnitt 36 Jahre alt waren. Keiner stand unter einer antiviralen Therapie, da die CD4-Werte über 500 Zellen/mm3 lagen, was noch als Normalwert gilt.

Man bildete zwei Gruppen und begann bei einer Gruppe sofort mit der Behandlung. Alle anderen mussten abwarten, bis der CD4-Wert unter 350 Zellen/mm3 sank.

Studie vorzeitig abgebrochen

Die eigentlich bis 2016 angesetzte Studie wurde nun vorzeitig beendet, da die Zwischenergebnisse klar zeigen, wie wichtig eine frühe Therapie ist. Es war daher ethisch nicht mehr vertretbar, andere Patienten auf ihren Behandlungsbeginn warten zu lassen.

In Gruppe Eins mit sofortiger Therapie kam es bei 41 Patienten zu

  • Aids,
  • einer anderen schweren Erkrankung oder
  • dem Tod.

In der Kontrollgruppe hatten 86 Patienten eine solches Ereignis. Das ergab bei frühem Therapiestart eine verringerte Risikorate von 53 Prozent.

Mediziner raten einigen HIV-Infizierten bisher zum Abwarten

Die neuen Studienergebnisse dürften sich direkt auf die derzeitigen Therapieempfehlungen auswirken. Bisher wird nicht jedem Patienten mit positivem HIV-Test sofort zu einer antiviralen Behandlung geraten. Unter manchen Voraussetzungen raten die Mediziner zum Abwarten. Ganz am Anfang der Entwicklung wurde sogar nur Aids-Patienten zur Therapie geraten.

Dies hat sich in den letzten Jahren zu HIV-Patienten ohne Aids-Ausspruch verschoben. Erst galt der CD4-Grenzwert von 200 Zellen/mm3, dann der Wert 350 und aktuell 500. Die Studie zeigt jedoch, dass man gar nicht an diese Werte denken sollte, sondern allein der positive HIV-Test zählt.