ADHS-Risiko beim Kind steigt, wenn Schwangere Valproinsäure einnehmen

Aufgrund vielfältiger Risiken für das Ungeborene sollte Valproinsäure in der Schwangerschaft ohnehin gemieden werden

Von Cornelia Scherpe
16. Januar 2019

Bei Kindern mit ADHS, der Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung, liegen zu 75 Prozent genetische Gründe als Auslöser vor. Durch veränderte Strukturen kann das Gehirn der Betroffenen die Reize nicht so effektiv filtern. Die Veranlagung dafür entsteht vor der Geburt. Es bleiben bei den Ursachen jedoch 25 Prozent, die auf Umweltfaktoren zurückgehen. Damit sind nicht nur Dinge gemeint, die dem Kind nach der Geburt begegnen, sondern auch Einflüsse während der Schwangerschaft.

Forscher suchen schon länger nach Faktoren, die eine werdende Mutter beeinflussen kann. Eine aktuelle Studie bringt Valproinsäure ins Spiel.

Wissenschaftler sahen sich das dänische Patientenregister an und konnten dort 580 Kinder ausfindig machen, deren Mütter nachweislich Valproinsäure während der Schwangerschaft genommen hatten. Valproinsäure wird unter anderem bei Epilepsie, aber auch bei Migräne sowie psychischen Störungen verschrieben. Der Wirkstoff wird von Ärzten allerdings bevorzugt nur an Frauen jenseits des gebärfähigen Alters oder an Frauen, die gewissenhaft verhüten, verschrieben. Es ist bekannt, dass Valproinsäure negativ auf Ungeborene wirkt. In Studien hatten rund zehn Prozent der Kinder körperliche Fehlbildungen erfahren und 4,4 Prozent litten an einer Autismus-Spektrum-Störung. Insgesamt lag der IQ der Kinder sieben bis zehn Punkte unter dem Durchschnitt.

Nun zeigt die neuste Auswertung der 580 Kinder aus Dänemark, dass auch ADHS zu den Risiken gehört. Man stellte die Jungen und Mädchen einer Kontrollgruppe von 912.722 Gleichaltrigen gegenüber und stellte ein vermehrtes Auftreten von ADHS fest. 49 der Kinder mit Kontakt zu Valproinsäure vor der Geburt hatten ADHS bekommen. Das sind insgesamt 8,4 Prozent der Teilgruppe. Da die Kontrollgruppe deutlich darunter lag, bestätigt dies laut den Forschern die schädigende Auswirkung der Valproinsäure.

Frauen mit Kinderwunsch sollten vor der Schwangerschaft das Mittel in Absprache mit dem Arzt möglichst gegen Alternativen austauschen.