Arme reiche Gesellschaft: Immer mehr Menschen nehmen Antidepressiva

Von Nicole Freialdenhoven
27. November 2013

In den wohlhabenden Ländern der Erde werden immer häufiger Antidepressiva verschrieben. Dies stellte die neue Studie "Health at a Glance 2013" der OECD fest, die in London veröffentlicht wurde.

An der Spitze liegen Australien, Kanada und Island: Auf der nordeuropäischen Insel wurden in einem Jahr pro 1000 Einwohnern 100 Tagesdosen Antidepressiva verschrieben.

Deutschland liegt nach Angaben der OECD im Mittelfeld: Hier kamen im Jahr 2011 auf tausend Einwohner "nur" 56 Dosen.

Eher Verschreibung von Medikamenten als einer Therapie

Auffällig dabei ist die stark steigende Zahl der Antidepressiva-Rezepte. Vermutet wird, dass Ärzte heute leichtfertiger Medikamente schon bei leichten bis mittelschweren depressiven Verstimmungen verschrieben, statt den Betroffenen eine Psychotherapie zur Behandlung anzubieten.

Auch die Wirtschaftskrise könnte für den starken Anstieg in den letzten Jahren verantwortlich sein. In stark betroffenen Ländern wie Spanien und Portugal wurden 20% mehr Antidepressiva verschrieben als noch vor zehn Jahren.

Die derzeitige Lage in Deutschland

Dies steht jedoch im Kontrast zu Deutschland, das glimpflich durch die Wirtschaftskrise kam: Hier stieg die Zahl der Verschreibungen zwischen 2007 und 2011 sogar um 46 Prozent.

Deutsche Experten erklären dies damit, dass die Deutschen seit einigen Jahren einfach viel offener mit dem Thema umgehen und eher Hilfe suchen. Dazu passt eine andere erfreuliche Statistik: Gab es vor 30 Jahren noch rund 18.000 Selbstmorde pro Jahr, sind es heute nur noch 10.000.